Zuversicht trotz knapper Impfstoffe – Aktienmärkte erklimmen Allzeithochs

Die Aktienmärkte zeigen sich über die hohen Unternehmensgewinne des US-Technologiesektors äusserst erfreut, die weltweiten Impfkampagnen laufen derweil meist schleppend. Mehr dazu von Chief Investment Officer Dr. Sandro Merino.
Am 06.02.2021 in Investment Letter von Dr. Sandro Merino

Aktienmärkte erklimmen neue Allzeithochs

Der breite Schweizer SPI-Index lag Ende Januar erstmals.wieder über dem Höchststand von Februar 2020. Die überwiegend robusten Unternehmensgewinne im US-Technologiesektor (Amazon, Google, Apple) und die Aussicht auf eine deutliche Wiederbelebung der Wirtschaft im zweiten Halbjahr tragen dazu bei, dass trotz Pandemie die Zuversicht an den Aktienmärkten überwiegt. Trotz der würdelosen Vorgängen rund um das Kapitol in Washington blieb eine weitere Eskalation in den USA aus. Joe Biden trat sein Amt am 20. Januar an und hat bereits viele Entscheide Donald Trumps diametral umgedreht. Einzig in der Frage der künftigen Beziehung zu China und in der Ablehnung der North Stream 2 Pipeline bleibt Biden vorerst auf einem ähnlichen Kurs wie Donald Trump.

Joe Biden ein konstruktiverer Partner für die EU?

Es zeichnet sich ab, dass Joe Biden für Deutschland, zumindest in der Pipeline-Frage, der unangenehmere Partner für Angela Merkel werden könnte, als es der unbeliebte Vorgänger war. Dass der Oppositionsführer Navalny zu einer willkürlichen Haftstrafe verurteilt wurde, nachdem ein Vergiftungsversuch, der mutmasslich vom russischen Geheimdienst verübt wurde, gescheitert ist, erhöht den Druck für den Stopp des Pipeline-Projektes mit Russland. Die durch Angela Merkel etwas voreilig in Aussicht gestellte «angemessene Antwort» auf den Giftanschlag ist die deutsche Regierung und auch die EU bisher schuldig geblieben. Dass Putin den Giftanschlag noch aufklären wird, ist ja kaum zu erwarten. Steigt der Druck der USA und der EU auf Russland weiter an, Navalny freizulassen, und gibt Russland diesem Druck nicht nach, dann könnte dies am Ende zu einem vorläufigen Stopp des North-Stream-2-Projektes führen. Strategisch besteht für die EU dabei das Risiko, dass sie zum Spielball der strategischen Rivalität zwischen China und den USA wird. Beide Grossmächte üben zunehmend Druck auf die EU aus, um eigene Interessen zu verfolgen. Auch Sanktionen gegen europäische Unternehmen, sei es durch die USA oder durch China werden verblümt und häufiger auch unverblümt angedroht und verhängt. Die eilig geschaffene staatliche Stiftung, die aber mit Gazprom Mitteln ausgestattet wurde und den Bau der Pipeline indirekt finanzieren soll, ist ein etwas naiver und bedenklicher Ausdruck dieser Entwicklungen. Die USA werden sich kaum durch einen Stiftungsmantel von ihrem Wunsch, die Pipeline zu stoppen, abbringen lassen.

Zuversicht trotz knapper Impfstoffe

Weltweit rollen die Impfkampagnen meist nur schleppend an. Die Impfkampagnen sind gut organisiert, die Impfzentren sind bereit, aber ohne Impfstoff ist die Aktivität in den Impfzentren vieler Länder unter den Erwartungen geblieben. Für die Schweiz und Liechtenstein zeigt der Bericht des Bundesamtes für Gesundheit vom 2.2.2021, dass im Januar rund 517 000 Impfdosen ausgeliefert wurden und dass 3,64 % der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten haben. Unter der rein rechnerischen Annahme, dass jeden Monat zusätzlich 3,64 % der Bevölkerung eine Impfdosis erhalten, kommt man also rasch genug zum Ergebnis, dass in etwa 9 Monaten 60 % bis 70 % der Bevölkerung zwei Impfdosen erhalten haben und somit über 11 Millionen Dosen verimpft sind. Dass ansteckendere Mutationen die rückläufigen Inzidenzzahlen erneut ansteigen lassen könnten, bleibt ein gravierendes Risiko. Immerhin, der prioritäre Schutz der Risikogruppen könnte schon in wenigen Monaten deutlich verbessert sein und auch die Verfügbarkeit von Impfstoffen könnte sich noch verbessern.

Anlagestrategie: Aktienquote Ende Januar erhöht

Trotz anhaltender und zermürbender Lockdowns, die viele Menschen auch wirtschaftlich existenzbedrohend treffen, ist das Ende der Pandemie absehbar geworden. Im Gegensatz zum Dienstleistungssektor sind die Indikatoren für die Industrieproduktion im Januar weiter gestiegen und befinden sich auf hohen Niveaus. In vielen Branchen haben börsenkotierte Unternehmen für das vergangene Jahr gute oder sehr gute Ergebnisse erzielt. Die riesigen geplanten Hilfsprogramme in den USA sind zwar noch nicht beschlossen, werden aber weiterhin erwartet. Die Geldpolitik bleibt weltweit extrem expansiv. Dabei spiegelt der leichte Inflationsanstieg gegenwärtig bloss Basiseffekte, denn 2020 waren die Preise in einzelnen Gütergruppen eingebrochen. Taktisch hat uns dieses Gesamtbild dazu bewogen, Ende Januar die Aktienquote in unseren Anlagelösungen und Mandaten deutlich über die strategisch gesetzte neutrale Quote anzuheben.

Dr. Sandro Merino

Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management

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Rechtliche Informationen

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