Obwohl in Ländern wie Indien oder Brasilien die Pandemie weiter äusserst dramatische Folgen hat, zeichnet sich für die Schweiz und die EU eine Rückkehr zur Normalitä innerhalb weniger Monate ab. Die Impfkampagnen haben auch in Europa Fahrt aufgenommen und die Wirkung einer breiten Impfung der Bevölkerung lässt sich an der deutlichen Entspannung der Lage in Israel, den USA und im Vereinigten Königreich ablesen.
Viele Konjunkturindikatoren, die über die vergangenen Wochen publiziert wurden, befinden sich auf sehr hohem Niveau. Einige davon stehen sogar auf einem Allzeithoch. Beispielsweise gilt dies für das KOF-Konjunkturbarometer der ETH zu den Aussichten für die Schweizer Wirtschaft. Aber auch die Exporte der deutschen Wirtschaft haben im März kräftig wie nie zuvor zugelegt. Trotz all diesem Optimismus darf nicht vergessen werden, dass in einigen Branchen die Pandemie wohl zu permanentem Wandel geführt hat. Die Fluggesellschaften werden wohl nachhaltig weniger Business-Class-Passagiere befördern, weil der Einsatz von Videokonferenzen sich durch die Pandemie als Alternative zu Flugreisen durchsetzen konnte. Auch die zwangsläufig gestiegene Beliebtheit des Onlineshoppings dürfte zumindest teilweise Bestand haben. Dies könnte zu einem strukturellen Wandel bei Verkaufsflächen in den Innenstädten führen. Insgesamt spricht derzeit vieles dafür, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr in Europa und den USA kräftig anzieht.
Trotz Katapultstart nur vorübergehend Inflation?
Die am 7. Mai veröffentlichten US-Arbeitsmarktzahlen für den Monat April wurden entsprechend mit ausserordentlich viel Spannung erwartet. Es war im Vorfeld klar, dass eine unerwartete und extrem rasche Erholung des US-Arbeitsmarktes sowohl Joe Biden als auch den US-Notenbank-Chef Gerome Powell unter Druck setzen würden. Ihre Gegner könnten ihnen vorwerfen, deutlich übertrieben zu haben und die Pandemie als Vorwand benutzt zu haben, um extreme Massnahmen aus politischen Gründen umzusetzen.
Am Ende gab es aber viele lange Gesichter, dies weil die US-Arbeitslosenrate für April gegenüber dem Vormonat sogar leicht angestiegen ist. Auch die im April neu geschaffenen Stellen blieben sehr deutlich unter den Erwartungen. Joe Biden und Gerome Powell können ihre Politik vorerst also bestätigt fortsetzen. Ein vorübergehender (transienter) Anstieg der Inflation wird zwar erwartet, aber ein spektakulärer Katapultstart in eine neue und höhere Zinslandschaft bleibt vorerst unwahrscheinlich.
Strategie: Aktien derzeit noch übergewichtet
Der Schweizer Aktienmarkt befindet sich gegenwärtig auf den Niveaus von Anfang April. Der SPI konnte dieses Jahr bis zum 7. Mai etwa 7,5 % zulegen. Der SMI-Index steht bei etwa 11 150 Punkten und hat dieses Jahr etwa 4,25 % zugelegt, dazu kommen noch etwa 3 % Dividendenerträge, die im SMI-Index im Gegensatz zum SPI nicht mitberücksichtigt werden.
Wir erwarten, dass die starken Konjunkturaussichten für weitere Kursgewinne an den Aktienmärkten sorgen werden. Obwohl die US-Notenbank erneut vor gestiegenen Bewertungen bei Aktien gewarnt hat, halten wir in unserer Anlagestrategie – vorerst noch – an unserer taktischen Übergewichtung von Aktien fest.
Dr. Sandro Merino
Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management
Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.