Herzog & de Meuron: Sanfter Generationswechsel in der Welt der Architektur

Die renommierten Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron haben einen zukunftsweisenden Schritt für die Nachfolgeregelung ihres Architekturbüros vollzogen. Das Duo, das als «Herzog & de Meuron» seit über vier Jahrzehnten die Architekturszene weltweit geprägt hat, übergibt die Firma sukzessive in die Hände ihrer langjährigen Schlüsselmitarbeitenden. Ein bedeutender Schritt, der bereits vor einiger Zeit umsichtig geplant und bekanntgegeben wurde.
Am 06.11.2023 in Nachfolge von Ekaterina Cámara

Auf einen Blick

  • Die Gründer des Basler Architekturbüros von Weltrang stellen die Zukunft ihres Unternehmens mit der nächsten Generation sicher.
  • Wir zeigen die zentralen Erfolgsfaktoren ihrer Nachfolgeregelung.
  • Bild: © Diana Pfammatter

Nachfolgeplanung bei Herzog & de Meuron: Ein Meilenstein für die Architekturwelt

Die Ankündigung, dass das renommierte Architekturbüro Herzog & de Meuron seine Nachfolge geregelt hat, markierte in der Welt der Architektur einen Meilenstein. Jacques Herzog und Pierre de Meuron sind bekannt für ihre grosse Vielfalt namhafter Bauwerke: die Tate Gallery of Modern Art in London, die Elbphilharmonie in Hamburg, das Olympiastadion in Peking und unzählige mehr. Auch das Stadtbild ihrer Heimatstadt Basel profitiert von deren einzigartigen Bauten: Die Hochhäuser des Pharmakonzerns Roche (Bau 1 und Bau 2), die Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie «REHAB», das Basler Stadtcasino, der Helvetia Campus Basel und das Basler Stadion St. Jakob-Park sind nur einige Beispiele.

Die Zukunft des Architekturbüros

Die Pläne der Architekten für ihre Nachfolgeregelung zeugen von einer zukunftsorientierten Herangehensweise. So wurde mit 15 Partnerinnen und Partnern, mit welchen bereits seit 2009 ein Beteiligungsmodell besteht, ein Aktionärbindungsvertrag abgeschlossen. Dieser regelt, wie die Inhaberschaft am Unternehmen in den kommenden Jahren sukzessive von den beiden Gründern an Schlüsselmitarbeitende übertragen werden soll. Dabei leitet Adrian Keller als CEO das operative Geschäft. Dieser konkrete und bindende Nachfolgeplan gibt sowohl Mitarbeitenden als auch Kundinnen und Kunden eine klare Perspektive und Verbindlichkeit. So wollen die Gründer weiterhin Projekte umsetzen, die Auftraggeberinnen und Auftraggebern dienen und für die Öffentlichkeit und Gesellschaft relevant sind.

Know-how, das im Unternehmen bleibt: Ein «sanfter» Generationswechsel

Auch mit ihren 73 Lebensjahren beabsichtigen Jacques Herzog und Pierre de Meuron das Architekturbüro von ihrer Erfahrung profitieren zu lassen. So setzen sie auf einen etappenweisen Generationswechsel, bei dem langjährige Partnerinnen, Partner und Mitarbeitende Verantwortung übernehmen und das Unternehmen mitgestalten. Diese Entscheidung zeigt: Die Stararchitekten sind sich ihrer kreativen Evolution bewusst. Die Offenheit für neue Ideen und Impulse soll auch zukünftig die soliden Werte des Unternehmens begleiten. 

Bild: © Iwan Baan 

Bewährte Grundlagen, positive Zukunftsaussichten

Der Generationenwechsel basiert - auch im Hinblick auf den zukünftigen Geschäftserfolg - auf bereits etablierten Grundlagen: So wird das Unternehmen bereits seit geraumer Zeit gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen, die künftig übernehmen, im Team geführt. Die Partnerinnen und Partner kennen ihre Wirkungsstätte und identifizieren sich voll und ganz mit der Philosophie ihrer prominenten Gründer. Die Branche darf somit gespannt sein, wie Herzog & de Meuron auch künftig die Welt der Architektur mitbestimmen und womöglich abermals Geschichte schreiben wird.

Vorbildliche Herangehensweise

Personenbezogene Lebenswerke an die nächste Generation zu übergeben, stellt stets eine besondere Herausforderung dar. Die gewählte Nachfolgeregelung bei Herzog & de Meuron beinhaltet wesentliche Voraussetzungen, die für die Kontinuität und den Zukunftserfolg des Unternehmens wichtig sind. Durch den geordneten Übergang von erfahrenen Gründern zu hochqualifizierten, engagierten und loyalen Schlüsselmitarbeitenden ist sichergestellt, dass sich die Unternehmenswerte in bestmöglichen Händen befinden. Dies ist gerade in einer Branche, die von Innovation und Kreativität lebt, von besonderer Bedeutung. Die Entscheidung von Herzog & de Meuron zeigt, dass ein Generationenwechsel nicht zwangsläufig das Ende einer Ära bedeutet, sondern vielmehr eine neue, vielversprechende Phase einläuten kann.  

