Uff dr Bangg mit... Marianne Panton

Marianne Panton
Sie hat im dänischen Architekten und Designer Verner Panton ihre grosse Liebe gefunden. Seine Leuchten und Möbel, darunter der weltbekannte Panton Chair, sind bis heute legendär und unter anderem im Vitra Design Museum in Weil am Rhein ausgestellt. 1998 verstarb er 72-jährig völlig unerwartet an einem Herzinfarkt in Kopenhagen. Marianne Panton führt sein Vermächtnis weiter und lebt heute im Gellert-Quartier. Wir haben mit der gebürtigen Schwedin auf ihrer Lieblingsbank beim St. Alban-Tor über das Thema Mut gesprochen.
Am 05.03.2020 in Von Basel. Für Basel.

Marianne Panton, als Sie mit Mitte zwanzig Verner Panton kennenlernten, hatten Sie eine gescheiterte Ehe hinter sich und waren Mutter einer kleinen Tochter. Hat es Sie Mut gekostet, vor dem Traualtar erneut Ja zu sagen?

Da kann ich ganz spontan antworten: überhaupt nicht! Meine erste Ehe trat ich im Alter von 18 Jahren an, wir waren beide fast noch Kinder und überhaupt nicht bereit für eine Heirat. Als ich dann auf Teneriffa als Reiseleiterin arbeitete und Verner kennenlernte, fühlte sich das einfach richtig an. Ich trat also voller Überzeugung vor den Traualtar und bekam auch keine kalten Füsse (lacht).

Und doch gab es ein Leben vor Verner Panton. Sie absolvierten die Pilotenausbildung und wollten die erste Linienpilotin bei einer grossen Airline werden … Das ist mutig!

Ja, das finde ich auch. Heute würde ich das nicht mehr machen wollen. In jungen Jahren war ich enorm abenteuerlustig, angestachelt von meinem älteren Bruder der mich immer hochgenommen hat. Ich sei ein scheues Mäuschen, meinte er. Also wollte ich es ihm zeigen. Ich tauchte mit ihm in die Tiefen des Meeres und untersuchte ein Schiffswrack, ich machte alles mit, was er mir vormachte. Wir wuchsen auf einem grossen Gutshof in der Nähe von Stockholm auf und konnten viele verrückte Sachen unternehmen. Ihm wollte ich beweisen, was in mir steckt. Später habe ich auch die Pilotenausbildung absolviert. Ich liess mich zu vielen waghalsigen Sachen in der Luft verleiten, flog sogar akrobatische
Elemente in einem kleinen Sportflugzeug. Das wäre heute undenkbar für mich (lacht).

Mit dem Alter wurden Sie also vorsichtiger?

Definitiv. Als ich jung war, fühlte ich mich frei und war spontan, später hatte ich eine Familie und Verantwortung – auch meinen Kindern gegenüber. Mit dem Alter kamen gesundheitliche Beschwerden auf mich zu, ich habe eine Knieoperation hinter mir, eine weitere am Fussgelenk, zwei Prothesen stützen mein Bein. So wird man vorsichtiger. Selbst wenn ich heute durch die Basler Innenstadt spaziere, passe ich viel besser auf als noch vor einigen Jahren. Das ärgert mich natürlich, weil ich doch einst so abenteuerlustig und neugierig war. Heute kann ich nicht mehr alles machen, worauf ich Lust habe. Das nervt mich manchmal sehr!

1998 verstarb Ihr Mann. Zeitlebens waren Sie an seiner Seite, als Vertrauensperson, Botschafterin, Ehefrau. Wie überwanden Sie sich, weiterzumachen, nicht zu resignieren?

Indem ich eine sehr sinnhafte Aufgabe hatte und mir ein klares Ziel setzte: Ich wollte um jeden Preis das Vermächtnis von Verner weiterführen, auch Projekte, die er angedacht hatte, vollenden. Dies tue ich bis heute, gemeinsam mit unserer Tochter Carin. Diese Arbeit hat mir über den Verlust hinweggeholfen, sie hat mich angetrieben und wurde zu meinem Lebenselixier. Ja, das Vermächtnis von Verner in seinem Sinne weiterzuführen – das hat mir Mut gegeben.

Wann waren Sie zum letzten Mal im Alltag besonders mutig?

Immer wenn ich durch die Freie Strasse gehe – und all den Skateboards, Velos und E-Trottinetts ausweichen muss.

Wann und in welchem Bereich wünschen Sie der Stadt Basel etwas mehr Courage?

Diese Frage möchte ich lieber nicht beantworten. Ich wohne gerne in Basel und schätze die Stadt sehr.

Interview: Denise Muchenberger
Foto: Matthias Willi

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