«Ohne Vertrauen geht es bei einer Übernahme nicht.»

Bei ihrer Nachfolgeplanung spielten vor allem Verbindlichkeit und die persönliche Chemie für die erfahrene Unternehmerin Susanna Lingier eine grosse Rolle. Auch auf eine partnerschaftliche Atmosphäre legte sie grossen Wert. Die Nachfolge für das Tenniscenter Münchenstein (TCM) konnte sie dadurch nun erfolgreich sichern.
Vorgestern in Nachfolge von Suzanna Hunziker

Auf einen Blick

  • Susanna Liniger führte das TCM Tenniscenter Münchenstein 20 Jahre lang und betreibt auch nach der Übergabe weiterhin die Indoor-Golf-Anlage.
  • Till Schmidlin ist einer der Gründer von Union Sport und Unternehmer aus den Branchen Freizeit, Sport, Kultur und Gastronomie.
  • Dass er das TCM einmal selbst führen wird, war für ihn nicht von Anfang an klar.

Frau Liniger, Sie haben den TCM 20 Jahre lang geführt –was war Ihnen bei der Übergabe wichtig? 

Susanna Liniger: Verbindlichkeit. Vor allem war mir wichtig, dass der Club in guten Händen bleibt. Die persönliche Chemie musste stimmen.

Herr Schmidlin, wie sind Sie zum TCM gekommen?

Till Schmidlin: Eigentlich suchte ich nur Platz für zwei Padel Courts zur Miete. Nach vielen Gesprächen mit Frau Liniger entwickelte sich daraus die Idee, den ganzen Club zu übernehmen.
Die persönliche Chemie musste stimmen.
Susanna Liniger

Wie lief der Prozess der Nachfolge konkret ab?

Till Schmidlin: Die Vorbereitungszeit betrug rund sechs Monate. Es gab intensive Gespräche, Verhandlungen und eine Due Diligence – trotz analoger Aktenführung. Entscheidend war der offene und transparente Austausch.

Susanna Liniger: Die freundschaftliche und partnerschaftliche Atmosphäre hat die Zusammenarbeit erleichtert.

Welche Themen haben den Prozess geprägt?

Till Schmidlin: Die Finanzierung war komplex. Wir kombinierten Eigenmittel, Investoren, Bankkredite und ein Darlehen. Wichtig war auch die Verlängerung des Baurechts, die bereits im Vorfeld geschehen war, was langfristige Planungssicherheit schafft.

Susanna Liniger: Es gab über die Jahre viele Interessenten, die den TCM übernehmen wollten, aber da hat keiner gepasst. Bis Till kam und konkrete Ideen hatte.

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dem Prozessmit – und wie geht es weiter?

Till Schmidlin: Man kann noch so eine gründliche Due Diligence machen, ohne Vertrauen geht es nicht. Der Übergang hat funktioniert, weil wir eine offene Kommunikation pflegten und den Mitarbeitenden immer für ein Gespräch zur Verfügung standen. Zudem konnten wir die bisher analogen Prozesse digitalisieren und das Angebot ausbauen, etwa durch die Einführung neuer Sportarten, wie Padel.

Susanna Liniger: Ich bin weiterhin involviert und leite das Golf und bin auch immer noch Verwaltungsratspräsidentin.

Was waren aus Ihrer Sicht die Erfolgsfaktoren bei der Nachfolge?

Susanna Liniger: Klare Kommunikation, Verbindlichkeit und gegenseitiges Vertrauen.

Till Schmidlin: Und die Offenheit, sich auf Veränderungen einzulassen, ohne die bestehende Basis zu gefährden. Unser Ziel war es, die Übernahme mit Mitarbeitenden, Tennisschule und Kunden harmonisch zu gestalten – das ist uns gelungen.

Unternehmensnachfolge in der Nordwestschweiz: Wer übernimmt, wenn die Babyboomer gehen?

Studie «Nachfolgeplanung von KMU in der Nordwestschweiz»

Wie eine umfassende Studie der Basler Kantonalbank (BKB) erstmals für die Nordwestschweiz zeigt, stellt für viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die ungelöste Nachfolge die grösste wirtschaftliche Herausforderung der kommenden Jahre dar. Die Mehrheit davon sind Betriebe mit Inhaberinnen und Inhabern der Babyboomer-Generation, die kurz vor der Pensionierung stehen. Fehlt eine Nachfolgelösung, droht nicht selten die Liquidation – mit Folgen für Mitarbeitende, Zulieferbetriebe und die regionale Wertschöpfung.

Suzanna Hunziker

Fachspezialistin Kommunikation

medien@bkb.ch