Kraft, Liebe und Unterstützung: Der Weg einer Familie mit Kinderkrebs

Was als rätselhafte Übelkeit begann, entpuppte sich als schwerer Schicksalsschlag: Mit nur sechs Jahren erhielt Severine die Diagnose Krebs. 110 Tage im Spital, Rückschläge und Hoffnung – doch heute besucht sie wieder die Schule. Wie sie und ihre Familie diese Zeit bewältigt haben, zeigt eindrücklich, was Zusammenhalt bewirken kann. Und wie wertvoll die Unterstützung der Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis, ist.
Heute in Von Basel. Für Basel. von Rebecca Buser

110 Tage ununterbrochen im Krankenhaus – was sich die meisten Leute kaum vorstellen können, wurde für die Familie L. zur Realität. Im September 2024 veränderte sich das Leben der Familie von einem Moment auf den anderen grundlegend. Bei der damals 6,5-jährigen Tochter Severine (Name geändert) wurde Krebs diagnostiziert. Wochenlang hatte sie unter starkem Erbrechen gelitten, ohne dass eine Ursache gefunden werden konnte. Trotz mehrerer Besuche in der Notaufnahme verschlechterte sich ihr Zustand zunehmend, bis sie schliesslich ins Spital eingewiesen wurde.

Als Severine plötzlich eine Gelbfärbung der Haut und eine Schwellung im Bauchbereich zeigte – Anzeichen für ein Organversagen – lieferten Ultraschalluntersuchungen und ein MRI die erschütternde Diagnose: Ein «rezidives alveoläres Rhabdomyosarkom». Dabei bedeutet «Rezidiv» «wiederauftretend» und «Rhabdomyosarkom» steht für einen seltenen Weichteiltumor, der bei weniger als fünf Prozent der Betroffenen vorkommt.

Bangen und Hoffen auf der Intensivstation

Es folgte eine besonders schwere Phase: Severine musste fünf Wochen auf der Intensivstation verbringen. In dieser Zeit kämpfte Severine tapfer um ihr Leben – bis ein Medikament schliesslich Wirkung zeigte und ihre Organe sich langsam erholten und sie Anfang November von der Intensivstation auf die Onkologie verlegt werden konnte. Trotz grosser körperlicher Rückschläge, bei denen sie ihre motorischen Fähigkeiten wie Stehen und Laufen fast von Grund auf neu erlernen musste, zeigte Severine eine beeindruckende Willenskraft. Ein grosses Team an Pflegerinnen, Ärzten, Pädagoginnen, Spitalclowns, Zivildienstleistenden, Sozialarbeiterinnen und Physiotherapeutinnen begleiteten Severine und ihre Familie zurück ins Leben und sorgten für unzählige fröhliche Momente im ernsten Spitalalltag. So durfte Severine nach 110 Tagen im Krankenhaus an Weihnachten erstmals wieder zu Hause übernachten.

Die gemeinsame Zeit als Familie und das kurz davor stattgefundene Geburtstagsfest im Spital mit ihren Freundinnen gab Severine viel Kraft und Energie, so dass sie dann im Januar 2025 offiziell vom Krankenhaus entlassen wurde und jeweils nur noch für die Chemotherapie ins Spital musste. Anfang Mai zeigte die Untersuchung dann, dass keine aktiven Krebszellen mehr nachweisbar waren – ein wichtiger Meilenstein, der das erfolgreiche Ende von Bestrahlung und Chemotherapie bedeutete.

Bild: Ein leckeres Familienessen ist ein Moment der Normalität in schwierigen Zeiten.


Um ein erneutes Aufflammen zu verhindern, begann Severine im Mai eine Erhaltungstherapie. Diese umfasst wöchentliche Sitzungen von etwa vier Stunden im Krankenhaus über einen Zeitraum von 48 Wochen. Abgesehen davon lebt sie inzwischen wieder weitgehend ihr gewohntes, normales Leben.

Unterstützung durch die Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis

Während dieser gesamten Zeit, besonders in den ersten 110 Tagen, wechselten sich Severines Eltern im Krankenhaus mit ihrer Anwesenheit ab, um sich auch zuhause um ihre dreijährige kleine Schwester kümmern zu können. Dank der Unterstützung der Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis, besuchte wöchentlich eine Sozialhelferin vom Schweizerischen Roten Kreuz die Familie. Sie entlastete die Eltern, indem sie Zeit mit der kleinen Schwester verbrachte und Ausflüge mit ihr unternahm. Dies war nur eine von mehreren Hilfestellungen, auf die die Familie in dieser herausfordernden Phase zählen konnte.

