Entgegen der Erwartungen konnten die Wachstumsraten des BIP sowohl in der Schweiz wie auch in der Eurozone dank Vorzieheffekten im Zusammenhang mit den US-Zöllen stärker zulegen. Die Prognosen wurden speziell in der Eurozone mit einem Plus von 0,6 % (QoQ, nicht annualisiert) deutlich übertroffen, erwartet wurde ein Anstieg von 0,4 %. Dieser positive Jahresstart darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich mit der neuen US-Handelspolitik die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft verschlechtert haben, die Unsicherheit für die Verantwortlichen ist gestiegen.
Entsprechend rechnen wir für das laufende Jahr nur mit einer leicht positiven globalen Konjunktur. Für die US-Wirtschaft bleibt das Risiko einer Stagflation real. Auch eine Rezession ist vor dem Hintergrund der US-Zölle nicht auszuschliessen. Die Konjunkturdynamik in der Eurozone bleibt, trotz der vergleichsweise hohen Wachstumsraten im ersten Quartal, schwach. Darauf deuten auch die Zahlen für die Industrieproduktion im Monat April hin, die im Vergleich zum Monat März 2025 um 2,4 % tiefer ausgefallen ist. Und auch die Konsensprognose für die Schweiz von 1.1 % für 2025 erachten wir vor dem Hintergrund des aktuellen Wirtschaftsumfelds weiterhin als ambitiös.
Geldpolitik bleibt zweigeteilt
Während die Leitzinsen in der Schweiz und in der Eurozone im bisherigen Jahresverlauf weiter gesenkt wurden (und wohl auch weiter werden), bleibt die US-Notenbank an der Seitenlinie. Dies dürfte unseres Erachtens vorerst auch so bleiben, wird doch für die kommenden Monate mit wieder steigenden Inflationsraten in den Vereinigten Staaten gerechnet. Gemäss Konsensprognose ist im vierten Quartal mit einer Teuerungsrate von 3,3 % in den USA zu rechnen, die höchste Schätzung hält auch einen Anstieg um 5 % für möglich. Die Inflationsdaten für den Monat Mai können aber noch nicht zur Unterstützung der Prognosen herangezogen werden. Die breite Inflationsrate stieg zwar um 2,4 %, dies entsprach aber den Erwartungen und lag nur geringfügig über dem Aprilwert. Die Kernrate, also die Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel, verharrte bei 2,8 %.
Für die Schweizerische Nationalbank scheint dagegen die Leitzinssenkung am Donnerstag (19. Juni) ausgemachte Sache. So zumindest lesen sich die Erwartungen von Marktbeobachtern in Bezug auf den Zinsentscheid der SNB. Offen scheint nur, wie stark die Zinssenkung ausfällt. Auch aus unserer Sicht spricht alles dafür, dass die Verantwortlichen die Leitzinsen erneut reduzieren. Die Inflationsrate war erstmals seit gut vier Jahren wieder negativ, die Stimmung in der Industrie ist gemäss Einkaufsmanagerindex deutlich eingetrübt, die Arbeitslosenquote (s. a.) ist weiter gestiegen und auch die Stimmung der Konsumenten bleibt unter Druck. Zudem ist der Franken weiterhin sehr stark, sowohl gegenüber dem Euro wie auch dem US-Dollar. Alles Punkte, die eine Zinssenkung um mindestens 25 Basispunkte seitens der SNB erwarten lassen.
Eskalation im Nahen Osten
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat die israelische Armee Atomanlagen im Iran und militärische Einrichtungen angegriffen. Entsprechend gaben die Börsen am Freitag teilweise rund 1,5 % nach. Der Goldpreis stieg um über 1 % und der Ölpreis legte um etwa 7 % zu. Der starke Anstieg des Ölpreises hängt mit Befürchtungen zusammen, dass der Iran im Verlauf des Konfliktes mit Israel die Strasse von Hormus blockieren und damit den Nachschub an Öl und Flüssiggas für die globale Wirtschaft empfindlich stören könnte. Immerhin müssen täglich rund 20 % der globalen Öllieferungen dieses Nadelöhr zwischen dem Persischen Gold und dem Golf von Oman passieren. Diese Sorge hat sich bislang jedoch nicht in entsprechenden Aktionen seitens des Irans manifestiert. Entsprechend ist der Ölpreis (Sorte Brent) heute Morgen nicht weiter deutlich angestiegen. Er liegt aktuell nahe dem Niveau von Anfang April 2025 und weiterhin 10 %-Punkte (in US-Dollar) unter dem vor einem Jahr.
Wir gehen davon aus, dass der Krieg zwischen Israel und dem Iran vorerst andauern wird. Iran scheint militärisch geschwächt und es ist unseres Erachtens davon auszugehen, dass die israelische Regierung diese Situation nutzen wird, um ihre militärischen Ziele soweit wie möglich zu erreichen.
An unserer Positionierung in den Mandaten und Anlagelösungen halten wir aktuell fest. In der Strategie Fokus Schweiz Ausgewogen sind wir bei den Aktien mit rund 47,5 % leicht über der strategischen Quote von 45 % investiert, zudem haben wir 7 % in Gold und 5 % in Rohstoffen (inkl. Rohöl) allokiert.
Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 10:30 Uhr, 16. Juni 2025, Basel Zeit)
Der Schweizer Aktienindex (SMI) ist mit -0,3 % leicht tiefer in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche DAX ist dagegen knapp 0,3 % im Plus. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls eine leicht positive Börseneröffnung.

Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research
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