Der Druck wurde zu hoch: Die angeschlagene Credit Suisse wird durch die UBS übernommen. Wie ist dieser Schritt zu werten? Über den historischen Deal, die hohe Volatilität an den Aktienmärkten und die in dieser Woche anstehenden Zinsentscheide der Notenbanken berichtet Stefan Kunzmann.
Am 20.03.2023 in
CIO-Kommentar
von
Dr. Stefan Kunzmann
Nun also doch. Die UBS übernimmt die angeschlagene Credit Suisse zu einem Preis von drei Milliarden Schweizer Franken bzw. 76 Rappen je Aktie. Dieser Schritt wird sowohl seitens der Politik als auch der Schweizerischen Nationalbank begrüsst. Beide unterstützen die Übernahme mit viel Geld. Die Regierung gewährt der UBS im Zusammenhang mit der Übernahme Garantien im Umfang von neun Milliarden Franken, die SNB Liquiditätshilfen von bis zu 200 Milliarden Franken. Auch wenn die Meinungen über die Höhe des Kaufpreises und die von Staat und Nationalbank gewährten Hilfen sicher auseinander gehen, ist der Schritt grundsätzlich positiv zu werten. Ein weiter so wie in der vergangenen Woche hätte die Probleme nicht gelöst, sondern verschärft. Die Meldungen von Mittelabflüssen seitens Kundinnen und Kunden häuften sich. Der Druck wurde zu hoch, als das man am heutigen Montagmorgen ohne tragfähige Lösung hätte dastehen können.
Schwache Konjunkturdynamik im laufenden Jahr
Für 2023 signalisieren die verfügbaren Daten und Stimmungsindikatoren weiterhin eine schwache Entwicklung der globalen Konjunktur. Für die kommenden Quartale bleibt das Risiko einer milden Rezession bestehen, auch wenn die Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt für einige Länder und Regionen bereits wieder etwas angehoben wurden. Die Gefahr einer Gasmangellage ist für den ausklingenden Winter gebannt, die Gaslagerfüllstände liegen deutlich über dem langfristigen Mittel und der Gaspreis am niederländischen Markt ist weiter gesunken. Er wurde heute Morgen kurzzeitig mit weniger als 40 EUR/MWh notiert, nachdem er Ende August 2022 die Marke von 340 EUR erreichte. Auf den Arbeitsmärkten der Industriestaaten herrscht Vollbeschäftigung, die saisonbereinigten Arbeitslosenquoten sind sehr tief. Dies gilt sowohl für die USA und die Schweiz als auch für die Eurozone.Erhöhte Volatilität bei Aktien
In den letzten beiden Wochen gab es einige Turbulenzen an den Märkten. Zunächst sorgten die Insolvenzen der beiden mittelgrossen US-Kreditinstitute Silikon Valley Bank und Signature Bank für Verunsicherung. Mitte letzter Woche sackte der Kurs der Credit Suisse unter die Marke von zwei Franken. Die Ereignisse rund um die drei Banken haben zwischenzeitlich zu deutlich sinkenden Aktienkursen geführt, sind aber aus unserer Sicht in erster Linie auf firmenspezifische Probleme zurückzuführen, nicht auf systemische Risiken im Bankensystem. Das Eingreifen von Notenbanken und Aufsichtsbehörden hat die Lage an den Aktienmärkten zunächst etwas beruhigt. Die Nervosität dürfte aber vorerst an den Märkten erhalten bleiben. Entsprechend ist in den kommenden Tagen mit anhaltender Volatilität zu rechnen.Inflation weiter im Fokus der Notenbanken
Die EZB hat ihre Leitzinsen trotz der Probleme bei einzelnen US-Banken und der Credit Suisse um weitere 50 Basispunkte erhöht. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass die Bekämpfung der Inflation für die EZB absoluten Vorrang hat und dass aus ihrer Sicht keine systemischen Risiken im Bankensystem bestehen. Nachdem kurzzeitig seitens der Schweizer Nationalbank (SNB) für den 23. März keine weitere Anhebung der Leitzinsen am Markt eingepreist war, ist nun wieder einer Anhebung um 25 Basispunkte denkbar. Wie es mit den Leitzinsen in den USA weitergeht, ist aber offen. Trotz der Pleiten der beiden US-Banken ist es durchaus denkbar, dass die US-Notenbank (FED) am Mittwoch den 22. März noch einen weiteren Zinsschritt von 25 Basispunkten vornehmen wird und danach eine Pause einlegt. Am Markt werden für die zweite Jahreshälfte bereits wieder Leitzinssenkungen seitens der Fed eingepreist.Aktuelle Positionierung
Analysten gehen – analog zu den konjunkturellen Risiken - in den kommenden Quartalen von einer schwachen Umsatz-, Margen- und Gewinnentwicklung aus. Es wird jedoch damit gerechnet, dass sich die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte verbessert und die Unternehmenszahlen wieder über den Vorjahreswerten zu liegen kommen. Die Bewertungen für die Aktien liegen auf fairen Niveaus und die Inflationserwartungen sind stabil. Wir halten entsprechend an der leichten Übergewichtung der Aktien fest.Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 10:30 Uhr, 20.03.2023, Basel Zeit):
Der SMI-Index zeigt sich am heutigen Montag schwächer. Er ist mit rund 1 % im Minus. Der deutsche DAX-Index verliert etwa 0.2 %. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures eine leicht negative Handelseröffnung.Dr. Stefan Kunzmann
Leiter Investment Research
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