Trumps Hin und Her hinterlässt zunehmend Spuren – nicht nur an den Finanzmärkten

Heutige Marktentwicklung

Donald Trumps erratische Handelspolitik erschüttert Wirtschaft und Finanzmärkte – und schwächt das Vertrauen in die USA als verlässlichen Partner. Während in den USA die Gefahr einer Stagflation wächst, zeigt sich Deutschland dank stabiler politischer Verhältnisse robuster. Erfahren Sie mehr von Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research der Basler Kantonalbank.
Gestern in CIO-Kommentar von Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research

Fast 100 Tage nach dem erneuten Amtsantritt von Donald J. Trump am 20. Januar 2025 ist in den internationalen Beziehungen der USA mit dem Rest der Welt nicht mehr vieles so, wie es zuvor war. Langsam aber sicher hinterlässt die erratische Zoll- und Handelspolitik auch in den Prognosen der Ökonomen ihre Spuren. Gemäss Median wird durchschnittlich in diesem Jahr nur noch mit einem Anstieg des US-BIP von 1.7 % gerechnet, nachdem Ende Februar 2025 noch ein leicht überdurchschnittliches Wachstum von 2.3 % erwartet wurde. Die Revision der Prognosen für die US-Wirtschaft nach unten dürfte weitergehen. Die Zölle – egal welches Niveau sie am Ende aufweisen – werden die Nachfrage in den Vereinigten Staaten eintrüben und die Preise steigen lassen. Eine Stagflation in den USA gilt somit weiterhin als realistisches Szenario und auch eine Rezession darf man nach dem aktuellen Informationsstand nicht ausschliessen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Trump-Administration immer wieder in Bezug auf getätigte Aussagen und getroffenen Entscheidungen zurückrudert. Sei das in Bezug auf die Ankündigung von grossartigen Deals mit China (die generellen US-Importzölle liegen nach wie vor bei 145 %) oder dass er den Chef der US-Notenbank Jerome Powell doch nicht entlassen will, was sowohl in Bezug auf die rechtlichen Regelungen als auch auf potentielle Marktreaktionen mehr als schwierig geworden wäre – oder werden würde.

Sollten sich die Zölle am Ende auf "nur" 10 % einpendeln, hätte dies dennoch negative Implikationen sowohl auf die Preissteigerungsraten als auch auf die Absatz- und Gewinnaussichten für Unternehmen, die in den USA tätig sind. Egal was am Ende des Tages bei der Politik von Donald J. Trump herauskommt, der Schaden scheint vielfach angerichtet. Insbesondere der Nimbus der USA als verlässlicher Partner, als Verfechter westlicher Werte und als Hort der Gewaltenteilung, die vor staatlicher Willkür schützt, hat stark gelitten. Dies untergräbt die Attraktivität der USA als Wirtschafts- und Investitionsstandort, stellt die Rolle des US-Dollar als Weltleitwährung nicht nur in den Schwellenländern, sondern auch bei den westlichen Industrienationen in Frage und lässt zunehmend Zweifel in Bezug auf die Tragfähigkeit der US-Staatsschulden aufkommen. Donald Trump spielt auch in diesem Zusammenhang mit dem Feuer; die USA scheint bereits ihre Rolle als sicherer Hafen in Krisenzeiten zu verlieren. Ein wichtiges Signal sendet dabei der Goldpreis, der in US-Dollar mit über 3500 US-Dollar je Feinunze Gold ein neues Hoch markiert hat.

Deutscher ifo-Index zeigt sich trotz aller Unwägbarkeiten recht robust

Der vielbeachtete deutsche ifo-Index hat sich als Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft trotz aller Unsicherheiten hinsichtlich der transatlantischen Beziehungen als robust erwiesen. Er legte entgegen der Erwartungen sogar geringfügig zu, allerdings auf einem historisch betrachtet niedrigen Niveau. Unterstützt hat dabei sicherlich die Tatsache, dass die Regierungsbildung von CDU und SPD faktisch abgeschlossen scheint und die wichtigen Fiskalpakete im Umfang von zusammen rund 1000 Milliarden Euro noch vom alten Bundestag abgesegnet wurde. Wichtig ist auch, dass die EU als Ganzes einen beständigen und gut funktionierenden Binnenmarkt darstellt, der die Friktionen im Aussenhandel zum grossen Teil kompensieren dürfte und als stabilisierender – wenn auch wenig dynamischer – Faktor wirkt. Unterstützung kommt zudem von der EZB, von der im Gegensatz zum US-Fed mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Leitzinssenkungen erwartet werden dürfen. Diesseits des Atlantiks dürften in den kommenden Monaten unseres Erachtens eher Deflationsdiskussionen geführt werden, während in den Vereinigten Staaten die Gefahr wieder steigender Inflationsraten die US-Notenbank zur Vorsicht mahnen wird.

Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 11.00 Uhr, 28. April 2025, Basel Zeit)

Der Schweizer Aktienindex (SMI) ist mir einem Plus von rund 0.4 % in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche DAX legt in ähnlichem Umfang zu. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen eine leicht negative Börseneröffnung.

Kontakt

Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research

Rechtliche Informationen

Rechtliche Informationen

© Basler Kantonalbank / Diese Angaben dienen ausschliesslich Werbezwecken und stellen eine freiwillige Dienstleistung der Basler Kantonalbank (BKB) dar, auf welche kein Rechtsanspruch besteht. Die BKB kann die Publikation jederzeit ohne Vorankündigung einstellen. Die publizierten Informationen dienen nicht der Anlageberatung und stellen in keiner Weise ein Kaufangebot, eine Anlageempfehlung oder eine Entscheidungshilfe in rechtlichen, steuerlichen, wirtschaftlichen oder anderen Belangen dar. Sie dienen einzig informativen Zwecken. Die in dieser Information verarbeiteten Aussagen, Stammdaten, Kennzahlen und Marktkurse bezieht die BKB aus öffentlich zugänglichen Quellen, die sie für zuverlässig hält. Eine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben, deren Auswertung oder deren Wiedergabe kann die BKB nicht übernehmen und keine Aussage ist als Garantie zu verstehen. Es wird keine Haftung für Verluste oder entgangene Gewinne übernommen, die aus der Nutzung oben stehender Informationen entstehen könnten. Zum Ausdruck gebrachte Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die in dieser Publikation enthaltenen Anlageinformationen könnten – je nach speziellen Anlagezielen, Zeithorizonten oder bezüglich des Gesamtkontextes der Finanzposition – für bestimmte Investorinnen und Investoren ungeeignet sein. Wir empfehlen, dass diese, bevor sie Anlageentscheidungen treffen, sich den Rat der Anlageberaterin bzw. des Anlageberaters ihrer Bank einholen. Diese Informationen richten sich ausschliesslich an natürliche und juristische Personen sowie Personengesellschaften und Körperschaften mit Wohnsitz bzw. Sitz in der Schweiz.