Florian (32): «Nachhaltig einkaufen? – Seit der Pandemie tun wir das viel öfter.»

Landschaftsgärtner Florian (32) sorgt mit seinem Unternehmen «Hochbeet Basel» für mehr Grün in unserer Stadt. Und auch privat setzt er mit seiner Frau Maria (29) und Töchterchen Luna (5) - besonders seit der Pandemie - auf einen immer bewussteren Alltag. Dazu gehört auch: nachhaltig einkaufen.

Am 04.02.2022 in Nachhaltigkeit von Ekaterina Cámara

Steckbrief: Florian Omlin (32)

  • Geboren in: Basel
  • Wohnt in: in einer Mietwohnung in Basel Gellert
  • Ausbildung: Landwirt & Langschaftsgärtner
  • Beruf: Sportzentrum Rankhof Fussballfeldpflege & Inhaber «Hochbeet Basel»
  • Verheiratet seit: Dezember 2020 mit Maria Santella (29)
  • Kinder: Marias Tochter Luna (5)

Florian, was bedeutet Nachhaltigkeit für Dich?

Nachhaltigkeit war mir persönlich schon immer sehr wichtig. Dabei geht es um sehr viele verschiedene Dinge. Sei es die Regionalität von Lebensmitteln, die kurzen Transportwege der Produkte, Bio-Demeter-Produktion, die Erhaltung von bedrohten Tier- und Pflanzenarten, deren Existenz heute gefährdet ist und vieles mehr. Es gibt vieles was ich versuche, sowohl beruflich als auch privat zu berücksichtigen.

Unterstützt deine Familie dich dabei?

Selbstverständlich. Meine Frau Maria setzt ebenfalls voll und ganz auf einen nachhaltigen Lifestyle. Sie liebt alles was nachhaltig ist. Zudem ist sie Kosmetikerin und auch in ihrem Kosmetikstudio arbeitet sie nur mit nachhaltigen und tierversuchsfreien Produkten.

Du selbst bist Inhaber von «Hochbeet Basel». Was ist das für ein Unternehmen?

Von Beruf bin ich Landwirt und Landschaftsgärtner. Meine Firma ist Ausdruck meiner Leidenschaft fürs Gärtnern und allgemein das Nachhaltige. Wer in der Schweiz eigenes Gemüse oder eigene Kräuter anpflanzen will, ist mit unseren Hochbeeten perfekt versorgt. Sie eignen sich auch für tolle bunte Blumen und Kräuter. Wichtig ist dabei, dass man alles selber züchtet und die Sachen nicht mehr einkaufen muss. Diese Hochbeete werden zu 100% aus Schweizer Holz produziert Ich biete auch viele verschiedene Bio-Setzlinge an. Und auch Gartenzubehör, Insektenhotels und Vogelhäuschen gehören zum Sortiment. Bald ziehen wir zudem in unsere neuen Geschäftsräumlichkeiten auf dem Smart City Areal in Basel. Dann werden wir verstärkt Workshops und andere tolle Dinge anbieten können.

Stimmt es, dass ihr seit Beginn der Pandemie auch daheim noch stärker auf Nachhaltigkeit achtet?

Das ist richtig. Während der Pandemie wurde uns nochmal mehr bewusst, dass wir stärker unserer Umwelt Sorge tragen sollten.

Kannst du ein paar Beispiele nennen?

Klar. Wir essen wenig Fleisch, trinken mit Kohlensäure versetztes Leitungswasser und bekommen regelmässig den Bio-Gemüsekorb vom Birsmattehof in Therwil angeliefert – den haben wir vor einiger Zeit abonniert und der ist fantastisch! Was das nachhaltige Einkaufen angeht: das machen wir seit der Pandemie generell viel öfter. Auch stellen wir vieles selbst her. Wie zum Beispiel feine Gemüsebrühe aus Gemüseresten, die beim Kochen immer anfallen. Oder Paniermehl aus altbackenem Brot. Letztens haben wir mit den Schwiegereltern z.B. auch aus 70 Kilo Tomaten Tomatensauce gekocht und in Gläser abgefüllt. Auch machen wir selber Pasta – beim letzten Mal haben wir 20 Kilo Mehl dazu verarbeitet. Klingt zwar aufwendig, macht aber sehr viel Spass und nachher hat man Freude, gemeinsam ein selbst hergestelltes Produkt geniessen zu können.

