Nachhaltige Portfoliokonstruktion: Worauf Investorinnen und Investoren achten sollten

Angesichts der dramatischen Auswirkungen für das Klima durch die stetig zunehmende Nutzung von fossilem Kohlenstoff stellen sich auch Investorinnen und Investoren immer häufiger folgende Frage: Wie kann durch gezielte Lenkung von Finanzströmen die bisherige unweigerlich in einer globalen Katastrophe endende Entwicklung gebremst, gestoppt oder gar umgekehrt werden. Als Antwort darauf wird dem nachhaltigen Anlegen immer mehr Bedeutung beigemessen. Die BKB unterstützt Anlegerinnen und Anleger durch geeignete Produkte und Instrumente. Doch wie lässt sich nachhaltiges Anlegen mit konventionellen Ansätzen vereinen? Eine grobe Einordnung.
Am 28.06.2022 in N° 1/2022 von Dr. Christian Müller

Der Ausgangspunkt für die (auch nachhaltige) Portfoliokonstruktion ist immer die Verbindung von Anlageziel und Zeithorizont im Kontext von Risikofähigkeit und bereitschaft zu einem Risikoprofil. Danach folgt eine zum Risikoprofil passende Strukturierung der Anlagen in Form einer Strategischen Asset-Allokation (SAA). Hierbei werden renditestarke Anlageklassen mit ren-diteschwächeren gemischt, wodurch eine überproportionale Risikoreduktion erreicht werden kann (siehe Abb. 11).

Kaum jemand verfügt in Analogie zu Pensionskassen über eine langfristige, verlässliche und detaillierte Finanzplanung. Die Finanzplanung von Privatpersonen muss unvorhersehbaren Ereignissen Rechnung tragen und Anlagen müssen kurzfristig liquidiert werden können. Einige auch unter dem Nachhaltigkeitsaspekt interessante Anlageklassen wie Private Equity oder Private Infrastructure können daher bei der Konstruktion einer Anlagestrategie häufig nicht berücksichtigt werden.

Abb. 11: Überproportionale Risikoreduktion durch einen Mix von Anlageklassen

Abb. 12: Anlageklassen und ihre Investierbarkeit unter dem Nachhaltigkeitsaspekt

 

Anlageklasse

Kurzfristige Liquidation
möglich

Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten




Aktien



  • entwickelte Märkte
ja ja
  • Schwellenländer
ja ja
  • Large Caps
ja ja
  • Small/Mid Caps
ja ja



Obligationen



  • entwickelte Märkte
ja
ja
  • Schwellenländer
ja
ja, nur wenige Fonds
  • Hochzins
ja
ja, nur wenige Fonds
  • kurze bis mittlere Laufzeiten
ja
ja, nur wenige Fonds

Immobilienfonds

eingeschränkt
ja, nur wenige Fonds

Gold (physisch)

ja

ja, nur wenige Fonds

Rohstoffe (Futures)

ja

nein

Hedgefonds

eingeschränkt

eingeschränkt

Private Equity

nein

ja, nur wenige Fonds

Private Infrastructure

nein ja, nur wenige Fonds

 

Erläuterungen zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten

Ja: Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten ist grundsätzlich möglich und zahlreiche Produkte stehen zur Verfügung. Ja, nur wenige Fonds: Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten ist grundsätzlich möglich, jedoch werden nur wenige Produkte angeboten. Eingeschränkt: Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten ist nur eingeschränkt möglich. So sind Nachhaltigkeitskriterien im Bereich Hedgefonds am ehesten bei Equity L/S und Relative Value-Strategien umsetzbar. Dies jedoch nur theoretisch der Fall. Denn sobald Futures zum Einsatz kommen, sind auch diese Strategien nicht mehr nachhaltig umsetzbar. Ansonsten leben Hedgefonds davon, in ihren Zielmärkten verhältnismässig uneingeschränkt unterwegs sein zu können. Strenge Nachhaltigkeitsfilter sind damit nicht kompatibel.

Nein: Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten ist nicht möglich. Am Beispiel der Rohstoff-Futures: Die Unterscheidung zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Futures ist nicht möglich.

Auf einzelne liquide Anlageklassen gehen wir nachfolgend näher ein. Dabei beleuchten wir den Wirkungsmechanismus und weisen auf besondere Renditechancen hin.

Aktien: Suche nach Firmen in der Transition zu mehr Nachhaltigkeit

Langfristig ist zu erwarten, dass immer mehr Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen. Dies dürften sie nicht nur aufgrund regulatorischer und gesetzlicher Vorgaben, sondern auch aus Image- und Renditegründen tun. Regional bzw. national werden hierbei noch längere Zeit erhebliche Unterschiede zu beobachten sein. Eine direkte Wirkung auf die Unternehmen mittels Einflussnahme durch Investorinnen und Investoren ist jedoch nur in Ausnahmen denkbar.

Das stetig wachsende Interesse, in nachhaltige Unternehmen zu investieren, könnte für eine Übergangszeit zu einem Anstieg der Aktienkurse dieser Firmen führen. Die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Unternehmen wird auch mit einem grösseren Angebot einhergehen. Ein solches Umfeld ermöglicht Zusatzrenditen (Alpha). Hierzu müssen Unternehmen identifiziert werden, die unmittelbar vor der Transformation zu nachhaltigerem Wirtschaften stehen oder eine ESG-intensivere Unternehmenskommunikation aufbauen, die eine Erhöhung des ESG-Ratings zum Ziel hat. Im Fokus stünden somit Unternehmen mit einem noch relativ schlechten ESG-Rating.

