Im kalten Geschäftsviertel zwischen Bahnhof SBB und Aeschenplatz einen Hauch von Frühling und Mittelmeer erleben? Im Basler «PANE-CON-CARNE» war schon immer genau das möglich. Doch wie schafften die zwei sympathischen Schwestern Franzisca Brugger (54) und Miryam Probst-Brugger (53) es, sogar in der Krisenzeit täglich ein Feuerwerk von «amore e fantasia» zu versprühen? Kurz vor Ostern – mitten im Gastro-Lockdown – sprach Gastroseelsorger Bernd Jungen mit ihnen darüber.
Ihr steht lieber am Bistrotischchen als euch zu setzen. Seid ihr immer «im Schuss»?
Miryam: Wenn ich mich zu lange hinsetze, besteht die Gefahr, dass ich einnicke. Unsere Produktion beginnt jeweils um halb fünf am Morgen!
Franzisca: Uns wurde diese Lebensart in die Wiege gelegt. Die Eltern führten zuerst in Reinach eine kleine, feine Metzgerei. Bis sie dann im Nachbarort Therwil eine Metzgerei und Bäckerei, Wand an Wand stehend, übernehmen konnten. Pane und Carne wurden also schon durch unsere Eltern zusammengebracht.
Ihr habt aber nicht die beiden elterlichen Geschäfte weitergeführt ...
Franzisca, was hast du von deinen Flug- und Reisejahren mitgenommen?
Wie vermitteln eure Produkte Ferienstimmung?
Der Lockdown im Frühling 2020 war sehr anspruchsvoll, auch für unser Gemüt. Es war ja bald kein Mensch mehr unterwegs.
Wie kam es zu eurem Taverna Sorella's?
Wer kommt aus dem nahen Geschäftsviertel jeweils abends?
Was sind eure Mittagsmenüs?
Die Umstellung auf Take-away hat für euch also keine allzu grosse Umstellung bedeutet?
Miryam: Weitermachen war für uns eine klare Sache. Wir wurden von unseren Eltern nie verhätschelt. Wir wollten Präsenz markieren, selbst als alle ringsum geschlossen hatten.
Das Pane con Carne als Ferieninsel im Meer des Lockdowns.
Habt ihr als Geschäftsinhaberinnen mehr als vorher gearbeitet?
Franzisca: Der Druck war immens. Ich ertrug es darum schlecht, wenn Menschen, die ihren sicheren Job hatten, einem vorjammerten, dass sie jetzt auf Konzertbesuche oder aufs Fitnessstudio verzichten mussten. Noch schlimmer waren vielleicht gut gemeinte, aber billige Ratschläge wie «ihr müsst halt flexibler werden!».
War die Wiederöffnung im Sommer 2020 erfolgreich?
Miryam: Es ist schwierig, gastfreundlich zu sein und gleichzeitig alle Gäste ermahnen zu müssen, sich korrekt in die vorgeschriebene Präsenzliste einzutragen.
Welche finanziellen Lösungen habt ihr gesucht ausser der Kurzarbeit?
Miryam: Eine weinerliche Stimmung hilft aber niemandem. Zu viele Menschen zelebrieren momentan öffentlich ihre Opferrolle, was nur den Aufschwung behindert. Unsere Gäste freuen sich über unsere fröhliche, aufgestellte Bedienung und wollen nicht unsere Sorgen mittragen.
Euer Werbeversprechen ist schliesslich Ferienstimmung.
Franzisca: Den Menschen fehlt ein freundlicher Händedruck, eine Berührung. Vereinsamung ist eine Krankheit, von der ebenso gesprochen werden muss wie von Covid-19. Ich persönlich kann mich aufbauen auf ausgedehnten Spaziergängen mit meinem «Monsieur Max», meinem weltbesten Hund, den ich einmal aus Frankreich mitgenommen habe.
In einem Monat feiern wir Ostern.
Franzisca: Feste wie Weihnachten und Ostern gehören zu unserem Familienerbe. Unsere Eltern sind tiefgläubig und besuchen jeden Sonntag die Kirche. Sie betonen immer wieder, dass sie täglich für uns beten. Wir stehen zu unseren Wurzeln und halten am Guten und Fröhlichen fest.
Bernhard Jungen
Gastroseelsorger & Pfarrer
Bernhard Jungen (64) ist Gastroseelsorger. Seit Jahren ist er als «Seelsorger der Seelsorgenden» unterwegs zu den Menschen, die im Gastgewerbe arbeiten. Hauptberuflich ist er Barkeeper-Pfarrer der Unfassbar, einem Bier-Mobil auf drei Rädern, das während der Krise auch vom Lockdown betroffen ist. Der Autor des Interviews arbeitete während der Pandemie an seinem Buch «Unfassbar – Wie die Basler Gastronomie der Krise trotzt» - einer Sammlung von 25 Interviews mit Basler Gastronomen über ihre Situation in Zeiten der Pandemie.