«Das Schoofegg ist meine Familie!»

#bkb125 – Zeit, danke zu sagen.

Feines Schoofegg-Fondue, Gnagi & Co., Getränke, die das Herz erwärmen und eine Gastfreundschaft, die ihresgleichen sucht: Gordana umsorgt seit sechs Jahren im Basler «Schoofegg» alle mit Flair für gute alte Traditionen. Heute sagen wir: danke, dass wir in der ältesten Beiz Basels alle Sorgen für einen Moment lang hinter uns lassen können. 
Am 18.06.2024 in 125 Jahre BKB von Ekaterina Cámara

Gordana Jovanovic (50)

  • Geboren in: Montenegro
  • In Basel seit: 32 Jahren
  • Hobbys: «Ich hab' keine Zeit für Hobbys...» (lacht)
  • Lieblingsmusik: Poprock
  • Lieblingsessen: Asiatisch, vor allem «Betrunkene Ente»
  • Lebensmotto: «Das Leben geht weiter!»

«Was gits Scheeners als am ene Oobe e Schoofegg-Fondue?», heisst es, wenn man, in der Kleinbasler Zeitung blätternd, an der Anzeige der Beiz hängen bleibt. Ein Inserat, so authentisch und einladend wie sein Auftraggeber – das Restaurant «Schoofegg». Besser gesagt, wie seine Auftraggeberin, Gordana Jovanovic, die fröhliche Gastgeberin der Ur-Basler Traditionsbeiz. In diesem Jahr feiert das «Schoofegg» 550-jährigen Geburtstag:

«Anlässlich dessen feiern wir am 23. August unser Jubiläum auf ganz besondere Art: mit einem echten Mittelalterfest mit entsprechendem Dresscode. So können wir komplett in die Atmosphäre eintauchen, in der das Schoofegg damals gegründet wurde.» Sie schaut zu Stammgast Werner rüber, der genüsslich sein Mittagessen in Form eines Käseküchleins zu sich nimmt und fügt an: «Der Werni kommt dann als 'Alti Dante'.» Werner isst weiter, zeigt sich aber sichtlich amüsiert und ganz offensichtlich einverstanden. Beide lachen. Andere Stammgäste gesellen sich dazu und bestellen Speis und Trank. Der Stammtisch füllt sich. Es ist Donnerstagmittag. Am Abend wird das Schoofegg zu einem Hotspot des Kleinbasler Nachtlebens mit Sound aus der Juke-Box und einer Stimmung, die sich kaum toppen lässt. Gerade aber herrscht noch eine Weile lang Ruhe vor dem Sturm.

Von der «Sonne» zum «Schoofegg»

Gordana führt das «Schoofegg» schon seit sechs Jahren. Das dies einmal so kommt, hat sie nicht geahnt. Die frühere Betreiberin der «Sonne», dem Lokal eine Strasse weiter, war mit ihrer damaligen Situation zufrieden, als man sie völlig unvorbereitet fragte, ob sie das «Schoofegg» übernehmen wolle. «Ich war total überrumpelt, habe aber schon nach zwei Tagen zugesagt. Es ist ein legendärer Ort. Und ich bereue es keine Sekunde. Etwas Vergleichbares gibt es in Basel nicht.»

Mittelalterliche Vibes & Charivari

Legendär am «Schoofegg» ist tatsächlich so Einiges: Da wäre das malerische Haus selbst, das nach 550 Jahren noch gleich aussieht, wie zu Zeiten der Inbetriebnahme der ersten Weinschenke durch Notar und Waisenvater Emil Beck. Auch die Einrichtung, die einen wie auf einer Zeitreise in eine einst dagewesene Welt versetzt. Und natürlich das stadtbekannte Fondue, das sich per wundervoll-einfachem, manuell betriebenem Holzlift täglich aus der Küche im Obergeschoss seinen Weg zur Kundschaft bahnt. Auch das Charivari wurde hier 1975 gegründet. Stolz zeigt Gordana auf die originale Gründungsurkunde an der Wand. Sie fügt an: «Das Haus hier hat schon alles gesehen und alles überlebt: sogar das Erdbeben 1356.» Gut möglich, denn dieses, bestehend aus dem Eckhaus an der Utengasse und dem Flügelanbau am Schafgässlein wird auf Anno 1350 datiert.
Das Haus hier hat schon alles gesehen und alles überlebt: sogar das Erdbeben 1356.
Gordana Jovanovic

«Fasnacht, Politik, Stammtisch – bei uns läuft alles parallel und alles irgendwie zusammen.»

