Konjunkturerwartungen auf Rekordstand

In der Schweiz und der EU zeichnet sich eine Rückkehr zur Normalität innerhalb weniger Monate ab und die Konjunkturindikatoren befinden sich auf hohem bis sehr hohen Niveau. Mehr dazu von Chief Investment Officer Dr. Sandro Merino.
Am 07.05.2021 in Investment Letter von Dr. Sandro Merino

Obwohl in Ländern wie Indien oder Brasilien die Pandemie weiter äusserst dramatische Folgen hat, zeichnet sich für die Schweiz und die EU eine Rückkehr zur Normalitä innerhalb weniger Monate ab. Die Impfkampagnen haben auch in Europa Fahrt aufgenommen und die Wirkung einer breiten Impfung der Bevölkerung lässt sich an der deutlichen Entspannung der Lage in Israel, den USA und im Vereinigten Königreich ablesen.

Viele Konjunkturindikatoren, die über die vergangenen Wochen publiziert wurden, befinden sich auf sehr hohem Niveau. Einige davon stehen sogar auf einem Allzeithoch. Beispielsweise gilt dies für das KOF-Konjunkturbarometer der ETH zu den Aussichten für die Schweizer Wirtschaft. Aber auch die Exporte der deutschen Wirtschaft haben im März kräftig wie nie zuvor zugelegt. Trotz all diesem Optimismus darf nicht vergessen werden, dass in einigen Branchen die Pandemie wohl zu permanentem Wandel geführt hat. Die Fluggesellschaften werden wohl nachhaltig weniger Business-Class-Passagiere befördern, weil der Einsatz von Videokonferenzen sich durch die Pandemie als Alternative zu Flugreisen durchsetzen konnte. Auch die zwangsläufig gestiegene Beliebtheit des Onlineshoppings dürfte zumindest teilweise Bestand haben. Dies könnte zu einem strukturellen Wandel bei Verkaufsflächen in den Innenstädten führen. Insgesamt spricht derzeit vieles dafür, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr in Europa und den USA kräftig anzieht. 

Trotz Katapultstart nur vorübergehend Inflation?

Der Start ins zweite Halbjahr gleicht also, was die Konjunktur betrifft, einem Katapultstart von einem Flugzeugträger aus. Nicht dass ich einen solchen Start aus eigener Erfahrung kennen würde, aber man kann sich vielleicht vorstellen, wie sich das anfühlen könnte. Vermutlich etwa so, wie wenn die Hypothekarzinsen wieder auf über 4 % steigen würden. Tatsächlich kommt bei derart starken Konjunkturaussichten unweigerlich die Frage auf, ob die Billionen an Hilfsmassnahmen, insbesondere in den USA, übertrieben sein könnten. Müssten jetzt nicht Inflation und Zinsen steigen? Bei den Rohstoffpreisen erreicht das Industriemetall Kupfer mit einem Preis von über 10 000 USD pro Tonne einen neuen Rekord. Es gilt also, die Kabelrollen im Industrieareal wieder besser vor Dieben zu schützen. Hingegen ist beim Gold als klassische Schutzanlage gegen Inflation noch keine Euphorie zu sehen.

Die am 7. Mai veröffentlichten US-Arbeitsmarktzahlen für den Monat April wurden entsprechend mit ausserordentlich viel Spannung erwartet. Es war im Vorfeld klar, dass eine unerwartete und extrem rasche Erholung des US-Arbeitsmarktes sowohl Joe Biden als auch den US-Notenbank-Chef Gerome Powell unter Druck setzen würden. Ihre Gegner könnten ihnen vorwerfen, deutlich übertrieben zu haben und die Pandemie als Vorwand benutzt zu haben, um extreme Massnahmen aus politischen Gründen umzusetzen.

Am Ende gab es aber viele lange Gesichter, dies weil die US-Arbeitslosenrate für April gegenüber dem Vormonat sogar leicht angestiegen ist. Auch die im April neu geschaffenen Stellen blieben sehr deutlich unter den Erwartungen. Joe Biden und Gerome Powell können ihre Politik vorerst also bestätigt fortsetzen. Ein vorübergehender (transienter) Anstieg der Inflation wird zwar erwartet, aber ein spektakulärer Katapultstart in eine neue und höhere Zinslandschaft bleibt vorerst unwahrscheinlich.

Strategie: Aktien derzeit noch übergewichtet

Der Schweizer Aktienmarkt befindet sich gegenwärtig auf den Niveaus von Anfang April. Der SPI konnte dieses Jahr bis zum 7. Mai etwa 7,5 % zulegen. Der SMI-Index steht bei etwa 11 150 Punkten und hat dieses Jahr etwa 4,25 % zugelegt, dazu kommen noch etwa 3 % Dividendenerträge, die im SMI-Index im Gegensatz zum SPI nicht mitberücksichtigt werden.

Wir erwarten, dass die starken Konjunkturaussichten für weitere Kursgewinne an den Aktienmärkten sorgen werden. Obwohl die US-Notenbank erneut vor gestiegenen Bewertungen bei Aktien gewarnt hat, halten wir in unserer Anlagestrategie – vorerst noch – an unserer taktischen Übergewichtung von Aktien fest.

Dr. Sandro Merino

Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management

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