Aktives Investieren: In fünf Schritten zum nachhaltigen Anlageerfolg

Analysen und die Auswahl von Aktien gehörten schon immer zum Metier von Banken. In jüngster Zeit übernimmt das immer öfter der Computer. Auch wir bieten inzwischen computergestützte Anlageprodukte an. Bislang in der Strategie, bald auch in der Aktienauswahl.
Am 29.06.2022 in N° 1/2022 von Dr. Rolf Wetzer, Finanzanalyst

In Sport und Kultur entscheiden oftmals Emotionen über Sieg oder beste Darbietung, nicht die Fähigkeiten der Akteure. Sportler und Künstler blenden vielfältige Ablenkungen aus und fokussieren sich auf die wesentlichen Dinge. Erfolg entsteht durch den Abruf von Routinen. Auch an der Börse beeinflussen Verlustängste, Zögern, Unentschlossenheit, Zweifel oder Selbstüberschätzung das Ergebnis. Die Akteure sind zaghaft, weil sie nie alle Informationen in ihre Entscheidungen einbinden können. Wer täglich tausende Aktien beurteilen soll, steht vor einer Herkulesaufgabe. Es gilt, einen jährlich um 35 % wachsenden Datenberg zu analysieren, um letztlich einige wenige Aktien auszuwählen. Ob diese Entscheidungen dann richtig sind, lässt sich leider erst im Nachgang am erzielten Ergebnis feststellen.

Vom «Stockpicking» und Lottospielen

Können Investorinnen und Investoren überhaupt wie in manchen Hochglanzprospekten behauptet die «besten» Aktien aus einem grossen Anlageuniversum auswählen? Und wie gross ist die Chance, diese im Vorfeld auch zu finden? Hier gibt es eine Analogie zum Lottospiel. Die Chance, sechs richtige Zahlen aus 42 möglichen zu bestimmen, ist praktisch null. Gemessen an der Chance, durch Stockpicking beispielsweise die künftig besten 30 Aktien aus einem Universum von 300 oder gar 1600 Aktien zu wählen, ist Lotto hingegen ein faires und chancen reiches Spiel. Wer sich jedoch nicht ständig nur auf sein Glück verlassen möchte, greift gerne auf bewährte Strategien zurück, deren Erfolg man zumindest für die Vergangenheit beurteilen kann.
Investorinnen und Investoren wählen beispielsweise Aktien, die schneller steigen als andere, die Trends folgen, günstig sind, die wenig schwanken, einem Sektor angehören, der dem Zeitgeist folgt, glänzende Zukunftsaussichten haben oder schlicht nicht allzu gross sind. Profis nennen diese Eigenschaften «Faktoren».

Davon gibt es sehr viele, ohne dass sich jedoch bislang ein Königsweg herausschälen konnte. Ihnen ist gemeinsam, dass sie die zur Verfügung stehenden Aktienuniversen durch Ausschluss verkleinern, oder zumindest in eine Reihenfolge bringen. Dabei kommt Heuristik zum Einsatz. Das ist die Kunst, mit begrenztem Wissen und wenig Zeit zu praktikablen Lösungen zu kommen.
Folgendes Beispiel soll dieses Vorgehen verdeutlichen. Das Ziel ist, ein regelgebundenes Schweizer oder globales Aktienportfolio zu erstellen, das erfolgreich, nachhaltig und aktiv bewirtschaftet ist. Es soll sich klar und erkennbar von einem Aktienindexprodukt unterscheiden. Dies erreicht man in mehreren Schritten.

In fünf Schritten zum aktiv bewirtschafteten Portfolio

Zuerst schliesst man alle Aktien aus, die entweder kaum gehandelt werden, oder deren Geschäftsmodell auf Rüstung, Umweltschäden, Alkohol, Glücksspiel oder Ähnlichem basiert. In einem zweiten Schritt wird die Nachhaltigkeit der verbliebenen Aktien eingeschätzt. Um philosophische Debatten über das Thema oder die eigene Befangenheit in der Analyse zu vermeiden, stützt man sich dabei auf einen anerkannten Standard, wie ihn MSCI mit seinen ESG-Ratings liefert. Damit lässt sich der Grad der Nachhaltigkeit einzelner Aktien vergleichen und die nachhaltige Entwicklung einer Aktie im Zeitablauf messen.

