Die Glaubwürdigkeit eines Inflationsszenarios kühlt sich zum Glück etwas ab, die Delta-Variante ist allerdings auf dem Vormarsch. Was das für Anlegerinnen und Anleger bedeutet, erfahren Sie jetzt von BKB-CIO Dr. Sandro Merino.
Etwas Abkühlung für das Überhitzungsszenario
Die weltweiten Lockerungen der Pandemie-Eindämmungsmassnahmen, welche durch das Ausrollen der Impfstoffe ermöglicht wurden, haben in den vergangenen Monaten zu einer kräftigen Beschleunigung der globalen Konjunktur geführt. Die signifikanten staatlichen Hilfsprogramme, insbesondere in den USA, und die in Kauf genommenen Haushaltsdefizite haben ihre Wirkung auf die Konjunktur im Mai und Juni nicht verfehlt. Die damit verbundenen Ängste einer Überhitzung der Wirtschaft und die vor allem für die US-Wirtschaft stark angestiegenen Inflationsindikatoren lösten ein fast schon hysterisches Medienecho zum Thema Inflation aus. Dazu passte scheinbar auch, dass die US-Zinsen für 10-jährige Staatsanleihen im Laufe des Frühlings fast wieder auf das vorpandemische Niveau stiegen. In den letzten Tagen ist dieses Zinsniveau wieder deutlich gefallen. Dies signalisiert, dass die US-Zinsmärkte keine Überhitzung der Wirtschaft oder gar einen anhaltenden Inflationsschub einpreisen. Zugegebenermassen können auch ganze Märkte sich irren, dennoch kühlt sich damit die Glaubwürdigkeit eines Überhitzungs- und Inflationsszenarios deutlich ab.
Der Arbeitsmarkt hat sich in den USA zwar auch im Juni und Juli weiter aufgehellt, die Zahl der Beschäftigten liegt aber nach wie vor etwa sieben Millionen unter dem Stand vor dem Ausbruch der Pandemie. Ein rasanter Beschäftigungsboom und eine dadurch in Gang gesetzte Lohn- Preis-Spirale ist nicht erkennbar. In den letzten Wochen haben verschiedene Indikatoren zur Industrieproduktion in Europa wieder schwächer abgeschnitten. Auch in China waren schwächere Konjunkturdaten zu verzeichnen, was sogar zu einer Anpassung der Geldpolitik führte.
Delta-Variante auf dem Vormarsch
Die weltweite Verbreitung der Delta-Variante trägt ebenfalls zu einer Trübung des Stimmungsbildes bei. Die 7-Tage-Inzidenzzahl für Neuinfektionen liegt im Vereinigten Königreich bereits wieder bei etwa 300, Tendenz steigend. Auch in Portugal und Spanien ist der Trend besorgniserregend. Der Anstieg der Infektionen hat, wohl dank der Impfungen, nicht zu einem Anstieg der Todesfälle geführt. Falls die Inzidenzzahlen weiter ungebremst ansteigen, dann könnte der bisher erreichte Durchimpfungsgrad der Bevölkerung die nächsten Pandemiewelle noch nicht abwenden. Die politische Diskussion um eine angemessene Antwort auf dieses neue Risiko ist in vollem Gange und trägt auch an den Finanzmärkten zu einer erneuten Verunsicherung bei. Dies, nachdem die Pandemie noch vor wenigen Wochen als so gut wie überwunden eingeordnet wurde. Volle Fussballstadien im Rahmen der Europameisterschaften könnten sich dabei als äusserst kostspielige und für manche fatale Konzessionen an die Fussballfreunde erweisen.
Strategie: Jetzt Gewinne teilweise realisieren
Aufgrund unserer Einschätzung, dass die Konjunkturerwartungen ihren Zenit durchlaufen haben könnten und aufgrund gestiegener Bewertungen für Aktien haben wir unsere bisherige kräftige taktische Übergewichtung bei Aktien reduziert. In unseren Anlagelösungen und Vermögensverwaltungsmandaten haben wir die entsprechenden Anpassungen in der zweiten Juli-Woche vollzogen.
Wir raten Anlegern, ihr Portfolio zu prüfen und allenfalls moderate Anpassungen vorzunehmen. Wir erachten den Zeitpunkt auch als günstig, um eine mittelfristige Liquiditätsplanung vorzunehmen. Durch die starken Kursgewinne während der letzten drei Jahre (SMI-Aktienindex +50 %, inklusive Dividenden und vor Steuern) könnte der Aktienanteil und damit auch das Risiko im Portfolio angestiegen sein.
Aufgrund der nach wie vor robusten Konjunkturaussichten sind weitere Kursgewinne an den Aktienmärkten möglich und längerfristig auch weiterhin zu erwarten. Der Zeitpunkt einer umsichtigen Neubewertung Ihrer Anlagen in einem Gespräch mit unseren Beraterinnen und Beratern erscheint uns aber günstig.
Dr. Sandro Merino
Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management
Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.