US-Zollpolitik weiterhin nur in den Stimmungsindikatoren spürbar

Heutige Marktentwicklung

Die US-Zollpolitik zeigt erste Wirkungen – vor allem bei Konsumentenstimmung und KMU-Optimismus. Noch bleiben harte Wirtschaftsdaten stabil, doch Risiken wie die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit und ein massives Haushaltsdefizit rücken näher. Erfahren Sie mehr von Anlagechef Sandro Merino.
Gestern in CIO-Kommentar von Dr. Sandro Merino, Leiter Asset Management

Auch die in der vergangenen Woche publizierten Wirtschaftsdaten zeigen einmal mehr, dass die erratische Zoll- und Handelspolitik von Donald J. Trump sich bislang kaum in den harten Fakten widerspiegelt. Dies ist auch wenig verwunderlich, zeichnen die Zahlen doch grösstenteils noch das Bild einer Welt, wie sie vor dem "Liberation Day" bestanden hatte. Die eingeführten Zölle – und so wie es aktuell aussieht, dürfte zumindest der Basiszoll von 10 % Bestand haben – werden sich erst in den kommenden Monaten Schritt für Schritt in den Wirtschaftsdaten niederschlagen.

Entsprechend hat es nicht verwundert, dass sich die US-Inflationsdaten im Grossen und Ganzen nahe dem Niveau des Vormonats und im Rahmen der Erwartungen eingestellt haben. Die Konsumentenpreise legten im April um 2.3 % zu, die Kerninflationsrate – also ohne Nahrungsmittel und Energie – um 2.8 %. Zum Vergleich: In der Eurozone betrug die Teuerungsrate im April 2.2 %, die Kernrate 2.7 % und in der Schweiz 0.0 % respektive 0.6 %. Die im Jahresvergleich deutlich tieferen Energiepreise haben sich damit dämpfend auf die Preisentwicklung ausgewirkt.

Negativ, aber ebenfalls im Rahmen der Erwartungen, entwickelte sich die Stimmung im US-KMU Bereich. Der NFIP Small Business Optimism Indikator gab weiter nach, nachdem er im Anschluss von Donald J. Trumps Wahl zum US-Präsidenten Anfang Oktober stark zulegte und im Dezember 2024 den höchsten Stand seit Februar 2020 erreicht hatte. Auch in diesem Segment macht sich entsprechend den vorliegenden Zahlen nach allem Anschein zunehmend Ernüchterung über die neue Zoll- und Handelspolitik der USA breit, von den US-Konsumenten ganz zu schweigen. So ist die Erwartungskomponente des von der University of Michigan erhobenen Konsumentenvertrauens weiter gesunken und zwar auf den tiefsten in diesem Jahrtausend gemessenen Wert.

Die BIP-Prognose 2025 für die USA liegt aktuell bei 1.4 % für 2025, Ende Februar lag die Konsensprognose (Median) noch bei 2.3 %. Die nach unten gerichteten Prognoserevisionen gingen zuletzt nicht weiter. Aktuell wird eine positive, aber unterdurchschnittliche Entwicklung der US-Wirtschaft erwartet.

US-Fed sieht sich weiter in einem Dilemma
Vor diesem Hintergrund sind seitens der US-Notenbank für dieses Jahr aktuell nur noch zwei Zinssenkungen im Markt eingepreist, Ende April waren es noch vier. Das Rezessionsszenario wurde im Markt vor rund drei Wochen somit noch stärker gewichtet. Die Aussetzung der prohibitiv hohen Zölle zwischen China und USA hat hier allem Anschein nach für einen gewissen Stimmungsumschwung gesorgt. Das Fed sieht sich aber weiterhin in einem Dilemma. Jerome Powell sieht sich einerseits mit der Gefahr deutlich steigender Inflationsraten und andererseits mit dem Risiko einer starken Abschwächung der US-Konjunktur konfrontiert.

Die Akteure auf den Aktienmärkten dürften aber ihren Blick bereits über das Jahr 2025 hinauswerfen. Nimmt man 2026 in den Betrachtungszeitraum mit auf, dann sind weiterhin vier Zinssenkungen am Markt eingepreist, was unseres Erachtens stützend auf die Aktienkurse wirken wird.

Anlagestrategie

Nach unseren Zukäufen von Aktien kurz nach dem "Liberation Day" und unseren Gewinnmitnahmen Ende April, halten wir gegenwärtig eine taktisch leicht übergewichtete Aktienquote. Die Hoffnung auf eine Deeskalation der US-Handelspolitik und die Erwartung von USD-Zinssenkungen sorgt bei Aktien weiterhin für Kursfantasien.

Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 11:20 Uhr, 19. Mai 2025, Basel Zeit)

Die Kredit-Bonität der USA wurde heute von Moody's von Aaa auf Aa1 herabgestuft. Nach Standard & Poor's und Fitch hat also auch die dritte wichtige Rating Agentur die höchste Bonitätsstufe für US-Staatsschulden entzogen. Dieser Schritt ist im Lichte der weiterhin masslos steigenden US-Staatsverschuldung wenig überraschend, sie belastet aber die heutige Entwicklung an den weltweiten Börsen.

Trumps Versuch mit Zöllen den Trend umzukehren, könnte sich als kontraproduktiv erweisen. Das Fiskaljahr 2025 für den US-Haushalt endet am 30.9.2025 und wir erwarten aufgrund der bisherigen Entwicklung ein Haushaltsloch der US-Bundesregierung von erstmals über 2'000 Milliarden USD. Trumps gelegentlich eingeworfene diffuse Ideen über eine einseitig erzwungene Reduktion der Ansprüche von Gläubigern der USA, haben das Potenzial für gravierende Marktverwerfungen, falls diese Gedankenexperimente in ernstgemeinte Massnahmen münden sollten.

Der Schweizer Aktienindex (SMI) ist mir einem Minus von 0.3 % in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche DAX verliert in ähnlichem Umfang. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen eine negative Börseneröffnung in der Grössenordnung von 1%.

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