Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen für die Aktien weiter positiv. Neben der hohen Verfügbarkeit von Impfstoffen in den Industrienationen verfolgen viele Staaten nach wie vor eine teils sehr expansive Fiskalpolitik. Und auch die Geldpolitik bleibt trotz der aktuellen Diskussionen um die weitere Ausgestaltung der Anleihekäufe stark expansiv. Mit einer ersten Leitzinserhöhung wird in den USA frühesten im Herbst 2022 gerechnet. In Europa und der Schweiz steht eine solche nach aktueller Lesart nicht vor 2023 auf der Agenda der Notenbanker.
Trotzdem haben die Störfaktoren für die Aktienmärkte in den letzten Wochen etwas zugenommen. Zumindest, was die mediale Aufmerksamkeit anbelangt:
- Die Bewertungen sind meist nach wie vor recht hoch und es wird spannend, wie sich die anstehenden Quartalsergebnisse der Unternehmen präsentieren werden.
- Auch das Inflationsthema wird uns in den kommenden Monaten weiterverfolgen. Allein die Basiseffekte aus den gestiegenen Energiepreisen dürften erst im Verlauf des 1. Halbjahres 2022 deutlich geringer werden.
- Aktuell macht zudem das Schlagwort der Stagflation die Runde. Hier gilt es zweierlei zu beachten. Erstens ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass sich die hohen Inflationsraten als vorübergehend erweisen und im Verlauf des kommenden Jahres wieder sinken. Zweitens gibt es trotz aller Probleme bei den Lieferketten aktuell keinen Hinweis darauf, dass die wirtschaftliche Entwicklung in 2022 stagnieren sollte. Für die Schweiz liegt die Konsens-Prognose für den Anstieg des realen BIPs für das kommende Jahr vielmehr bei rund 3 %, für die USA bei 4 % und für die Eurozone über 4 %. Alles Werte, die deutlich über dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre liegen.
- Last but not least gilt es die Entwicklungen in China rund um die Immobilienentwickler genauer zu verfolgen. Auch wenn es sich in erster Linie um ein chinesisches Problem handelt, können negative Meldungen aus dem Reich der Mitte die Stimmung an den Börsen belasten. Zudem nimmt die Konjunkturdynamik in China seit einiger Zeit wieder ab. Dies belegt auch die heute für das dritte Quartal 2021 publizierte Wachstumsrate des BIP. Sie beträgt 4,9 % (YoY). Auch für das laufende Quartal gehen die Konsensprognosen nochmals von einen BIP-Anstieg von unter 5 % aus, bevor 2022 wieder mit Wachstumsraten zwischen 5 % und 6 % gerechnet wird.
Aktuell halten sich die positiven Rahmenbedingungen und die diskutierten Risiken unseres Erachtens in etwa die Waage. Entsprechend erachten wir eine Gewichtung der Aktien nahe der strategischen Quote als sinnvoll.
Obligationen unattraktiv
Obligationen sind trotz der jüngst etwas gestiegenen Renditen unattraktiv. Die Renditen in Schweizer Franken sind bei Anleihen sehr guter Bonität nach wie vor oft negativ. Dies gilt auch für Schweizer Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren. Hält man solche Obligationen bis zur Fälligkeit, dann ist der Ertrag garantiert negativ. Obligationenanlagen weisen weiterhin ein stark asymmetrisches Risikoprofil auf. Die Chancen für positive Erträge sind äusserst begrenzt, während das Risiko von Kursverlusten und damit einer negativen Performanceentwicklung durchaus vorhanden ist. Für Letzteres braucht es kein Szenario von anhaltend stark steigenden Preissteigerungsraten, bereits die Annahme einer gewissen Normalisierung bei den Zinsen reicht für negative Performancebeiträge aus.
Deutschland vor der Ampel-Koalition
Einige Beobachter dürfte die Ruhe und Geschwindigkeit, mit der die Sondierungsgespräche in Deutschland zwischen SPD, Grünen und FDP über die Bühne gegangen sind, überrascht haben. Nachdem sich die Gremien von SPD und Grünen bereits für Koalitionsverhandlungen ausgesprochen haben, wird heute die Zustimmung der FDP erwartet. Nur drei Wochen nach der deutschen Bundestagswahl stehen somit die Signale für die erste Ampel-Koalition in Deutschland auf Bundesebene auf grün. Auch wenn das Ganze sicherlich noch nicht in trocknen Tüchern ist, wäre als andere als ein Erfolg der anstehenden Koalitionsgespräche eine riesige Überraschung.
Heutige Marktentwicklung und Anlagestrategie
Der SMI wird aktuell etwa 0.1 % höher gehandelt, der EuroStoxx 50 rund 0.7 % tiefer. Für die USA wird heute mit einer leicht schwächeren Markteröffnung im Bereich von 0.3 % gerechnet. Der USD notiert um 0.926 CHF/USD. (Stand ca 11:30 Uhr, 18.10.2021 Basel Zeit)