«Nachfolge ist so viel mehr als ein Vertrag.»

Bestehendes sorgfältig bewahren, Neues klug einführen: Als Nachfolger die Balance zwischen Tradition und Innovation zu halten gehörte zu den grössten Herausforderungen für Pascal Engler und Christof Hiltmann bei ihrer Übernahme der «Bodega zum Strauss» in Basel. Beratung sei dabei ebenfalls sehr wichtig – denn Nachfolge ist so viel mehr als ein Vertrag.
Vorgestern in Nachfolge von Suzanna Hunziker

Auf einen Blick

  • Pascal Engler und Christof Hiltmann betreiben seit sechs Jahren das Restaurant «DioMio» an der Basler Theaterstrasse und seit drei Jahren das «Che Vuoi» bei der Messe.
  • Vor rund eineinhalb Jahren erhielten sie den Zuschlag für die Pacht des Restaurants «Bodega zum Strauss», das sie im September wiedereröffnet haben.
  • Das Stammpublikum zu bewahren und gleichzeitig Prozesse digital, organisatorisch und strukturell zu professionalisieren war dabei ihr höchstes Gebot.

Sie führen bereits zwei erfolgreiche Restaurants. Was bedeutet die Bodega für Sie?

Pascal Engler: Die Bodega ist für uns die erste Übernahme eines bestehenden Betriebs nach zwei Neugründungen. Unser Ziel war klar: Den Wesenskern der Bodega – Ambiente und Stammpublikum – zu bewahren, gleichzeitig aber mit gezielten Akzenten wie moderner Technik und neuen Prozessen zu erneuern. Uns ist aber auch wichtig, dass jedes unserer Restaurants seine eigene, unverwechselbare Persönlichkeit behält.

Wie haben Sie die Übernahme der Pacht vorbereitet?

Christof Hiltmann: Zwischen Vertragsabschluss und Übergabe lagen rund 14 bis 15 Monate. Diese Zeit nutzten wir für eine enge Abstimmung mit den Eigentümern und dem Vorpächter. Wichtig war uns, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig zu informieren – am Ende konnten wir alle übernehmen.
Wichtig war uns, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig zu informieren – am Ende konnten wir alle übernehmen.
Christof Hiltmann

Wo lagen die grössten Herausforderungen im Nachfolgeprozess?

Pascal Engler: Die Balance zwischen Tradition und Innovation war zentral. Wir wollten die Stammkunden nicht verlieren, aber gleichzeitig Prozesse professionalisieren – digital, organisatorisch und strukturell. Einführung moderner Systeme für Kassen, Reservierungen, Einsatzplanung und Rechnungswesen sowie Arbeitserleichterungen wie eine externe Reinigung. Dazu kam, dass die Zusammenarbeit mit privaten Eigentümern andere Anforderungen stellt als mit institutionellen Vermietern. Auch die veränderten Rollen der Mitarbeitenden erforderten viel Kommunikation und Vertrauen. 

Was waren Erfolgsfaktoren bisher – und wohin geht der Weg?

Christof Hiltmann: Ein stabiles Team, eine solide finanzielle Basis und Synergien aus der Mehrbetriebsführung – das sind die tragenden Säulen. Unsere Erfahrung aus früheren Neugründungen half bei Budget- und Liquiditätsplanung. Erfolgreich sind wir, wenn wir Bewährtes erhalten, unsere Mitarbeitenden stärken und neue Kundengruppen gewinnen, ohne die alten zu verlieren.

Was möchten Sie anderen mitgeben, die vor einer Nachfolge stehen?

Pascal Engler: Es hilft ungemein, wenn Käufer und Verkäufer Know-how bei der Nachfolgeregelung haben oder sich beraten lassen. Nachfolge ist mehr als ein Vertrag – es geht um Menschen, Traditionen und die Fähigkeit, Neues klug zu integrieren.

Unternehmensnachfolge in der Nordwestschweiz: Wer übernimmt, wenn die Babyboomer gehen?

Studie «Nachfolgeplanung von KMU in der Nordwestschweiz»

Wie eine umfassende Studie der Basler Kantonalbank (BKB) erstmals für die Nordwestschweiz zeigt, stellt für viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die ungelöste Nachfolge die grösste wirtschaftliche Herausforderung der kommenden Jahre dar. Die Mehrheit davon sind Betriebe mit Inhaberinnen und Inhabern der Babyboomer-Generation, die kurz vor der Pensionierung stehen. Fehlt eine Nachfolgelösung, droht nicht selten die Liquidation – mit Folgen für Mitarbeitende, Zulieferbetriebe und die regionale Wertschöpfung.

Suzanna Hunziker

Fachspezialistin Kommunikation

medien@bkb.ch