Im dritten Schritt ist die Attraktivität jeder einzelnen Aktie einzuschätzen. Warum sollte man gerade eine bestimmte Aktie auswählen? Mit dieser Aufgabe wird der Computer betraut. Dieser hält Ausschau nach Aktien, die sich über unterschiedliche Zeiträume hinweg besser entwickelt haben als andere Aktien. Er sucht also die besten Langläufer oder die besten Sprinter unter den Aktien. Zudem bevorzugt er Werte, die möglichst wenig schwanken. Die Fachwelt nennt diese Effekte Momentum und Low Volatility. Da es sich um rechnerische Grössen handelt, lassen sich die Ergebnisse in einer Rangfolge darstellen.

Im vierten Schritt erfolgt die Konstruktion des Portfolios. Hierin liegt der deutlichste Unterschied zu indexnahen Produkten. Passive Portfolios spiegeln den Index: Es gibt wenige schwer und viele leicht gewichtete Aktien. Aktive Portfolios hingegen enthalten deutlich weniger Aktien und sind anders gewichtet. Dadurch entsteht das sogenannte Abweichungsrisiko. In unserem Beispiel werden nur zwischen 30 und 50 Titel gekauft, jeweils mit gleichem Kapitaleinsatz. Die Gewichtung der einzelnen Werte schwankt somit zwischen 2 % und 3 %. Nachdem Verfügbarkeit, Nachhaltigkeit, Aktieneinschätzung sowie Struktur des Portfolios geklärt sind, gilt es im fünften und letzten Schritt, die Plätze im Aktienportfolio zu befüllen. Neben den genannten Kriterien können auch noch Regeln zur Selektion von Geschäftsmodellen, Branchen, Ländern oder Währungen in Form fester Quoten mit einfliessen. Ist dies geschehen, füllt man die Plätze entsprechend den zuvor ermittelten Aktien-Ranglisten von oben nach unten.

Tägliche Routinen und definierte Prozesse machen den Unterschied

Damit erreicht man aller Voraussicht nach nicht «das beste Portfolio», aber ein sehr nachhaltiges, mit einer Chance auf hohe Wertsteigerung bei geringer Schwankung. Da sich Märkte dynamisch verändern, muss dieses Vorgehen monatlich wiederholt und das Portfolio falls nötig neu ausgerichtet werden. Zu guter Letzt: Um zu verhindern, dass einzelne Ausreisser das gesamte Ergebnis belasten, gilt zudem eine Absicherungsregel. Stark fallende Aktien werden ab einem bestimmten Punkt verkauft oder durch andere ersetzt.

«Erfolg ist kein Zufall. Er ist das Ergebnis von harter Arbeit, Ausdauer, Lernen, Studieren, Aufopferung und vor allem Liebe zu dem, was du tust oder dabei bist zu lernen.»
Pelé, ehemaliger Fussballspieler und dreimaliger Weltmeister
Erfolg kann an Finanzmärkten niemand garantieren. Allerdings erlaubt die beschriebene Vorgehensweise zumindest eine Beurteilung der Vergangenheit. Ist die Vorgehensweise gewinnbringend, kann man sich an einen Prozess halten, ohne sich im Informationsdickicht zu verlieren. Mit einem Plan und einer Fokussierung auf die tägliche Routine gelingt es, den Einfluss negativer Emotionen auszublenden. Spitzenathleten und Künstler wissen, dass diese Fähigkeit letztlich den Unterschied ausmacht. Wir haben uns dieser Herausforderung gestellt und werden im Sommer zwei solche Aktienfonds anbieten.
Fotos: Sieg oder Niederlage – wie beim Sport kann man auch an der Börse die Ergebnisse nicht vorhersehen. Erfahrung und Routine ermöglichen es uns, erfolgreich zu handeln. Um noch effektiver und effizienter reagieren zu können, bieten wir zukünftig eine vom Computer erstellte Aktienauswahl an.
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