Italien und Deutschland: Lock Down bis mindestens nach Ostern – Neuer Ausbruch in China

Deutschland und Italien verlängern die Ausgangsverbote, China meldet einen neuen Corona-Ausbruch in der Provinz Henan. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen entschuldigt sich bei den Italienern. Wie ist die Lage in der Schweiz? Ein Update von Chief Investment Officer Dr. Sandro Merino.
Am 02.04.2020 in CIO-Kommentar von Dr. Sandro Merino
Die Deutsche und Italienische Regierung werden an den bisherigen Isolationsmassnahmen bis mindestens zum 19. respektive zum 13. April festhalten. Obwohl öffentliche politische Debatten über eine Normalisierungsstrategie nur punktuell stattfinden, dringt dennoch durch, dass hinter den Kulissen intensiv darüber nachgedacht wird, wie in Europa eine Rückkehr zur Normalität aussehen könnte. Wir rechnen aber damit, dass es noch bis Ende April dauern könnte, bis Lockerungen der aktuellen Massnahmen vertretbar werden. Eine solche Lockerung setzt viele neue begleitende Schutzmassnahmen an vielen Arbeitsplätzen voraus.

China: Ausmass des neuen Ausbruchs unbekannt

Aus der zu Hubei benachbarten Provinz Henan meldet China neue Corona-Fälle und den Lock Down des Kreises Jia. Über das Ausmass des neuen Ausbruchs in China und den Umfang der neuen Isolationsmassnahmen ist aber noch wenig bekannt. China hat neue Vorwürfe aus den USA zurückgewiesen, es habe wenig verlässliche Zahlen zum Corona-Ausbruch ausgewiesen. In der Vergangenheit hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Transparenz und die Gegenmassnahmen Chinas hingegen ausdrücklich gelobt. Es dürfte noch lange dauern, bis mehr Klarheit über das Mass an Transparenz in China geschaffen werden kann. Ob diese Polemik zur Datenqualität zum jetzigen Zeitpunkt für die kommenden Entscheidungen der US-Regierung sehr relevant sind, muss aber bezweifelt werden.

Kompromiss bei Eurobonds?

Im Streit um die Emission von Eurobonds zeichnet sich ein Kompromiss ab. Der Europäische Stabilitätsfonds (ESM) könnte die Basis dieses Kompromisses sein. Dabei würden die eigentlich notwendigen strengen Austeritätsauflagen an die Länder, die Kredite aus dem ESM beziehen, wegfallen. Faktisch ist eine solche Lösung nicht mehr weit weg von Eurobonds, aber man vermeidet dank dem ESM diesen Begriff und alle Beteiligten können das Gesicht wahren. Falls diese Lösung zustande kommt, stellt sich die Frage, in welchem Umfang und um wieviel günstiger sich Italien und Spanien über den ESM anstatt über eigene Staatsanleihen finanzieren können.

Mangelndes Krisenmanagement: Von der Leyen entschuldigt sich bei Italien 

Die Wogen glätten soll auch der heutige offene Brief der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, in der italienischen Zeitung "La Repubblica". Darin entschuldigt sie sich bei den Italienern für den Mangel an Koordination und für ein wenig effektives Krisenmanagement seitens der EU-Kommission. Die EU-Kommission hat neue, gemeinschaftlich finanzierte Mittel im Umfang von 100 Milliarden Euro zur Speisung einer EU-Arbeitslosenkasse bereitgestellt. Ein Streit um die Verteilung dieser EU-Mittel zeichnet sich am Horizont schon ab.

Die Lage in der Schweiz und den USA

In der Schweiz sind fast 500 Todesopfer der Corona-Pandemie zu beklagen. Das exponentielle Wachstum bei den neu erfassten Infektionen scheint aber gebrochen zu sein. Ein signifikanter Rückgang dieser Neuinfektionen ist aber noch nicht zu beobachten. Auch in der Schweiz dürfte es somit noch mehrere Wochen dauern, bis sich die Situation etwas anders darstellen könnte.

In den USA steigt die Zahl der Infizierten und der Erkrankten weiter rasch an und erreicht bereits die Zahl an Infektionen, die insgesamt in Italien und Spanien registriert wurden. Auch weltweit betrachtet nähern wir uns, leider wie erwartet, sehr rasch der ersten Million bestätigter Infektionen mit dem Corona-Virus. Der Trend ist dabei weltweit betrachtet ungebrochen stark. In den USA und vielen anderen Ländern ist der Schutz des medizinischen Personals durch geeignete Masken und geeignete Kleidung nach wie vor nicht gegeben. Vorwürfe über unverantwortliche Sparmassnahmen in der Pandemieprävention werden in den USA und auch in anderen Ländern aufgeworfen.

Rasche Rückkehr zu Normalität unwahrscheinlich

Aufgrund der jetzigen Situation ist eine Rückkehr zu einer normalen Weltwirtschaft innerhalb weniger Wochen unwahrscheinlich. Entsprechend muss man bei der Wahl eines Basisszenarios zu den wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Krise vermeiden, allzu optimistische Annahmen zu treffen und sich von Wunschdenken leiten zu lassen. Dies lässt uns bei der Wahl unserer Anlagestrategie somit nach wie vor vorsichtig agieren.

Entwicklung an den Aktienmärkten

Am heutigen Donnerstag eröffnen die weltweiten Aktienmärkte leicht positiv. Die europäischen Aktienmärkte liegen aktuell etwa 0.5 % im Plus. Der Schweizer SMI Index ist aktuell ebenfalls ca. 0.5 % im Plus. Auch für die US-Aktienmärkte wird heute eine positive Eröffnung erwartet. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard & Poors 500) aktuell etwa 22 bis 24 %, europäische Aktien etwa 28 %, Schweizer Aktien etwa 13 % und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 9 % (alle Zahlen per 2.4.2020 ca. 11.40 Uhr, Verluste in CHF bewertet).

Angst ist kein guter Ratgeber

Wir wiederholen an dieser Stelle, dass Angst in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir haben uns sehr früh mit den Folgen einer Pandemie beschäftigt und können einen entsprechenden Notfallplan jetzt einsetzen. So wurden in den vergangenen Wochen zahlreiche mobile Arbeitsplätze vorbereitet. Alle unserer wichtigen Funktionen in der Vermögensverwaltung sind (mindestens) doppelt besetzt; die Kollegen arbeiten an verschiedenen Bürostandorten oder von zu Hause aus. In den Büros gelten besondere Hygienevorschriften. Geschäftsreisen wurden streng reglementiert, Präsenztermine sind durch Video- und Telefonkonferenzen ersetzt. All das sichert einen reibungslosen Arbeitsablauf – und begrenzt mögliche Infektionsrisiken für die Kolleginnen und Kollegen sowie deren Familien.

Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Wir werden Sie dabei weiter laufend informieren. Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Dr. Sandro Merino

Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management

Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.

Rechtliche Informationen

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