Die Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis, unterstützte die Familie nicht nur finanziell – etwa durch Kilometergeld für die Fahrten zur Therapie, einen festen Parkplatz am UKBB, psychologische Unterstützung oder die Finanzierung der Kita für die kleine Schwester, sondern schenkte ihr durch zahlreiche liebevolle Gesten auch mehr Lebensqualität. So versorgt beispielsweise Nanas Lunchbox die Familie einmal pro Woche mit frisch gekochten, fertigen Mahlzeiten. In «der Oase» konnten auch die Eltern bei wohltuenden Massagen für einen Moment zur Ruhe kommen und Severine zauberte eine Maniküre und ein kleines Geschenkset mit Pflegeprodukten ein Lächeln ins Gesicht.

Darüber hinaus erhielt die Familie ein Jahresabo für den Zolli geschenkt und fand im Zirkus Knie eine willkommene Auszeit vom Alltag. Das Highlight folgte jedoch Ende August 2025: Severines grosser Wunsch nach einem Aufenthalt im Disneyland wurde ihr dank der Stiftung «Make-A-Wish» erfüllt.

Bild: Severine mit Familie im Disneyland (August 2025).

Mutperlen, die Kraft schenken

Während dieser schweren Zeit schenkte Severines «Mutperlen»-Kette ihr viel Kraft – ein Projekt des Vereins Mutperlen Schweiz. Für jeden Behandlungsschritt erhielt sie eine Glasperle, die sie auf eine Schnur mit einer Ankerperle als Hoffnungssymbol fädelte. So entstand eine ganz persönliche Perlenkette, die ihren Weg und ihre Stärke sichtbar macht. Inzwischen befüllt Severine bereits die fünfte Kette – ein wertvolles Symbol ihres persönlichen Weges und ihres Kampfes gegen den Krebs.

Wie geht es Severine heute?

Heute, fast ein Jahr nach ihrer Diagnose, besucht die bald Achtjährige inzwischen wieder die 2. Klasse und lebt abgesehen von ihrem wöchentlichen Spitalbesuch wieder ein weitgehend normales Leben. Körperlich kämpft sie noch mit muskulären Defiziten, baut Muskeln langsamer auf als Gleichaltrige, und ihre Erholung dauert oft länger.

Während dieser schweren Zeit hat sie jedoch der Verlust ihrer langen Haare am meisten mitgenommen. Ihr selbstgenähtes Käppchen konnte diesen Verlust etwas ausgleichen und wurde schnell zu einem festen Teil von ihr – und ist es bis heute. Ihr kindliches Wesen hilft ihr, im Hier und Jetzt zu leben, ohne zu sehr an Vergangenes oder Zukünftiges zu denken. Diese Einstellung schenkte auch den Eltern viel Kraft und Zuversicht und erinnerte sie daran, jeden Moment bewusst zu geniessen.

Was die Familie anderen Betroffenen mitgeben möchte

  • Auch wenn es oft der typisch schweizerischen Mentalität widerspricht, betont die Familie, wie wichtig es ist, Hilfe von Anfang an anzunehmen. Jede Form der Unterstützung, denn selbst die kleinsten Gesten sind in dieser Zeit unbezahlbar. Zudem raten sie, das persönliche Netzwerk zu aktivieren und nicht allein zu kämpfen, denn gemeinsam lässt sich diese Herausforderung viel besser bewältigen.

Internationaler Kinderkrebsmonat

Der September gilt als der Internationale Kinderkrebsmonat. Er dient dazu, auf Kinderkrebs aufmerksam zu machen. In der Schweiz erkranken jährlich rund 350 Kinder und Jugendliche neu an Krebs – ein Schicksal, das nicht nur den Kleinsten viel abverlangt, sondern auch die ganze Familie belastet. Die Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis, engagiert sich deshalb mit Herzblut dafür, betroffene Kinder und ihre Familien schnell zu entlasten und bestmöglich zu unterstützen.

 

 

Die Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis

Die Stiftung für krebskranke Kinder, Regio Basiliensis ging 1988 aus der Krebsliga beider Basel und einem Elternverein hervor und bezweckt die Unterstützung von krebskranken Kindern und ihren Familien.

Ihr Ziel ist die optimale Betreuung von an Krebs erkrankten Kindern und ihren Familien, die im Universitäts-Kinderspital beider Basel UKBB behandelt werden. Die Stiftung hilft finanziell, da die Krankenkassen nicht alle Kosten im Zusammenhang mit Kinderkrebs übernehmen. Das Augenmerk gilt zudem der Entlastung und professionellen Begleitung der Familien in dieser schwierigen Lebensphase. Das Kinderspital benötigt zusätzliche Mittel, damit es eine optimale Betreuung und Behandlung sicherstellen und Forschung betreiben kann. Als Förderstiftung arbeitet die Stiftung eng mit Projektpartnern im Bereich Kinderkrebshilfe zusammen, die Leistungen anbieten, die ansonsten kaum finanzierbar wären.

Rebecca Buser

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