Heizsysteme im Kanton Basel-Stadt: Verzicht auf Gas und Öl bis 2037 lohnt sich auch finanziell

Bei der Nachhaltigkeit im Gebäudebereich ist Basel-Stadt ein Vorreiter. Als einer der ersten Kantone sagte er sich von fossilen Heizsystemen frei: Bereits seit 2017 ist der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen grundsätzlich verboten. Doch auch bestehenden Gasheizungen droht ein absehbares Ende: Ab 2035 darf in Basel-Stadt nicht mehr fossil geheizt werden. Bis 2037 soll zudem das Erdgas-Verteilnetz stillgelegt werden, wie der Grosse Rat im Oktober 2023 beschlossen hat. Wie werden die betroffenen Gebäude künftig beheizt? 
Am 28.02.2024 in Wohnen von Fabrice Lanz
Wo möglich werden die Liegenschaften an das Fernwärmenetz angeschlossen, bei den übrigen Häusern muss auf Systeme wie Wärmepumpen oder Holzpellet-Heizungen ausgewichen werden. In Basel-Stadt sind bereits heute rund vier von zehn Wohngebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen. Etwa die Hälfte der Heizungen werden jedoch noch immer mit fossilen Brennstoffen betrieben, wovon rund 9000 Gebäude durch Erdgas. Die Dekarbonisierung soll grösstenteils durch einen schrittweisen Ausbau des klimaneutralen Fernwärmenetzes erfolgen. Doch sind diese höchst ambitionierten Ziele realistisch? Und wie sieht es im Baselbiet sowie schweizweit aus?

Basel-Stadt: Fernwärme dominant

Dank der Fernwärme hat der Kanton Basel-Stadt eine geringere Abhängigkeit von fossilen Energien als die übrige Schweiz. Die Fernwärme stammt nicht ganz zur Hälfte aus der Abwärme der Kehrichtverwertungsanlage Basel (KVA) sowie aus den zwei Holzkraftwerken Volta und Rosental. Trotzdem werden von den rund 24 000 Wohngebäuden aktuell ungefähr die Hälfte mit fossilen Brennstoffen beheizt, nämlich mit Erdgas (41%) und mit Öl (10%). Um diese 12 000 Wohngebäude bis 2037 auf erneuerbare Heizsysteme zu überführen, müssen also fast 1000 Gebäudeheizungen pro Jahr umgestellt werden.

Grosse Unterschiede zwischen Gemeinden

Innerhalb des Stadtkantons zeigen sich deutliche Unterschiede: In Bettingen ist der fossile Energieträger Erdgas dominant. Fast zwei Drittel der Heizsysteme werden mit diesem Brennstoff betrieben. Zudem liegt der Anteil an Ölheizungen bei rund einem Viertel. Damit werden in Bettingen etwas mehr als vier von fünf Wohngebäuden mit fossilen Brennstoffen beheizt. Dies liegt auch daran, dass die Gemeinde über kein Fernwärmenetz verfügt. In der Stadt Basel und in Riehen sind die fossilen Energieträger mit 40% Gas und 10% Öl dank dem Fernwärmenetz deutlich weniger verbreitet.

Basel-Landschaft: Fast 70% fossil

Auch das Baselbiet hat mit einem Anteil von knapp 25% ein gut ausgebautes Fernwärmenetz. Trotzdem liegt der Anteil von Heizungen mit fossil betriebenen Brennstoffen historisch bedingt und aufgrund der geringeren Wohndichte (weniger Ballungszentren etc.) mit fast 70% deutlich über dem Landesmittel von 56%. Mit Öl und Erdgas betriebene Heizungen machen in der Landschaft je rund ein Drittel aus. Wie auch im Stadtkanton sind andere CO2-neutrale Heizsysteme wie Wärmepumpen oder Holzpellet-Feuerungen noch kaum verbreitet.

CO2-Neutralität durch Fernwärmenetz und Wechsel auf Wärmepumpen

Das Gasverteilnetz in Basel-Stadt wird nach dem Willen der Politik bis 2037 schrittweise ausser Betrieb genommen. In den Gebieten, die mit Fernwärme erschlossen sind, erfolgt die Stilllegung koordiniert mit dem Fernwärmeausbau. Dabei sollen rund 5800 Liegenschaften an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Diese Objekte befinden sich in den Gemeinden Basel und in Riehen, wobei auf die Restlebensdauer der Gasleitungen Rücksicht genommen wird. Die ersten Stilllegungen sind in den Jahren 2026 und 2027 geplant, ab 2028 wird der Versorger IWB rund 1000 Gasanschlüsse pro Jahr vom Netz nehmen. Somit verbleiben ungefähr 3200 Gebäude, bei denen ein Betrieb über ein Wärmenetz nicht wirtschaftlich oder nicht möglich ist. Hier sollen andere CO2-neutrale Wärmelösungen wie Wärmepumpen oder Holzpellet-Heizungen zum Einsatz kommen, wobei besonders Bettingen betroffen ist.

