Während in der Eurozone das Bruttoinlandsprodukt im 1. Quartal etwas stärker zugelegt hat als erwartet, hat es in den Vereinigten Staaten leicht nachgegeben. Ein wesentlicher Faktor für das leichte Minus des US-BIP war der Aussenhandel, da sich viele Unternehmen im Vorfeld von Trumps Liberation Day noch mit Waren aus dem Ausland eingedeckt haben. Das Defizit im Aussenhandel ist gestiegen, das Wachstum des BIP wurde belastet. Auch im zweiten Quartal ist mit entsprechend verzerrenden Effekten bei der Berechnung des US-Wirtschaftswachstums zu rechnen, dürften die Importe infolge der Zölle doch deutlicher zurückgehen. Die neu eingeführten Zölle (in Höhe von 10 %) bestehen trotz der 90-tägigen Karenzzeit weiter, im Fall des Handelsstreits mit China sind die Zölle für beide Seiten prohibitiv.
Auch die US-Frühindikatoren haben etwas gelitten, dies gilt insbesondere für das Konsumentenvertrauen. Dagegen hat sich der Einkaufsmanagerindex für die Industrie einigermassen robust gezeigt. Er liegt mit 48.7 Punkten aktuell nur leicht im kontraktiven Bereich. Dies ist allerdings nicht als Signal für eine Entwarnung in Bezug auf die Aussichten für die US-Konjunktur zu werten. Die erratische Zoll- und Handelspolitik hinterlässt langsam aber sicher ihre Spuren. Dies sieht man nicht zuletzt auch daran, dass nicht wenige Unternehmen sich mit Prognosen für die kommenden Quartale schwertun.
Der US-Arbeitsmarkt hat sich dagegen am Freitag noch relativ robust gezeigt und bei der Zahl der neugeschaffenen Stellen positiv überrascht. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der Vormonatswert im ähnlichen Umfang – wie die publizierten Daten für April die Median-Prognose übertrafen – nach unten revidiert wurde.
Unwägbarkeiten weiterhin sehr hoch – Gewinnmitnahmen bei Aktien
Für die US-Notenbank bleibt die Situation damit anhaltend schwierig. Sie sieht sich mit der realen Gefahr einer Stagflation oder gar einer Rezession in den Vereinigten Staaten in den kommenden Quartalen konfrontiert, während auf der anderen Seite die Zölle die Wahrscheinlichkeit wieder deutlich steigender Inflationsraten stark erhöht haben. So könnte gegen Ende Jahr durchaus wieder eine Vier vor dem Komma bei der US-Teuerungsrate stehen.
Aktuell werden seitens der Fed am Markt weiterhin drei Zinssenkungen eingepreist. Wir erachten es jedoch als realistisch, dass die Entscheidungsträger die US-Leitzinsen länger als erwartet unverändert lassen. Die Interventionen seitens des US-Präsidenten machen ihnen dabei die Entscheidung sicherlich nicht leichter. Könnte doch eine Leitzinssenkung als Einknicken von Jerome Powell vor Donald Trump gewertet werden und Bedenken um die künftige Unabhängigkeit der US-Notenbank weiter schüren.
Wir haben aufgrund der anhaltenden Unwägbarkeiten die zuletzt sehr gute Entwicklung der Aktienmärkte genutzt, um in der vergangenen Woche bei den am 07. April zugekauften Aktien Gewinne zu realisieren. Das Geld wird in Schweizer Franken Cash parkiert, um es für zukünftig erwartete Opportunitäten nutzen zu können.
Schweizer Inflationsrate bei 0 %
Heute Morgen wurde die Schweizer Inflationsrate veröffentlicht. Mit 0 % lag sie unter dem Wert von 0.2 %, der erwartet wurde. Die Kernrate wird mit 0.6 % angegeben. Mit der nun für April 2025 publizierten Teuerungsrate wird der nächste Zinsschritt seitens der SNB im Juni sehr wahrscheinlich. Auch Negativzinsen seitens der Schweizerischen Nationalbank sind im Jahresverlauf – nicht zuletzt auch aufgrund des anhaltend starken Frankens – denkbar. Für den Septembertermin preist der Zinsmarkt diese bereits ein.
Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 10.00 Uhr, 05. Mai 2025, Basel Zeit)
Der Schweizer Aktienindex (SMI) ist mir einem Plus 0.3 % in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche DAX legt im ähnlichen Umfang zu. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen dagegen eine negative Börseneröffnung.

Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
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