Fed und EZB haben ihre geldpolitischen Entscheide bekannt gegeben. Die neuen Corona-Massnahmen werden die wirtschaftliche Dynamik bis ins kommende Jahr negativ beeinflussen. Wann kommt der Aufschwung? Das Update von Anlagechef Sandro Merino.
Neue Woche mit wenig Datenpunkten nach intensiver Woche mit Zentralbank-Entscheiden
Nach den vielen Informationen der vergangenen Woche ist diese Woche vergleichsweise ruhig. Die jüngsten Entscheide der Fed und der EZB haben die Konsensus-Erwartungen erfüllt. Die Fed hat nun doch auf die stark gestiegene Inflation mit einer rascheren Reduktion ihrer Anleihen Käufe reagiert. Ausserdem werden drei USD-Leitzinserhöhungen um je 0.25% ab dem dritten Quartal 2022 erwartet. Mit diesem Ausblick hat die Fed die Balance zwischen einer Reaktion zur Inflationsentwicklung und einer weiterhin stützenden Geldpolitik aus Sicht der Finanzmärkte gut gefunden.
Auch die EZB hat mit der Ankündigung des Abschlusses des Pandemie-Notfallankaufprogramms (PEPP) im März 2021 den Fahrplan etwas gestrafft. Im Rahmen des PEPP wurden seit März 2020 Pandemie bedingt etwa 1.8 Billionen EUR an Anleihen zusätzlich durch die EZB erworben. Mit dem PEPP Notfall-Programm wurden die Anleihen Käufe gegenüber dem schon vor der Pandemie laufenden, sozusagen regulären, Kaufprogramm (Asset Purchase Program APP) massiv ausgeweitet. Das reguläre APP der EZB soll mit Käufen von 20 Milliarden pro Monat auch nächstes Jahr vorerst weiter laufen. Mit diesen Anpassungen hat die EZB zumindest leicht auf den aktuellen Inflationsimpuls reagiert.
Die Inflationserwartungen für 2022 sieht die EZB bei etwa 3.2%. Für die Folgejahre 2023 und 2024 sind die EZB Inflationsprognosen wieder etwas unter 2%.
Damit ist der Ausblick auf erste Leitzinserhöhungen für den EUR weiterhin sehr offen. Vor 2023 ist aber kaum mit Anpassungen der EUR Zinsen zu rechnen. Dies bedeutet wohl auch, dass die Negativzins-Phase in der Schweiz auch im kommenden Jahr andauern wird.
Finanzmärkte reagieren auf die schon rollende Omikron-Welle
Zwar waren die Aussagen und Entscheide der Zentralbanken aus Sicht der Aktienmärkte insgesamt stützend, dennoch wird der Ausblick durch die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante erneut eingetrübt. Selbst wenn das Krankheitsbild bei Omikron insgesamt etwas milder sein könnte, bleibt die erwartete hohe Zahl von Infektionen mit Omikron ein zusätzliches Risiko für die Kapazität der Gesundheitssysteme.
Zu diesen Befürchtungen trägt auch die Erwartung von mehr Impfdurchbrüchen bei Infektionen mit Omikron bei. Die Impf- und Booster-Kampagnen sollen entsprechend in vielen Ländern beschleunigt werden, um für die Omikron Welle besser gewappnet zu sein. So wie ab heute für die Schweiz, werden auch in vielen anderen Ländern neue Verschärfungen von Massnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie eingeführt oder erwogen.
Die Massnahmen werden die wirtschaftliche Dynamik in Europa im vierten Quartal dieses Jahres und wohl auch im kommenden Quartal spürbar negativ beeinflussen. Eine deutliche Wiederbelebung der Wirtschaft sollte dann die wärmere Jahreszeit ab dem 2. Quartal 2022 bringen.
Heutige Marktentwicklung und Anlagestrategie
In den USA ist die Debatte um die ökonomische Agenda von Joe Biden auch innerhalb der Demokratischen Partei noch in vollem Gange. Ob sich Präsident Biden Anfang Januar im Senat mit seinem Ausgabenprogramm durchsetzen kann, wurde durch das Ausscheren eines prominenten demokratischen Senators (Joe Manchin) in Frage gestellt. Die Finanzmärkte sind in den USA heute auch durch diese politischen Entwicklungen zusätzlich etwas verstimmt.
Die neue Woche beginnt an den Finanzmärkten also mit Verlusten: Der SMI fällt aktuell etwa 1%, der DAX fällt sogar um etwa 1.8%. Für die US-Aktienindices wird gegenwärtig ebenfalls mit einer um gut 1% schwächeren Eröffnung erwartet. (Stand ca. 13:00, 20.12.2021, Basel Zeit)
Dr. Sandro Merino
Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management
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