Obligationen: Nachhaltigkeit etabliert sich immer mehr als Auswahlkriterium

Aus Investorensicht ist das Thema Nachhaltigkeit nicht mehr wegzudenken. Darum gewinnen ESG-Überlegungen auch im Portfoliomanagement von Obligationen immer mehr an Bedeutung. Warum ist das so und wie führt dies langfristig zu stabileren Erträgen?
Am 30.06.2022 in N° 1/2022 von Claudio Paonessa und Maurizio Gagliano, Portfoliomanager

Lange Jahre trat die Nachhaltigkeitsrevolution vor allem bei Aktienanlagen in Erscheinung. In jüngster Zeit etablieren sich ESG-Standards auch bei Investitionen im Zinsbereich, sprich bei Obligationen. Diese Entwicklung lässt sich nur teilweise mit der mittlerweile hohen Datenverfügbarkeit in diesem Anlagesegment erklären.

Von der Kunst der Obligationenanlage und der Einschätzung von Risiken

Beim Risikoprofil einer Obligation verhält es sich im Vergleich zu jenem einer Aktie genau umgekehrt: Eine Aktie kennt preistechnisch und theoretisch keine Kursobergrenze. Eine Obligation hingegen wird stets «nur» zum Nominalwert zurückbezahlt, wirft aber während der Laufzeit Couponerträge ab. Im schlechtesten Fall kann das emittierende Unternehmen die Zinsen sowie die Rückzahlung bei Fälligkeit nicht bedienen und muss Insolvenz beantragen es entsteht ein hoher Wertverlust. Somit steht einem begrenzten «Upside-» ein deutlich höheres «Downside-Potenzial» gegenüber. Die Kunst der Obligationenanlage besteht nun darin, höhere Schuldnerrisiken in Kauf zu nehmen, mit der Aussicht auf einen höheren Coupon-Ertrag, und gleichzeitig einen Ausfall zu vermeiden. Dabei helfen die Kreditratings von grossen Ratingagenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch, die Ausfallwahrscheinlichkeit von Obligationen einzuschätzen: Eine höhere Bonität bedeutet tiefere Erträge sprich das Risiko ist tiefer und entsprechend auch die Rendite.

Bei den ESG-Faktoren lässt sich dieser Zusammenhang nur bedingt beobachten. Kreditratings haben sich seit dem Ende des 20. Jahrhunderts als wichtigste Orientierungsgrösse für Obligationen-Investorinnen und -Investoren etabliert, die Divergenzen zwischen den Einstufungen der einzelnen Ratingagenturen sind klein. Anders verhält es sich bei den Nachhaltigkeitsratings, die aufgrund von nach wie vor fehlenden einheitlichen Standards stärker divergieren. Somit können sich Obligationen-Investorinnen und -Investoren nicht auf einen einheitlichen ESG-Standard beziehen, wodurch Nachhaltigkeitsaspekte in der täglichen Preis findung unterschiedlich stark Eingang finden.

Durch den Einbezug von ESG-Kriterien können Verlustrisiken reduziert werden.

Von ESG-Kriterien, Renditeabschlägen, Kreditratings …

Ein Renditeeffekt von ESG-Kriterien lässt sich bei sogenannten Green Bonds ausmachen. Diese binden den Erlös der Emission an vordefinierte ökologische Verwendungszwecke, was im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen bei demselben Schuldner unter Umständen zu Renditeabschlägen führt («Greenium»). Trotzdem besteht zwischen ESG- und Kredit-Ratings ein wesentlicher Zusammenhang: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Schuldner im Segment der Unternehmensanleihen (nicht staatliche Firmen) umso stabilere Krediteinstufungen erhalten, je besser ihre Nachhaltigkeitsratings ausfallen.1 Somit laufen Obligationen mit einem tiefen ESG-Rating stärker Gefahr, bei der fortlaufenden Krediteinschätzung der Ratingagenturen unvermittelt heruntergestuft zu werden, also ein schlechteres Kreditrating zu bekommen.

