Und sie bewegen sich doch – Politiker im Krisenmodus

Die Corona-Krise führt aktuell vor allem zu vielen Negativschlagzeilen. Doch es gibt durchaus auch positive Aspekte. Ein Update von Chief Investment Officer Dr. Sandro Merino.
Am 03.04.2020 in CIO-Kommentar von Dr. Sandro Merino

10 Millionen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA in den vergangenen beiden Wochen, sinkende Wachstumsprognosen weltweit, Verschärfung der Auflagen auch in Ländern, die sich bislang vom Coronavirus nicht betroffen fühlten. Die Liste an negativen Meldungen könnte problemlos verlängert werden und die Gefahr wäre gross, dass ich Sie als Leser des heutigen CIO-Update deprimiert in das vorösterliche Wochenende entlassen würde. Deshalb ist es mir ein Anliegen, heute auch einige positive Punkte im Zusammenhang mit der Krise anzuführen.

Unbürokratische Kreditprogramme geben Hoffnung

Ganz zentral – und vor allem in einem deutlichen Kontrast zu früheren Krisen und Rezessionen – sind aus unserer Sicht die umfangreichen Massnahmen, die in vielen Ländern gleich zu Beginn der Krise auf den Weg gebracht wurden. Auch wenn die Dynamik der aktuellen Entwicklung nicht zu unterschätzen ist und es sich nicht vermeiden lässt, dass trotz allen Anstrengungen eine nicht geringe Zahl an Unternehmen zu den Verlierern der Coronakrise gehören wird – im Gegensatz zu früher war den verantwortlichen Politikern in der Regel schnell klar, dass den von den Quarantänemassnahmen unverschuldet betroffenen Unternehmen und Beschäftigten rasch und möglichst unbürokratisch unter die Arme gegriffen werden muss. Auch wenn es sich bei den allermeisten Fällen um Kreditprogramme und Bürgschaften handelt, stehen unseres Erachtens die Chancen gut, dass mit den getroffenen Massnahmen eine ausgeprägte Pleitewelle und damit auch ein ungebremster Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert werden kann. Diese Einsicht sollte sich – so unsere Hoffnung und Erwartung – in den kommenden Wochen und Monaten auch an den Aktienmärkten in wieder etwas höheren Kursen niederschlagen.

Programme der Notenbanken zeigt Wirkung

Ein zweiter zentraler Punkt ist das Handeln der Notenbanken. Sowohl die US-Notenbank als auch die Europäische Zentralbank stemmen sich mit den lancierten Programmen gegen die Krise. Die Programme zeigen durchaus Wirkung. Ob es dabei um die Versorgung der Finanzmärkte mit US-Dollar geht, ob es die Reduktion von Risikoaufschlägen bei eigentlich risikolosen Refinanzierungsgeschäften betrifft oder ob das Ziel wie im Falle der EZB die Verhinderung einer erneuten Finanzkrise bei den südeuropäischen Ländern ist. Die Massnahmen haben zu einer gewissen Beruhigung in wichtigen Bereichen des Obligationenmarktes beigetragen, wenn auch nicht in allen. In Europa gilt dies speziell in Bezug auf die Renditen italienischer und griechischer Staatsanleihen, die kurzzeitig wieder stark angestiegen sind, sich nun aber wieder bei 1,5 % bzw. 1,7 % für 10-jährige Staatsanleihen eingependelt haben.

EU-Kommission zeigt Grösse

Und auch ein dritter Punkt zeigt, dass sich in dieser Krise doch einiges bewegt. Oder wann hat es das schon einmal gegeben, dass sich die Chefin der EU-Kommission bei den Bürgern eines Landes defacto für ein mangelhaftes Krisenmanagement und die nationalen Egoismen der Mitgliedsstaaten entschuldigt hat. Es scheint sich zunehmend die Erkenntnis durchzusetzen, dass zumindest bis zu einem gewissen Grad Solidarität gefragt ist. Während sich die nordeuropäischen Länder in Bezug auf Eurobonds nach wie vor zieren, scheinen sie für Alternativen offen zu sein. Dies betrifft einerseits den im Raum stehenden Hilfsfonds zur Unterstützung von Kurzarbeitern (die Rede ist von 100 Mrd. Euro), aber andererseits auch die Möglichkeit der Lockerung von bisher geltenden Vorschriften zur Vergabe von Krediten im Rahmen des ESM (Europäischen Stabilitätsmechanismus) oder die Gewährung von Kreditbürgschaften seitens der EIB (Europäische Investitionsbank). Interessant dabei ist die Tatsache, dass Eurobonds nicht mehrheitsfähig sind, dass es sich aber sowohl bei der EIB wie auch beim ESM am Ende defacto ebenfalls um vergemeinschaftete Verbindlichkeiten handelt, die Staatengemeinschaft also dafür geradesteht.

Auch wenn im Moment also vieles offen und unsicher ist, gibt es doch auch eine ganze Reihe Lichtblicke in dieser Krise. Obwohl nach der Coronakrise möglicherweise vieles nicht mehr so sein wird, wie zuvor, so ist doch zu hoffen, dass sich einiges auch zum besseren entwickeln kann.

Entwicklung an den Aktienmärkten

Am heutigen Freitag eröffnen die weltweiten Aktienmärkte uneinheitlich mit negativem Trend. Die europäischen Aktienmärkte verlieren aktuell etwa 1%.
Der Schweizer SMI Index ist aktuell praktisch unverändert. Auch für die US-Aktienmärkte wird heute eine leicht negative Eröffnung erwartet. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard % Poors 500) aktuell etwa 22% bis 24%, europäische Aktien etwa 28%, Schweizer Aktien etwa 13% und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 10% (alle Zahlen per 3.4.020 ca. 10:30, Verluste in CHF bewertet).

 

Angst ist kein guter Ratgeber

Wir wiederholen an dieser Stelle, dass Angst in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir haben uns sehr früh mit den Folgen einer Pandemie beschäftigt und können einen entsprechenden Notfallplan jetzt einsetzen. So wurden in den vergangenen Wochen zahlreiche mobile Arbeitsplätze vorbereitet. Alle unserer wichtigen Funktionen in der Vermögensverwaltung sind (mindestens) doppelt besetzt; die Kollegen arbeiten an verschiedenen Bürostandorten oder von zu Hause aus. In den Büros gelten besondere Hygienevorschriften. Geschäftsreisen wurden streng reglementiert, Präsenztermine sind durch Video- und Telefonkonferenzen ersetzt. All das sichert einen reibungslosen Arbeitsablauf – und begrenzt mögliche Infektionsrisiken für die Kolleginnen und Kollegen sowie deren Familien.

Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Wir werden Sie dabei weiter laufend informieren. Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Dr. Sandro Merino

Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management

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