Erdwärme Riehen: Eine regionale Partnerschaft im Bereich Geothermie

Dank Geothermie soll es künftig mehr Erdwärme für Riehen und Basel geben. Dafür setzen sich die IWB und die Gemeinde Riehen zusammen über den Wärmeverbund Riehen ein. Mit nachhaltigen Finanzierungslösungen steht die Basler Kantonalbank an ihrer Seite. Doch wie sieht das Projekt im Detail aus und was genau steckt eigentlich hinter dem Begriff «Erdwärme»?
Am 23.03.2022 in Finanzierungen von Ekaterina Cámara
Erinnern Sie sich an die orangefarbenen Kästchen, die man beim Spazieren kürzlich in der Region Riehen und Basel antreffen konnte? Besonders zu Anfang wussten nicht alle, um was es sich hierbei handelte. Einige hielten die rund 9000 «Geophone» für E-Trottinett-Ladestationen, andere gar für geheimnisvolle Überwachungssysteme.

Mittlerweile wurden die kleinen Gadgets wieder eingesammelt. Doch worum handelte es sich dabei? In den Medien wird erklärt, dass es sich um geologische Messgeräte zur Suche nach heissem unterirdischem Wasser handelt: für die Produktion nachhaltiger Fernwärme für Riehen – und später womöglich auch für Basel.

Riehen plant zweite Geothermieanlage

Die Wärmeverbund Riehen AG (WVR AG), als gemeinsame Tochterfirma von der Gemeinde Riehen und IWB (Industrielle Werke Basel) plant eine zweite Geothermieanlage im «grossen grünen Dorf». 2027 soll diese voraussichtlich in Betrieb genommen werden. Das Spannende beginnt jetzt: Nach dem etwa dreiwöchigen Messvorgang werden die von den Geophonen festgehaltenen Daten analysiert. Dann kann die Frage beantwortet werden, wo in der Region sich das heisse Wasser befindet. Darauf basierend finden die geplanten Tiefenbohrungen statt.

Projekt knüpft an über 30-jährigen Erfolg der ersten Anlage an

Mit dem geplanten Bau der zweiten Geothermieanlage in Riehen knüpft das «geo2riehen» genannte Projekt am mittlerweile fast 30-jährigen Erfolg der ersten Riehener Anlage an. So lange versorgt die WVR AG die Riehener Bevölkerung nämlich bereits zuverlässig mit klimafreundlicher Fernwärme – genauer gesagt mithilfe der Wärme unterirdischen Wassers.

Wie funktioniert die Suche nach heissem Erdwasser?

Drei Wochen dauerte die von der WVR AG organisierte Messung in Riehen, Bettingen, grossen Teilen von Basel, Birsfelden, Münchenstein, Muttenz, sowie in Teilen von Grenzach-Wyhlen.

Abb: Untersuchte Gebiete (Bild: IWB)

Vier Mess-LKWs fuhren hierzu durch die genannten Regionen, um alle 20 Meter durch die Vibrationen ihrer Rüttelplatten Schallwellen in den Untergrund zu leiten. Diese werden reflektiert und gelangen wieder an die Erdoberfläche. Deren Reflexionen wurden von den Geophonen gemessen. Daraus werden wertvolle Erkenntnisse darüber gewonnen, an welchen Stellen im Erdreich thermisches Wasser vorhanden sein könnte und an welchen Stellen eine Tiefenbohrung Sinn macht.

Rücksicht nehmen auf Mensch, Tier und Umwelt

Die Geräusche, die die Messfahrzeuge erzeugten, liessen sich mit Kehrichtwagen-Geräuschen vergleichen. Die erzeugten Vibrationen waren für Mensch und Tier nur für wenige Minuten wahrnehmbar.

Gefährlich ist die geplante, von Seismologie-Expertinnen und Experten begleitete Bohrung nicht. Mit der Tiefenbohrung in Kleinhüningen im Jahr 2006 – damals wurde ein spürbares Erdbeben in Basel ausgelöst – ist geo2riehen nicht vergleichbar. In Riehen plant man nach einem anderen Verfahren vorzugehen: wie schon bei den Bohrungen 1988 soll ausschliesslich der bereits natürlich zerbrochene, durchlässige und wasserführende Untergrund genutzt werden. Neue Brüche durch das sogenannte Fracking werden nicht erzeugt. Auch ist die Tiefe im Vergleich zu damals gering: höchstens 2 Kilometer anstatt 5 Kilometer  tief soll künftig gebohrt werden.