Die Abkehr von fossilen Heizsystemen lohnt sich in vielfacher Hinsicht

Für einen Heizungsersatz sind bedeutende Investitionen notwendig. Diese Aufwände werden durch ein kantonales Förderprogramm unterstützt. Dabei sind die Fördergelder im Vergleich zu anderen Kantonen grosszügig bemessen. Beispielsweise wird für den Einbau einer Luft-Wasser-Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus ein Förderbeitrag von 8000 CHF bezahlt. In Basel-Landschaft wird eine solche Investition mit 7000 CHF subventioniert, während etwa im Kanton Zürich der Beitrag lediglich 4650 CHF beträgt. Zudem richtet Basel-Stadt für noch nicht amortisierte Gasanlagen zusätzlich sogenannte Restwertentschädigungen aus. Und nicht zu vergessen ist auch die Tatsache, dass die mit dem Einbau einer nicht-fossilen Wärmequelle verbundenen Investitionskosten einerseits zwar wertsteigernd sind, aber dennoch von den Steuern abgezogen werden können. So profitieren Liegenschaftsbesitzer gleich vierfach vom Ausstieg aus fossilen Energieträgern:

  1. Erstens sinken die energetischen Betriebskosten markant.
  2. Zweitens können die Schadstoffemissionen stark reduziert werden und es wird ein Beitrag zur Erreichung der Klimaziele geleistet.
  3. Drittens wird die Werthaltigkeit des Objektes positiv beeinflusst.
  4. Und viertens fällt die Steuerrechnung im Investitionsjahr tiefer aus. Nachfolgend ein Beispiel für den Wechsel von einer Ölheizung zu einer Luft-Wasser-Wärmepumpe eines typischen Einfamilienhauses aus den 1960er-Jahren:

Investitionsrechnung Heizungsersatz

Bruttoinvestition:
40 000 CHF
./. Förderbeitrag Kanton: 
8000 CHF
Nettoinvestition
32 000 CHF

Mutmassliche Auswirkungen

  • Reduktion Energiekosten (jährlich) 4100 CHF
  • Einsparungen über 20 Jahre 50 000 CHF
  • Die Amortisationszeit der Nettoinvestition beträgt damit rund 8 Jahre.
  • Die zukünftigen CO2-Emissionen können um rund 80 Prozent reduziert werden.
  • Steuerersparnis aufgrund der Abzugsfähigkeit von energetischen Modernisierungen
  • Bessere Werthaltigkeit des Objektes

Wenn der bisherige Brennstoff Gas war, erhöht sich die Einsparung spürbar. Jährlich werden dann über 5000 CHF Energiekosten eingespart und die Amortisationszeit reduziert sich auf 6 Jahre. 

Die Investitionskosten für den Anschluss an ein Fernwärmenetz sind sehr unterschiedlich und hängen von der lokalen Infrastruktur ab. Die Bandbreite liegt zwischen 5000 bis 50 000 CHF. Bei Installation einer Holzpellet-Heizung ist mit ähnlich hohen Investitionskosten wie bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe gemäss Beispiel zu rechnen.

Eine energetische Sanierung zahlt sich langfristig aus – auch finanziell. Vor allem dank attraktiven Fördermassnahmen in Kombination mit der zinsvergünstigten Nachhaltigkeitshypothek  der Basler Kantonalbank.

Das Beispiel des Kantons macht Schule

Mit diesem ambitionierten Fahrplan ist Basel-Stadt nicht allein. So macht die Konferenz Kantonaler Energiedirektoren (EnDK) Druck, um die energierechtlichen Mustervorschriften schweizweit zu verschärfen. Ab 2030 sollen fossile Heizungen nach Plan der EnDK nur noch im absoluten Ausnahmefall eingebaut werden dürfen. Die Vorschläge gehen nun in die Konsultation und sollen im Frühling dieses Jahres verabschiedet werden. Danach müssen die Richtlinien in die kantonalen Energiegesetze überführt werden. Im Vergleich dazu ist der Kanton Basel-Stadt in der konkreten Planung der Erreichung der CO2-Neutralität von Gebäuden weit fortgeschritten. Ob die Strategie tatsächlich umsetzbar ist, muss sich allerdings noch weisen.

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Fabrice Lanz

Leiter Immobilienkunden Nordwestschweiz, BKB

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