Dass Gordana ihre Besucherinnen und Besucher gern hat, kann man nicht übersehen. Mit ihrer Herzlichkeit und Offenheit erobert sie die Herzen im Sturm. Und dies wird von der ganzen Stadt geschätzt: «Fasnacht, Politik, Stammtisch – bei uns läuft alles parallel und alles irgendwie zusammen. Jeder ist willkommen und unsere Gäste könnten unterschiedlicher nicht sein. Das macht es für mich auch so besonders. Ich liebe es. Das hier ist meine Familie.», erklärt Gordana und fügt an: «Nehmen wir zum Beispiel Werni: er kommt jeden Tag hierher. Und er vergisst auch mal seinen «Ferrari» bei uns. Das ist der kleine Wagen, mit dem er die Kleinbasler Zeitung austrägt, für die er bis heute schreibt.»

«Bis ich 80 bin, bin ich sicher noch hier!»

Die Zeit während der Pandemie war für Gordana besonders schwer (wir berichteten). «Zum Glück ist das schon lange vorbei», sagt sie. «Es ist wieder alles beim Alten. Bis ich 80 bin, bin ich also sicher noch hier!», versichert sie. Der Stammtisch reagiert hocherfreut mit Applaus auf ihr Versprechen. Etwas scheint die sympathische Wirtin zu beschäftigen. Ihre Augen sagen, dass nicht alles immer einfach ist. Doch es kommt ein weiterer Gast herein. Sie steht auf, begrüsst, umarmt, lacht herzlich… Ihr Lebensmotto hat sie ganz sicher nicht umsonst. Sie lebt es in vollen Zügen. Und: «Das Leben geht weiter!»

4 Fragen über das «Schoofegg» an...

Journalist & Stammgast Werner Blatter (82)

Werner, wie lange kennst du das «Schoofegg» schon?

Uff... Eine gefühlte Ewigkeit.

Du bist Stammgast und kommst gerne und oft hierher. Welche Erinnerung ans «Schoofegg» aus vergangenen Zeiten ist für dich bis heute wertvoll?

Zum Beispiel das Jahr 1963. Damals hat noch der Fritz Hunziker das Lokal geführt. Jeder bei der Rekrutenschule konnte seine Gspänli einmal in seinen Heimatort an eine besondere Beiz einladen. Ich brachte sie also schnurstracks ins «Schoofegg» zum Fäde ziehe: zum Käse-Fondue, das hier bis heute serviert wird. Alle waren begeistert. 

Was schätzt du an Gordana?

Gordana hat die Beiz in einer äusserst schwierigen Phase übernommen und sie auf das hervorragende Level zurückgebracht, welches dieser geschichtsträchtige Ort verdient. Dafür sind alle Besucherinnen und Besucher und auch das Personal ihr äusserst dankbar. Sie macht das unglaublich gut. Es ist wunderbar mit anzuschauen, wie sie sich für diesen Ort ins Zeug legt. Sie ist eine sensationelle Gastgeberin.

Ist das «Schoofegg» eine Beiz, wie sie sich fürs Kleinbasel gehört...?

Genau. Es ist ein wahres Kleinbasler Bijou und ist bis heute so geblieben, wie es immer schon war. Meine Grossmutter Rosa, eingesessene Breite-Einwohnerin, war der Überzeugung, ins Kleinbasel ginge man nur zwei Mal pro Jahr: an die Mustermesse und in die Rhybrugg, das einzige Kaufhaus mit rollender Treppe. Ich hingegen kann mir einen schöneren Ort zum Leben als Kleinbasel überhaupt nicht vorstellen. Und auch keine schönere Beiz.

Seit über 550 Jahren für Basel da

«Schoofegg» heute vs. 1975

Bild: Staatsarchiv BS

Wir danken Gordana Jovanovic und allen Beizerinnen und Beizern unserer Stadt, die für ein geselliges Basel sorgen für ihre unendliche Gastfreundschaft. Die geschichtsträchtigen Holzdielen von Basels ältester Beiz haben wir zum Dank frisch renoviert und so für viele weitere Jahre erhalten.

Ekaterina Cámara

Redaktion

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