Abb: Funktionsweise der 3d-Seismik (Bild: IWB)

Wie funktioniert das Heizen mit Erdwärme?

In der schon seit Jahrzehnten bestehenden Anlage des Wärmeverbundes Riehen, die schweizweit als Pionier-Projekt im Bereich der Geothermie bekannt ist, werden heute pro Stunde 90 000 Liter 67 Grad heissen Wassers an die Oberfläche befördert. In einer Wärmezentrale geht die Wärme dieses Wassers auf einen Heizkreislauf über, der anschliessend die Wohnungen und Häuser der Riehener Bevölkerung beheizt. Das mineralische, trübe, leicht gelbliche Thermalwasser kühlt dadurch ab und wird in die Erde geleitet – dorthin, wo es ursprünglich herkam. So wird die Balance wiederhergestellt. Das Resultat: ökologische Wärme.

Abb: Wärmegewinnung (Bild: IWB)

«geo2riehen» – Wertvolles Projekt für Basler Energiestrategie

Das Projekt unterstützt nicht nur das wachsende Bedürfnis der Bevölkerung nach nachhaltigen Heizlösungen. Es ist auch wichtiger Bestandteil der Erfüllung der Basler Energiestrategie. Denn der Kanton Basel-Stadt fördert den Ausbau erneuerbarer Energien zur Reduktion des CO2-Ausstosses bis 2050 auf maximal eine Tonne pro Jahr und Einwohnerin oder Einwohner. Die Wärme, die aus warmem Erdwasser gewonnen wird, ist komplett CO2-frei: keine Verbrennung, keine Emissionen. Ebenfalls relevant ist, dass Erdwärme die Abhängigkeit des Kantons von Energierohstoffen aus dem Ausland reduziert. Nicht zuletzt deshalb ist «geo2riehen» ein äusserst wertvolles Element einer regionalen und unabhängigen Energieversorgung.

Basler Kantonalbank unterstützt Projekt mit nachhaltiger Finanzierung

Zur Finanzierung dieses zukunftsweisenden Projektes, das auf eine sehr transparente Kommunikation mit der Bevölkerung setzt, trägt die Basler Kantonalbank als verlässlicher Partner mit einem sogenannten «Green Loan» - einem nachhaltigen Finanzierungsinstrument - bei. Nach einer umfassenden Machbarkeitsstudie, die vom Riehener Wärmeverbund durchgeführt wurde, ist sicher: das Projekt hält höchste Nachhaltigkeitsstandards ein. Mit der regionalen Zusammenarbeit der WVR AG und der Basler Kantonalbank unterstützen wir den Weg der Umsetzung der Basler Energiestrategie und das Ziel, den CO2-Ausstoss bis 2050 massgeblich zu reduzieren.

4 Fragen an Sarah Zaugg

Fachspezialistin Nachhaltigkeit Vertrieb kommerzielle Kunden, Basler Kantonalbank

Frau Zaugg, Nachhaltigkeit ist immer mehr «in aller Munde». Wie unterstützt die Basler Kantonalbank Ihre Firmenkunden im Hinblick auf eine nachhaltige Unternehmensentwicklung? 

Eine nachhaltige Entwicklung unserer Unternehmenskundinnen- und Kunden ist uns sehr wichtig. Genauso wie unsere eigene. Die Basler Kantonalbank bietet hierfür zwei unterschiedliche Arten der nachhaltigen Finanzierung an: die Sustainability-linked Loans sowie die Green, Social und Sustainability Loans.

Erstere sind für Unternehmerinnen und Unternehmer interessant, die ihre Geschäftstätigkeit entlang der ESG-Kriterien nachhaltiger gestalten wollen. Hierbei kann es sich um den Wunsch nach einer ganzheitlichen Ausrichtung auf eine nachhaltige Betriebsführung oder auch um ein konkretes Reduktionsziel (z.B. Reduktion des Wasserverbrauches) handeln. Die Finanzierungskonditionen der Unternehmung werden dabei an diese konkreten Ziele gebunden. Werden diese erreicht, profitierten Unternehmerinnen und Unternehmer von einem attraktiven Zinsvorteil – denn wir wollen einen aktiven Beitrag leisten und nachhaltige Ziele unserer Kundinnen und Kunden entsprechend auch bei den Konditionen berücksichtigen.

