Fed vergibt direkt Kredite an US-Unternehmen – Senat ringt weiterhin um Hilfspaket

Während die Fallzahlen steigen, kann sich der US-Senat nicht auf ein Corona-Hilfspaket einigen. Die US-Notenbank Fed will Kredite direkt an Unternehmen und Haushalte vergeben. Derweil scheint das Weisse Haus den Ernst der Lage noch nicht erkannt zu haben. Ein Update zur aktuellen Situation von Chief Investment Officer Dr. Sandro Merino.
Am 24.03.2020 in CIO-Kommentar von Dr. Sandro Merino
Der US-Senat ringt offenbar weiterhin um die Verabschiedung eines Hilfspaketes mit fiskalischen Stützmassnahmen, die in einem Umfang von 5 bis 10 % der US-Wirtschaftsleistung liegen könnten. Das wären ca. ein bis zwei Billionen USD, also 1'000 bis 2'000 Milliarden USD. Die Oppositionsführerin der Demokraten, Nancy Pelosi, hat dazu ein alternatives Fiskalpaket vorgelegt und der Senat debattiert derzeit die Aspekte einer möglichen Gesetzesvorlage.

Gestern hat die US-Notenbank Fed angekündigt, dass sie eine Kreditvergabeeinrichtung einführen wird, welche Kredite direkt an Unternehmen und Privathaushalte vergeben soll. Dafür wurde ein Umfang von 300 Milliarden USD in Aussicht gestellt. Ausserdem will die US-Notenbank die Käufe von Anleihen von US-Staatsanleihen auch auf Unternehmensanleihen ausdehnen. Dieser Entscheid kommt, nachdem die Liquidität für den Handel von Unternehmensanleihen in den letzten Tagen stark beeinträchtigt war.

US-Präsident Donald Trump hat sich gestern an einer Pressekonferenz nur sehr allgemein zu den Absichten der US-Regierung geäussert, wie der Pandemie in den USA konkret begegnet werden soll. Er forderte den Senat zu überparteilicher Zusammenarbeit auf, um rasch einen "Deal" für das Fiskalpaket zu erreichen. Medizinische Kapazitäten der USA würden mobilisiert.

Hoffnung Malaria-Medikament?

Dabei sagte der US Präsident, dass die USA nicht für einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen "Lock Down" gebaut seien. Trump erwähnte auch, dass das bisher für Malaria eingesetzte Medikament "Hydroxychloroquine" möglicherweise sehr wirksam sei. Seine Darstellung einer einzelnen wundersamen Heilung in einem einzelnen schweren Fall sollte seine These wohl stützen. Trumps gewagte Aussage scheint aber wissenschaftlich nicht fundiert zu sein. Sie wird von der US-Gesundheitsbehörde entsprechend mit grosser Zurückhaltung kommentiert.

An der Pressekonferenz entstand der Eindruck, als betrachte Donald Trump die Pandemie als etwas, das seine perfekt funktionierende US-Wirtschaft von aussen hart getroffen habe. Es wirkte, als könne er wenig dazu beitragen, ein Problem zu lösen, das er gar nicht zu verantworten hat. Auch nachdem sich Grossbritannien - wohl auch unter dem Eindruck der steigenden gesundheitlichen Notsituation in Spanien und Frankreich - gestern für einen "Lock Down" der Gesellschaft entschieden hat, scheint in den USA das Weisse Haus den Ernst der Lage nicht erkannt zu sein. Donald Trump will offenbar die Wirtschaft um jeden Preis aktiv halten, selbst wenn dies zu einem dramatischen Notstand in der gesundheitlichen Versorgung in den USA führen könnte.

Globale Ausbreitung des Virus: Notstand in Spanien, Ungewissheit in den USA

Die Zahl der neuen bestätigten Infektionsfälle steigt indes global weiter exponentiell an. In den nächsten 24 Stunden werden weltweit bereits etwa 400'000 bestätigte Infektionen zu verzeichnen sein. Eine besonders hohe Wachstumsrate bei den bestätigen Infektionen ist dabei in den USA zu beobachten.

In Spanien wir die angemessene medizinische Versorgung offenbar immer schwieriger. Einige spanische Pflege- und Altersheime haben offenbar teilweise komplett ungenügende Massnahmen zum Schutz ihrer Bewohner getroffen.

In China wurde die Aufhebung der Reisebeschränkungen für die Stadt Wuhan, in welcher die Pandemie ihren Ursprung hatte, bekannt gegeben. Es ist weiterhin zu hoffen, dass eine nachhaltige Eindämmung der Seuche in Asien weiterhin gelingt. In Italienbestätigt sich auch heute der Trend zu einer langsamen Besserung der Situation, obwohl erneut 602 Todesopfer der Seuche in den letzten 24 Stunden zu beklagen waren.

Entwicklung an den Aktienmärkten

Die Aktienmärkte haben heute, Dienstag, deutlich positiv eröffnet, was unter anderem mit den neuen weitergehenden Massnahmen der US-Notenbank und der Vielzahl weltweit beschlossener Fiskalpakete erklärt wird. Die europäischen Aktienmärkte liegen aktuell etwa 4 bis 6 % im Plus. Der Schweizer SMI Index ist aktuell ebenfalls ca. 4.5 % im Plus.
Auch für die US-Aktienmärkte wird heute, nach den gestrigen Verlusten von ca. 3 %, eine deutlich positive Eröffnung erwartet, in einem zu Europa ähnlichem Ausmass.

US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard & Poors 500) aktuell etwa 35 bis 30 %, europäische Aktien etwa 30 %, Schweizer Aktien etwa 20 % und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 12 % (alle Zahlen per 24.3.020 ca. 11.15 Uhr, Verluste in CHF bewertet).

Angst ist kein guter Ratgeber

Wir wiederholen an dieser Stelle, dass Angst in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir haben uns sehr früh mit den Folgen einer Pandemie beschäftigt und können einen entsprechenden Notfallplan jetzt einsetzen. So wurden in den vergangenen Wochen zahlreiche mobile Arbeitsplätze vorbereitet. Alle unserer wichtigen Funktionen in der Vermögensverwaltung sind (mindestens) doppelt besetzt; die Kollegen arbeiten an verschiedenen Bürostandorten oder von zu Hause aus. In den Büros gelten besondere Hygienevorschriften. Geschäftsreisen wurden streng reglementiert, Präsenztermine sind durch Video- und Telefonkonferenzen ersetzt. All das sichert einen reibungslosen Arbeitsablauf – und begrenzt mögliche Infektionsrisiken für die Kolleginnen und Kollegen sowie deren Familien.

Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Wir werden Sie dabei weiter laufend informieren. Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Dr. Sandro Merino

Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management

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