Bild: Das Gemüsekorb-Abo vom Birsmattehof sorgt immer wieder für strahlende Kinderaugen

Gibt es noch andere Lebensbereiche, in denen ihr auf Nachhaltigkeit achtet?

Ja sicher, z.B. bei der Einrichtung unserer Wohnung. Zu 90% haben wir diese gebraucht über Facebook Marketplace gekauft. Zudem verkaufen wir immer alles was wir nicht brauchen. So engagieren wir uns gegen die Wegwerf-Mentalität und die Lebensdauer der Gegenstände wird verlängert. Auch machen andere Kleinigkeiten wie z.B. Graspapier für den Drucker anstatt normales Recycling-Papier, oder Bienenwachstücher anstatt Klarsichtfolie viel aus. 

Fährst du eigentlich Auto? 

(schmunzelt). Ja… Es ist aber leider so, dass ich von Berufs wegen aktuell nicht drauf verzichten kann. Schliesslich muss ich damit die fertigen Hochbeete zu den Kundinnen und Kunden bringen. Privat bin ich aber eher zu Fuss, mit der Tram – wir besitzen ein U-Abo – oder mit dem Trottinett unterwegs.

Und wie sieht es aus, wenn ihr verreisen wollt? Habt ihr einen Tipp für nachhaltige Ferien?

Ein guter Tipp ist für mich www.nomady.ch. Da sucht man sich an einem beliebigen Ort einen tollen Campingplatz aus. Dann mietet man sich dort einen Stellplatz. So machen wir das öfter. Beim letzten Mal in der Schweiz auf dem Jaunpass wurde es aber nachts ganz schön kalt… Also: Schlafsack nicht vergessen (lacht). Sommerferien kann man z.B. auch an einem See verbringen und mit dem Zug anreisen. Es muss nicht immer der Langstreckenflug sein.

Wie heizt ihr Eure Wohnung? 

Wir leben ja in einer Mietwohnung im Gellert und können das nicht beeinflussen. Unser Vermieter ist aber am Wärmenetz der IWB angeschlossen. Diese will bis 2030 den eigenen CO2-Ausstoss und den ihrer Kundinnen und Kunden gegenüber 1990 um 67% reduzieren. Zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung wird da also aktuell viel unternommen, was sehr gut ist.

Auch mit nachhaltigen Anlagen lässt sich der CO2-Ausstoss verringern. Seid ihr in dem Bereich auchschon versiert? 

Nachhaltige Geldanlagen sind uns natürlich ein Begriff. Bisher haben wir aber noch nichts angelegt, sondern immer alles in unsere beiden Unternehmen gesteckt. Künftig wird das aber sicher zu einem Thema für uns.

Welche Fallen und Stolpersteine gibt es aus deiner Sicht beim Thema Nachhaltigkeit?

Was z.B. Lebensmittel betrifft: Heutzutage muss man die Angaben auf den Etiketten wirklich sehr genau lesen. Oft wird etwas als nachhaltig angepriesen, was es gar nicht ist. Wie bei Cashewnüssen: Auf dem Etikett ist zwar eine Bio-Zertifizierung drauf, doch die Nüsse stammen oft aus Chile. Mit Nachhaltigkeit hat das für mich leider nicht mehr so viel zu tun.

Wie steht ihr zur Pandemie und welche Schlüsse zieht ihr als Familie daraus?

Wir haben vor allem positive Schlüsse daraus gezogen. Covid-19 ist schlimm. Aber man muss immer das Gute in allem sehen. Unser Bewusstsein dafür, dass unsere Familie das Wichtigste ist, was wir besitzen, wurde in der Pandemie geschärft.