Obligationen: Fokus auf Unternehmen mit gutem ESG-Rating

Bislang können sich nachhaltige Unternehmen bei der Emission von Anleihen noch nicht günstiger finanzieren. Mittelfristig ist dagegen denkbar, dass nicht nachhaltige Unternehmen eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit aufweisen und darum ihre Kreditkosten steigen. Dadurch dürfte mit der Zeit auch eine gewisse Korrelation zwischen ESG- und Kredit-Ratings sichtbar werden. In dieser Übergangsphase könnte der Wert von Obligationen mit schlechterem ESG-Rating sinken. Bei Anlagen in Obligationen ist es daher eine gute Idee, sich auf Unternehmen mit gutem ESG-Rating zu konzentrieren.

Für die ESG-Bewertung von Unternehmen bestehen bislang kaum verbindliche Standards. Die existierenden ESG- Bewertungen erlauben für ein einzelnes Unternehmen teilweise keine einheitlichen Einschätzungen. Das bedeutet, dass mit einer Positionierung auf Unternehmen mit erhöhtem ESG-Rating keinesfalls die Diversifikation signifikant verringert werden sollte. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Obligationenfonds, die ESG-Kriterien berücksichtigen oder sich auf ESG-Indizes beziehen. Damit können auch Investorinnen und Investoren mit kleinerem Vermögen diversifiziert in nachhaltige Obligationen investieren.

Nach drei Jahrzehnten sinkender Zinsen scheint eine Zinswende wahrscheinlich. Wir empfehlen, sich auf kürzere Duration als der breite Markt zu positionieren. Mit unseren beiden nachhaltigen Obligationenfonds (BKB Sustainable Bonds CHF Domestic/Foreign) konnten wir eine Markt lücke schliessen: die Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei deutlich verkürzter Duration bzw. Laufzeit der Obligationen. Beide Fonds wurden ursprünglich für unsere Anlagelösungen und Vermögensverwaltungsmandate konzipiert und kommen in diesen zum Einsatz.

Immobilienfonds: Studienlage zu nachhaltigen Immobilienanlagen ist noch schlecht

Nachhaltige Fonds suchen Immobilien, die ressourcenschonend gebaut oder modernisiert sowie möglichst energiearm bzw. nicht mit fossilen Energien betrieben werden. Die nachhaltige Wirkung ist somit direkt und hoch.
Die Studienlage zu den Auswirkungen auf Rendite und Risiko der Anlageklasse im Vergleich zu konventionellen Immobilienanlagen ist leider schlecht. Auch statistisch-analytische Vergleiche sind aufgrund der erst seit wenigen Jahren verfügbaren Fonds kaum möglich. Möglicherweise ist die mit nachhaltigen Immobilien erzielbare Rendite höher als bei konventionellen Immobilienanlagen, da Bewohnerinnen und Bewohner für die eingesparten Nebenkosten bereit sind, eine höhere Miete zu bezahlen. Andererseits könnte die eingesetzte Haustechnik weniger haltbar und diese dadurch längerfristig teurer im Unterhalt sein. Die höheren Baukosten und die dadurch höhere Abschreibung dürften sich ebenfalls negativ auf die Rendite auswirken.

Gold: Zur Diversifikation derzeit nur in Ausnahmefällen verfügbar

Durch direktes Engagement in Unternehmen bei der Gewinnung von Gold sowie zunehmend erfolgreiches Recycling kann inzwischen in Gold investiert werden, welches als nachhaltig gewonnen betrachtet werden darf. Die verfügbaren Mengen, bspw. Fairtrade-Gold von Max Havelaar, sind jedoch noch sehr gering. Somit steht Gold das grundsätzlich zur Diversifikation geeignet ist für die Konstruktion einer nachhaltigen Anlagestrategie nur in Ausnahmefällen zur Verfügung.

Nachhaltige Strategische Asset Allocation: Kein Nachteil zu erwarten


Wie vorgängig beschrieben, sind langfristig keine Auswirkungen auf Rendite und Risiko der einzelnen betrachteten Anlageklassen zu erwarten. In einer Übergangsphase öffnen sich jedoch insbesondere bei Aktien und Obligationen Möglichkeiten, eine Zusatzrendite zu generieren. Daran kann man durch eine entsprechende Selektion der eingesetzten Fonds partizipieren. Der grundsätzliche Mangel an investierbaren nachhaltigen Instrumenten für die Anlageklassen Rohstoffe und Hedgefonds dürfte kurz bis mittelfristig bestehen bleiben. Diese Anlageklassen werden somit in einer konsequent nachhaltig ausgerichteten Strategie weiterhin fehlen. Das bedeutet in bestimmten Marktphasen zwar ein schlechteres Rendite-Risiko-Verhältnis, das jedoch durch die Opportunitäten von Zusatzrenditen kompensiert werden dürfte. Somit gehen wir davon aus, dass eine nachhaltige Strategische Asset Allocation gegenüber einer konventionellen längerfristig keinen Nachteil darstellen sollte.
Grafik: Die ESG-Kriterien, definiert von den Vereinten Nationen, dienen der Bewertung von Nachhaltigkeit in den drei Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung beinhaltet der globale Plan zur Förderung von nachhaltigem Frieden und Wohlstand sowie zum Schutz unseres Planeten. Seit 2016 arbeiten alle Länder daran, diese gemeinsame Vision zur Bekämpfung der Armut und zur Reduzierung von Ungleichheiten in nationale Entwicklungs pläne zu überführen.
«Erfolgreich nachhaltig anlegen ist durchaus anspruchsvoll. Wir unterstützen Sie gerne dabei.»

Dr. Christian Müller

Senior Economist

Rechtliche Informationen

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Verbot bestimmter Mitarbeitergeschäfte
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Hinweis auf Bewertungsgrundlagen und -methoden –Sensitivität der Bewertungsparameter 
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