Bild: © Ruedi Walti

Über Herzog & de Meuron: Weltweite Erfolgsgeschichte mit Basler Ursprung

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron wurde 1978 als einfache Gesellschaft in Basel gegründet und 1997 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die mehr als 550 Mitarbeitenden wirken neben Basel auch an Standorten wie Berlin, München, London, Paris, Hong Kong, New York City und San Francisco sowie im Bedarfsfall in Projektbüros auf der ganzen Welt. Das Architekturbüro ist für für die einzigartige Fähigkeit bekannt, Orte radikaler Verdichtung zu schaffen, und hat immer wieder erfolgreich bewiesen, dass dabei keine gestalterischen Grenzen existieren. Das Portfolio von Herzog & de Meuron erstreckt sich von spektakulären Grossprojekten bis hin zu kleinen, nicht minder interessanten architektonischen Objekten.

Christoph Schmid, Business Developer

Basler Kantonalbank

Herr Schmid, was müssen Unternehmerinnen und Unternehmer im Hinblick auf eine erfolgreiche Nachfolgeregelung grundsätzlich berücksichtigen? 

Wichtig ist, dass die Wertvorstellungen, Pläne, Erwartungen und die finanzielle Vorsorgesituation der bestehenden Eigentümerinnen und Eigentümer mit den Vorstellungen der Nachfolgerinnen und Nachfolger im Einklang stehen. Dazu gehört auch das Berücksichtigen der bestehenden Eignerstrategie und der Umgang mit möglichen Zielkonflikten der Parteien.

Auch die Nachfolgewürdigkeit und Nachfolgefähigkeit sollte man evaluieren. Der erste Punkt beinhaltet die Analyse der künftigen Marktchancen des Unternehmens im Licht der aktuell herrschenden und absehbaren künftigen Nachfrage. Der zweite Punkt betrifft den Grad der Abhängigkeit des Unternehmens von den aktuellen Inhaberinnen und Inhabern. Dies alles sind wichtige Dinge, die bei der Planung nicht unterschätzt werden sollten.

Michael Baumberger, Leiter KMU

Basler Kantonalbank

Herr Baumberger, welche verschiedenen Optionen zur Nachfolgeplanung gibt es eigentlich?

Grundsätzlich gibt es drei verbreitete Nachfolgeoptionen: Die familieninterne Nachfolge, der Verkauf des Unternehmens an bestehende Mitarbeitende ('Management Buy-Out') und der Verkauf an Externe ('Management Buy-In'). Auch Kombinationen sind möglich. Es gilt in jedem einzelnen Fall die beste Option für das jeweilige Unternehmen herauszufinden.

Welche weiteren Themenfelder sind im Kontext der Nachfolgeplanung relevant? Und wie geht man beim Regeln der eigenen Nachfolge konkret vor?

Wichtige Themenfelder sind sicherlich die Bestimmung des Unternehmenswertes, unterschiedliche Finanzierungsszenarien, steuerlich relevante Aspekte sowie allenfalls nötige Umstrukturierungen. Eine sorgfältige und fachkundig begleitete Vorbereitung durch Expertinnen und Experten bringt konkrete Entscheidungs- und Verhandlungsgrundlagen, die hilfreich sind.

Die Wichtigkeit einer frühzeitigen Auseinandersetzung mit der Zukunft und der Unternehmensweiterführung kann ich nicht genug betonen. Es zeugt keinesfalls von Schwäche, sondern von unternehmerischer Weitsicht, wenn die erste Auseinandersetzung möglicher Szenarien bereits zwischen dem 45. und dem 55. Altersjahr erfolgt. Frühzeitige Weichenstellungen in den Bereichen Finanzierung und Vorsorge müssen noch lange keine Stabsübergabe bedeuten, sondern sollen den Weg zu möglichen, späteren Handlungsoptionen ebnen. Dabei unterstützen wir mit unserer Expertise und unserem fundierten fachlichen Know-how.

Gerne prüfen wir gemeinsam mit Ihnen Ihre individuellen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nachfolgeplanung. Lassen Sie sich von unseren Expertinnen und Experten rund um die Übergabe Ihres Unternehmens beraten. Wir freuen uns auf den persönlichen Austausch mit Ihnen.

Adrian Hänggi

Leiter Entrepreneurs & Executives Private Banking

Ekaterina Cámara

Redaktion

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