… und stabileren Obligationen-Erträgen

Im Portfoliomanagement gibt es zwischen Aktien und Obligationen einen weiteren entscheidenden Unterschied: die Einflussnahme, sprich das Engagement. Während Aktionäre als Eigenkapitalgeber Einfluss auf die Unternehmensführung nehmen können, fehlt diese Komponente bei Obligatio nären resp. Fremdkapitalgebern. Ohne aktive Einflussnahme ist der Fokus auf nachhaltige Schuldner somit umso wichtiger. Durch die Verwendung von ESG-Kriterien tragen nachhaltig ausgerichtete Obligationenfonds nicht nur zu einer nachhaltigen Zukunft bei, sondern reduzieren zu sätzlich die Verlustrisiken in den Portfolios und generieren damit langfristig stabilere Erträge.

1 Ben Dor/Desclée/Dynkin/Hyman/Polbennikov, 2021

BKB: Unser zweistufiger Obligationen-Auswahlprozess

Das BKB Asset Management berücksichtigt das Thema Nachhaltigkeit bei der Zusammenstellung von Obligationenfonds und Kundenportfolios auf systematische Art und Weise. Dabei durchlaufen die Anleihe-Emittenten einen einen zweistufigen Prüfungsprozess:

In einem ersten Schritt schliessen wir kontroverse Umwelt- und Sozialthemen aus, die auf Konzernebene der BKB definiert sind. Dazu zählen bspw. der Abbau von Kohle, die fossile Energieerzeugung oder die Produktion von Kriegsmaterial. Die Motivation für diesen Schritt besteht darin, dass unsere Geschäftstätigkeit Auswirkungen haben kann, die als gesellschaftlich kritisch erachtet werden oder einer nachhaltigen Entwicklung zuwiderlaufen. In einem zweiten Schritt werden gewisse Unternehmen und Branchen gänzlich ausgeschlossen, deren Geschäftsfelder nicht mit bestimmten moralischen Wertvorstellungen (bspw. Alkohol, Tabak, Glücksspiel) oder Standards (Verstösse gegen Menschenrechte oder Umweltschutzbestimmungen) in Einklang gebracht werden können.

Beim nachhaltigen Anlageansatz der Basler Kantonalbank wird zudem sichergestellt, dass nur in jene Unternehmen investiert wird, die innerhalb ihres Sektors hinsichtlich der Kriterien Ökologie, Soziales und Governance bessere Leistungen erbringen als ihre Mitbewerber. Neben den zuvor erwähnten zahlreichen Ausschlusskriterien kommt deswegen auch ein Best-in-Class-Ansatz zur Anwendung. Als effektiv erachten wir diesen Nachhaltigkeitsfilter dann, wenn mindestens die 50 % schlechtesten Unternehmen branchenweit nicht investierbar sind. Die Emittenten (Unternehmen und Staaten) werden gemäss spezifischer Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-(ESG-) Kriterien analysiert und bewertet.

Bei unseren selbst verwalteten nachhaltigen Anlageprodukten selektieren wir die Branchenleader gemäss den Nachhaltigkeitsratings von MSCI, dem weltweit grössten ESG-Rating-Anbieter. Die MSCI-Bewertungsskala erstreckt sich von AAA bis CCC. Bei Direktanlagen in Aktien und Obligationen investieren wir nur in Aktien und Obligationen, die ein MSCI-Rating von mindestens A aufweisen. In Ausnahmefällen ist auch ein MSCI-Rating von BBB möglich.

Fotos: Obligationen mit regelmässigen Erträgen dienen seit jeher zur Stabilisierung des Portfolios. Unsere nachhaltig ausgewählten Obligationenfonds durch laufen einen strengen Prüfungsprozess nach ESG-Kriterien, und somit schaffen es nur die Besten in Ihr individuell zusammen gestelltes Anlageportfolio.

Auch die Schweiz will mit grünen Eidgenössischen Anleihen ein Zeichen setzen. Der Bundesrat plant die Emission von «Green Bonds» und will damit den Schweizer Finanzplatz, der eine internationale Spitzenposition bei den nachhaltigen Finanzdienstleistungen besetzt, weiter ausbauen.

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