Aktienmärkte im Griff der Inflation
Die US-Inflationsdaten für den Monat August, die letzte Woche am Dienstag (13. September) veröffentlicht wurden, haben an den Aktienmärkten Verluste ausgelöst. Damit ist die deutliche Markterholung für Aktien die im Juli und August stattfand mehr oder weniger wieder neutralisiert worden. Im August ist zwar die US-Inflation der Konsumentenpreise von 8.5% (Juli) auf 8.3% gefallen, aber die Komponente der Kerninflation ist von 5.9% (Juli) auf 6.3% (August) erneut angestiegen. Letzteres weckt die Erwartung, dass die US-Notenbank die Zinsen noch stärker anheben könnte, um die Lohn-Preis Spirale nachhaltig zu stoppen.
Es ist durchaus möglich, dass die Märkte zu stark auf den einzelnen Datenpunkt für August fokussiert waren und dass die am 13. Oktober erwarteten Zahlen für die US-Inflation im September zuversichtlicher stimmen könnten. Das Marktumfeld für Aktien bleibt gegenwärtig aber volatil und ist von starken Stimmungsschwankungen geprägt.
Fed und SNB erhöhen diese Woche die Leitzinsen erneut
Diese Woche wird am Mittwoch der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed kommuniziert. Es wird ein Schritt von 0.75% erwartet der die US-Leitzinsen auf 3.25% bringt. Aber sogar eine Anhebung um ein ganzes Prozent ist am Mittwoch möglich. Am Donnerstagmorgen, 22. September, ist dann der Zinsentscheid der Schweizerischen Nationalbank erwartet. An den Zinsmärkten ist ein grosser Zinsschritt von 0.75% bereits eingepreist, denkbar ist aber auch, dass die SNB sogar um 1% anheben wird und damit die Märkte etwas überraschen könnte. Anschliessend ist im Dezember eine nochmalige Zinserhöhung durch die SNB zu erwarten.
Auf jeden Fall ist davon auszugehen, dass am kommenden Donnerstag die Zeit der CHF-Negativzinsen zu Ende geht und schon bald wieder das gewohnte Zinsumfeld, mit zwar tiefen aber positiven Sparzinsen und auch positiven Zinsen für Kredite, vorherrschen wird.
Die EZB hingegen wird erst am 27. Oktober wohl die nächste Zinsanhebung von 0.5% oder gar erneut von 0.75% ankündigen.
Risiko einer Rezession in Europa steigt
Dass die globale Zinswende die Konjunktur verlangsamen wird, ist in den Wachstumsprognosen für die Wirtschaft inzwischen stärker eingepreist. Mögliche Energieversorgungsengpässe könnten die Lage im Europa über den Winter noch zusätzlich erschweren. Zwar werden keine unkontrollierten breitflächigen Blackouts erwartet, aber punktuelle und eher kurze Unterbrechungen der Gasversorgung für Betriebe sind zumindest nicht ausgeschlossen. Neben den substantiellen Entlastungspaketen die fast EU-weit in verschiedenen Formen beschlossen wurden, müssten aber auch grössere Energiesparanreize und eine europaweite Koordination der Angebotskapazitäten für Energie implementiert werden.
Zumindest eine milde Rezession in der Eurozone innerhalb die kommenden 4 Quartale erscheint leider aber recht wahrscheinlich. Eine solche könnte aber auch die Notwendigkeit für weitere Leitzinsanhebungen aufheben.
Heutige Marktentwicklung und Anlagestrategie
Der SMI-Index fällt heute um etwa 0.5% und auch der deutsche DAX-Index verliert gegenwärtig gut 0.50%. Auch für die US-Aktienbörsen wird heute, nach den leichten Verlusten vom Freitag, erneut eine moderat negative Eröffnung erwartet. In unserer Anlagestrategie halten wir den Aktienanteil weiterhin leicht über der strategisch neutralen Quote. Wir bleiben zuversichtlich, dass die Aktienmärkte nach verlustreichen Monaten, die Aufmerksamkeit wieder auf die Perspektiven im zweiten Halbjahr 2023 richten werden. Bei den Zinsanlagen haben wir die Laufzeiten (sogenannte Duration) etwas erhöht. Bisher hatten wir in unserer Anlagestrategie die Laufzeiten deutlich kurz gehalten. Diese Anpassung der Anlagestrategie trägt den inzwischen doch deutlich gestiegenen Zinsen für länger laufende Anleihen Rechnung. (Stand ca. 12:30 Uhr, 19.9.2022, Basel Zeit)
Dr. Sandro Merino
Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management
Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.