Was mein ist, ist auch dein

Was man nicht tagtäglich benützt, lässt sich mit anderen teilen. Dank des Internets geht das einfacher als früher. Darum floriert die Teilwirtschaft auch in der Region Basel. Besonders sinnvoll ist «Sharing» im Bereich der Mobilität.
Am 08.08.2019 in Von Basel. Für Basel.

Bike, Scooter oder Bohrmaschine: Ist der Besitz oder die Nutzung wichtiger?

Bei der Zahnbürste und erst recht dem Ehering reicht den meisten von uns das simple Nutzungsrecht nicht – bei Rasenmähern, Bohrmaschinen, Autos, Scooter und Velos schon. Aus dieser Überlegung heraus führten Universitäten früher ein «schwarzes Brett», wo Studenten Mitfahrgelegenheiten suchen konnten. Und Bauern rauften sich zusammen, um Maschinen zu teilen. Doch die eigentliche Revolution startete vor gut 30 Jahren in Zürcher Quartieren. Zwei Genossenschaften entstanden mit dem Ziel, sich Autos zu teilen – Mobility war geboren, der weltweit erfolgreichste Anbieter für Carsharing. Seither ist Sharing im Personenverkehr explosionsartig gewachsen. Heute gibt es zahlreiche Sharing-Anbieter. Und zum Car-Sharing ist der E-Scooter und das E-Bikes wie bei beim Anbieter Pick-e-Bike in der Region Basel gekommen.

Sharing Economy: Teilen ist trendy

Neu ist nicht die Idee des «Sharing», sondern, dass sie sich so einfach verwirklichen lässt. Online-Plattformen koordinieren Angebot und Nachfrage. Wenige Klicks auf einer App genügen – und man weiss, wo ein Fahrzeug in der Stadt auf einen wartet. Nach einer Transaktion können sich die Parteien im Internet bewerten, was das Vertrauen verbessern kann. «Teilen» liegt im Trend – aber nicht aus Nächstenliebe. Vielmehr ist es wirtschaftlich sinnvoll.

Produkte rücken für Menschen in Griffweite, die für sie allein vielleicht unerschwinglich wären. Das gilt zum Beispiel für die elektrischen Bikes von Stromer und die E-Scooter von Kumpan, die sich via Pick-e-Bike mieten lassen. Beide setzen in ihren Branchen neue Massstäbe punkto Technologie und Design. Zugleich hat ein «ge­shartes» Produkt eine geringere Kapitalbindung bei einer höheren Auslastung. Dagegen steht etwa ein Auto in Privatbesitz zu 93 Prozent ungenutzt herum. Hinzu kommt, dass sein Unterhalt das Portemonnaie wie die Nerven belasten kann.

Bike, E-Scooter, Raclette-Ofen & Co zur Miete: Ökonomisch und ökologisch

«Im Personenverkehr ist Teilen nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch vorteilhaft», sagt der Rechtsprofessor Kurt Pärli von der Universität Basel, der sich in einer Studie mit der Sharing Economy befasst hat – und selbst kein Auto besitzt. Aber im Prinzip sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Vom Raclette-Ofen auf sharely.ch über Saisonabonnements für Sportfans auf splitseat.ch bis zur Arbeitskraft von Pensionierten auf rentarentner.ch lässt sich alles teilen.

Viele Tauschnetzwerke bilden sich als Interessengemeinschaften. Damit verlagert sich die Macht von zentralen Instituten zu dezentralen Netzwerken - einfach online zugänglich in Stadt und auf dem Land. Nur die Ausnahmen wachsen zu Giganten heran wie die Anbieter AirBnB, Uber und Ebay. Dennoch stellt «Sharing» ein Geschäftsmodell dar, das auch Konzerne anzieht. In der Schweiz beteiligen sich beispielsweise Migros, Mobiliar, SBB und Swisscom an Start-ups. Ähnlich stehen hinter dem Bikesharing Dienst Pick-e-Bike solide, regional verankerte Firmen: BLT Baselland Transport AG, Primeo Energie AG und Basler Kantonalbank.

Sharing überflügelt Snapchat & Co.

Weltweit sind laut einer Studie von Deloitte und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) schon über 12 Milliarden Franken in Jungunternehmen aus der Sharing Economy geflossen – fast doppelt so viel wie in die Sozialen Medien. Und die Tendenz ist steigend. Über die Hälfte der Konsumenten in der Schweiz wollen in den nächsten Monaten Güter via Sharing- Plattformen mieten oder vermieten.

Am meisten Geld geben Menschen mittleren Alters für Sharing-Angebote aus. Das ist nicht verwunderlich, denn sie verfügen über das höchste Einkommen. Die grösste Affinität zu «Sharing» hat jedoch die junge Generation unter 30 Jahren. Für sie zählen Erlebnisse oft mehr als Besitz. Die persönliche Freiheit werten sie stärker als Statussymbole.

Wer eine Fahrzeugflotte von E-Bikes und E-Scooters wie jene von Pick-e-Bike unterhält, betritt Neuland. Doch das zahlt sich langfristig aus – nicht in erster Linie als Rendite für die beteiligten Unternehmen, sondern in Form einer höheren Lebensqualität in Stadt und Region.

60 Prozent

Auto- und Bikesharing, aber auch Unterkünfte machen beinahe zwei Drittel der Güter und Dienstleistungen aus, die in der Schweiz bereits geteilt werden
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