Während in vielen Ländern die Verbreitung des Corona-Virus in den vergangenen Monaten eingedämmt werden konnte und sich Politiker zunehmend Gedanken darüber machen, wie eine zweite Welle vermieden werden kann, ist die erste Welle in den USA noch in vollem Gange. Die jüngsten Zahlen zeigen leider, dass die Pandemie nicht überwunden ist, sondern dass sich nur deren Epizentrum verlagert hat. Weg von New York, hin zu Texas, Florida, Kalifornien und anderen Bundesstaaten. Als Folge werden von den Verantwortlichen wieder schärfere Quarantänemassnahmen ergriffen. Die oftmals erfolgten Lockerungen der Massnahmen in der Vergangenheit gingen allem Anschein nach zu schnell zu weit. Die Verschärfung der Massnahmen erfolgt zu einem Zeitpunkt, wo Wirtschaftsindikatoren auf eine Belebung der Konjunktur im zweiten Halbjahr 2020 hoffen lassen. So konnten sich Einkaufsmanagerindizes, welche die Stimmung unter den Unternehmen messen, in vielen Ländern deutlich von ihren Tiefständen erholen.
In den USA stieg der Index der Industrie mit einem Wert von 52,6 sogar über die 50-Punkte-Marke, welche als Scheidepunkt zwischen Expansion und Kontraktion der Wirtschaft gilt. Und auch die Stimmung unter den US-Konsumenten hat sich weiter aufgehellt. Die Erwartungskomponente liegt über dem Niveau vom Januar, also vor Ausbruch der Krise. Der private Konsum in den USA macht rund 70 % der gesamten Wirtschaftsleistung aus und gilt als wichtiger Anker für die Konjunkturentwicklung. Ein neuer starker Anstieg der Corona-Infektionen wäre somit nicht nur eine äusserst tragische Entwicklung für die Betroffenen, sondern auch ein Risiko für die Belebung der Konjunktur.
US-Präsidentschaftswahl: Biden vor Trump
Die Aussichten auf eine sich wieder erholende Wirtschaft hätte der amtierende US-Präsident gut gebrauchen können, liegt er doch in aktuellen Umfragen deutlich hinter seinem Herausforderer. Dies ist wohl weniger den Stärken von Joe Biden als vielmehr den Schwächen von Donald Trump geschuldet, die in der aktuellen Krise offensichtlich werden. Während zu Beginn der Krise hauptsächlich US-Bundesstaaten von der Covid-19-Pandemie stark betroffen waren, die traditionell den Demokraten ihre Stimme geben, trifft es nun auch Bundesstaaten, die eher republikanisch wählen bzw. bei der letzten Präsidentschaftswahl als sogenannte Swing-Staaten Donald Trump zum Sieg verholfen haben. Es könnte sich für Donald Trump nun rächen, dass er bisher die Pandemie verharmlost hat bzw. mit Aussagen im Sinne von wenn wir nicht testen würden, hätten wir keine Fälle diese faktisch sogar negiert. Behauptungen wie diese könnten sich in der heissen Phase des Wahlkampfs als Bumerang für ihn erweisen.
Finanzmärkte – ein Blick zurück
Blickt man auf die vergangenen sechs Monate, so haben wir einen nicht für möglich gehaltenen Stillstand des öffentlichen und des privaten Lebens erlebt. Bezogen auf die Wirtschaft sprechen Ökonomen vom grössten Konjunktureinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. Ohne das schnelle und beherzte Eingreifen von Regierungen und Notenbanken befänden wir uns vermutlich in einer tiefen Depression. Die gesprochenen Kredite, Bürgschaften und Ausgabenprogramme sowie die massiven geldpolitischen Massnahmen können zwar nicht verhindern, dass die Bremsspuren in der Konjunktur am Ende für viele deutlich spürbar werden. Sie geben aber die notwendigen Impulse dafür, dass wir aller Voraussicht nach mit einem blauen Auge davonkommen werden. Diese Hoffnung spiegelt sich auch in der Entwicklung der Aktienmärkte. Nachdem einige Aktienindizes in den ersten Wochen des Jahres noch neue Hochs erreicht hatten, brachen sie bis Mitte März mit einer Geschwindigkeit ein, die in den letzten 100 Jahren nahezu beispiellos war. Ähnliches gilt für die erfolgte Erholung, die den US-Technologieindex NASDAQ bereits im Juni ein neues Hoch erklimmen liess. Der Schweizer Aktienmarkt wies am 30. Juni nur noch ein Minus von 3 % auf.
Positionierung
Trotz der raschen Erholung an den Aktienmärkten bleiben Risiken rund um Covid-19 bestehen. Und auch die USPräsidentschaftswahl könnte im Falle einer drohenden Wahlniederlage von Donald Trump die eine oder andere unangenehme Überraschung bereithalten. Wir sind deshalb bei den Aktien in unseren Mandaten und den Anlagelösungen leicht untergewichtet.
Dr. Sandro Merino
Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management
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