Bild: Selbstgezogene Gurke im Garten 

Wenn ihr euch eine Sache wünschen könntet, die die Welt von jetzt auf morgen radikal verändern würde – was wäre das?

Interessante Frage. Ich denke, wir würden uns wünschen, dass Kindern in der Schule der Leistungsdruck genommen wird. Dieser ist heute nämlich immens und beeinflusst ihr gesamtes Leben – auch später, wenn sie bereits gross sind. In der heutigen Welt denken Kinder – oftmals natürlich nicht ohne Zutun der Eltern – sie müssten in jedem Bereich perfekt sein. Solch übermässigen Perfektionismus betrachten wir als gefährlich. Er kann grossen psychologischen Schaden anrichten.

Ihr seid beide in Basel aufgewachsen. Unternimmt man im Bereich Nachhaltigkeit in unserer Stadt Eurer Meinung nach genug?

Natürlich kann man immer mehr machen. Ich denke aber, dass Basel im Bereich Nachhaltigkeit schweizweit durchaus eine Vorreiterstellung einnimmt. Ob in punkto Lebensmittel, Wohnen, Verkehr oder in anderen Bereichen wie z.B. Gastronomie… Ich denke, da können wir durchaus stolz auf unsere Stadt sein.

Was kann man tun, um sein Leben wie ihr von jetzt auf morgen nachhaltiger zu gestalten? 

Man sollte sich ein wenig Zeit nehmen, um mal an einem freien Nachmittag über mögliche Optimierungen – beruflich und privat – nachzudenken. Abgesehen davon kommt es sehr auf den Einzelfall drauf an. Aber im Grunde braucht man am Anfang wirklich nur ein wenig Überwindung. Wichtig ist: vor allem auch die Kleinigkeiten sind es, die zählen, denn die häufen sich! Also keine Ausreden mehr (lacht).

Nachhaltig einkaufen in Basel: 3 Tipps von Florian und Maria

Laden 1: Bioflix an der Lothringerstrasse

Laden 1: Bioflix an der Lothringerstrasse

Der Bioflix an der Lothringerstrasse 162 lässt sich mit einem QR-Code rund um die Uhr betreten. Besonders für Menschen, die früh das Haus verlassen oder sehr spät zurückkommen ist dies ein grosser Vorteil. Auch für diejenigen, die gerne Sonntags einkaufen ist Bioflix eine tolle Option. Der Laden ist klein, schön eingerichtet und natürlich sind alle Produkte dort ausschliesslich lokal und nachhaltig. Ein perfekter nachhaltiger Einkauf ist also sicher!
www.bioflix.ch

Laden 2: Das Margarethengut ­auf dem Margarethenhügel

Laden 2: Das Margarethengut ­auf dem Margarethenhügel

Über den Dächern von Basel auf dem Margarethenhügel befindet sich das Margarethengut. Nur einen kurzen Spaziergang vom Stadtzentrum zu Fuss und man erreicht einen Ort, an dem Biodiversität gelebt wird. Produziert wird hier Milch, Futter für die Hoftiere, Getreide - und es wird sogar grüner Spargel angebaut. Ihr ökologischer Einkauf kann beginnen! Auch das Hofrestaurant «Schällenursli» lädt zum Verweilen und Geniessen von regionalen Produkten ein.

www.margarethengut.ch

Laden 3: Das Hoflädeli Kürbisegge in der Region

Laden 3: Das Hoflädeli Kürbisegge in der Region

Das kleine Hoflädeli in der Region (Muttenz) bietet viele verschiedene regionale Köstlichkeiten an – Eier, Gemüse, Äpfel, Most, verschiedene Mehlsorten von der Mühle in Maisprach - oder im Herbst (September-Oktober) leckere und vielfältige Kürbissorten. Ein Besuch lohnt sich jedoch zu jeder Jahreszeit.

www.kuerbisegge.ch

Ekaterina Cámara

Redaktion

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