Bei der zweiten Lösung handelt es sich um die Finanzierung von Einzelprojekten mit ökologischem oder sozialem Nutzen. Auch hier sind die Konditionen sehr attraktiv und der Finanzierungszweck wird im Kreditvertrag auf das nachhaltige Projekt beschränkt. Beide Lösungen eignen sich ausgezeichnet, um das eigene Unternehmen gezielt und effizient zukunftsfreundlicher zu gestalten.

Gibt es ein konkretes Beispiel, was man an dieser Stelle nennen könnte?

Ja. Den Wärmeverbund Riehen unterstützen wir in dem Projekt «geo2riehen» mit unserem «Green Loan». Das ist eine Finanzierungslösung, mit der wir Unternehmen bei der gezielten Finanzierung von Projekten mit ökologischem Nutzen unterstützen und dadurch den Verwendungszweck der Finanzierung auf umweltschonende, klimaschützende oder ressourcensparende Investitionen beschränken. Damit dieses attraktive Angebot wahrgenommen werden kann, muss ein Projekt eine deutliche Verknüpfung mit den 17 Zielen für die nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen – den sogenannten 17 Sustainable Development Goals (SDGs) – aufweisen. Das Projekt «geo2riehen» erfüllt klar dieses Kriterium. Denn es geht um eine nachhaltige Energiequelle, die künftig in das Fernwärmenetz eingespeist werden soll. Diese Finanzierung zahlt auf das SDG 7 «Bezahlbare und saubere Energie» ein. Daher stehen wir dem Wärmeverbund Riehen als erfahrener Sparring-Partner durch eine enge Betreuung und langfristige Begleitung zur Seite. Wir freuen uns, dass die Finanzierung dieses wegweisenden Vorhabens, das sowohl Riehen als auch der Region Basel langfristig zugutekommt, gesichert ist.

Warum ist es für Firmen so wichtig Ihr Business Modell rechtzeitig auf Nachhaltigkeit zu prüfen? Und - welchen Tipp können Sie geben?

Nicht alles, was für ein Unternehmen richtig erscheint, macht automatisch auch für ein anderes Unternehmen Sinn. Man muss das bestehende Geschäftsmodell also stets individuell betrachten und sich fragen: Was lässt sich im Sinne der Nachhaltigkeit optimieren und wo hat mein Geschäftsmodell den grössten Hebel? Eine verantwortungsbewusste Ausrichtung ist nicht nur für die Umwelt und unsere Gesellschaft als Ganzes wichtig. Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht und Kundinnen und Kunden entscheiden sich heute immer häufiger für nachhaltig ausgerichtete Unternehmen, Produkte und Lösungen. Nachhaltig agierende Unternehmen oder nachhaltigere Produkte sind attraktiv und erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit. Aufgrund des wandelnden Bewusstseins der Konsumenten und Konsumentinnen wird sich diese Tendenz künftig noch deutlicher akzentuieren.

Was tut die Basler Kantonalbank sonst noch um Unternehmen in der Region in ihrer nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen?

Die Basler Kantonalbank begleitet Unternehmen der Region auch strategisch auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Zu nennen wäre hier das Swiss Triple Impact-Programm (STI). Die Basler Kantonalbank ist Gründungspartnerin der Basler STI-Plattform. Das lösungsorientierte Nachhaltigkeitsprogramm wurde von B Lab Schweiz entwickelt. Es hilft Unternehmen in drei Schritten, konkrete Ziele und Massnahmen für die Erreichung der oben erwähnten SDGs zu definieren. Das Programm bietet Unternehmen die Chance, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu steigern und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Wir übernehmen 50 Prozent der Kosten für Schritt 2 des dreistufigen STI-Programms, sprich, für die offizielle Teilnahme am STI-Programm einschliesslich beider Kernworkshops. Dies gilt für die ersten 60 angemeldeten Kundinnen und Kunden. Interessenten finden mehr Infos unter www.bkb.ch/sti.

Ekaterina Cámara

Redaktion

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