Unternehmensnachfolge in der Nordwestschweiz: Wer übernimmt, wenn die Babyboomer gehen?

Studie «Nachfolgeplanung von KMU in der Nordwestschweiz»

Eine umfassende Studie der Basler Kantonalbank für die Nordwestschweiz zeigt erstmals: Für viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellt die ungelöste Nachfolge die grösste wirtschaftliche Herausforderung der kommenden Jahre dar. Die Mehrheit davon sind Betriebe mit Inhaberinnen und Inhabern der Babyboomer-Generation, die kurz vor der Pensionierung stehen. Fehlt eine Nachfolgelösung, droht nicht selten die Liquidation – mit Folgen für Mitarbeitende, Zulieferbetriebe und die regionale Wertschöpfung.
Heute in Nachfolge von Suzanna Hunziker

Nachfolge – ein Schlüsselfaktor für die Region

Die Wirtschaft der Nordwestschweiz ist stark KMU-geprägt. In den nächsten zehn Jahren müssen viele dieser Unternehmen ihre Nachfolge regeln. Um Chancen und Risiken besser zu verstehen, hat die BKB 163 KMU in den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Solothurn und Aargau befragt.

Die zentralen Erkenntnisse:

  • Zwei Drittel der Unternehmen haben sich bereits mit der Nachfolge befasst, rund die Hälfte konnte intern gelöst werden.
  • Eine gute Nachfolge braucht 5 bis 10 Jahre Vorbereitung. Wird sie zu spät angegangen, droht häufig die Auflösung.
  • Die Finanzierung ist meist ein Mix aus Eigenmitteln, Darlehen und Bankkrediten.
  • Professionelle Beratung und Offenheit für neue Wege erhöhen die Erfolgschancen deutlich.

Hoher Handlungsbedarf

Von den befragten Unternehmen haben sich 68 % aktiv mit der Nachfolge beschäftigt, bei rund einem Drittel ist sie jedoch noch offen. Bei 32 % ist die Form der Nachfolge unklar, 40 Unternehmen prüfen mehrere Optionen.

Abb. 1: Form der Nachfolge (Mehrfachnennungen)

Zeitfaktor wird oft unterschätzt

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer beginnen zu spät mit der Nachfolgeplanung. Die Studie empfiehlt, mindestens fünf bis zehn Jahre Vorlauf einzuplanen. Nur so bleibt genug Zeit, um rechtliche, finanzielle und personelle Fragen zu klären – und Chancen zu nutzen.

Finanzierung als Stolperstein

Für 61 der 163 befragten Unternehmen ist die Finanzierung der Nachfolge noch ungelöst. Eine frühzeitige Bewertung und eine solide Finanzierungsstrategie sind entscheidend. In der Praxis bewähren sich kombinierte Modelle aus Eigenkapital, Bankkrediten und Verkäuferdarlehen. Jede Lösung muss individuell auf das Unternehmen zugeschnitten sein.

Abb. 2: Finanzierungsformen (Mehrfachnennungen)

Generationenwechsel als Chance

Nachfolge ist mehr als ein Eigentümerwechsel – sie bietet die Chance auf Erneuerung.
Unternehmen, die Fachpersonen aus Recht, Treuhand und Finanzierung frühzeitig einbeziehen, erzielen meist bessere Ergebnisse. Eine offene Kommunikation, klare Strukturen und professionelle Begleitung über mehrere Jahre erhöhen die Erfolgsquote. Zudem kann eine neue Generation Impulse in Digitalisierung, Innovation und Kulturwandel bringen.

BKB begleitet KMU im Nachfolgeprozess

„Die Unternehmensnachfolge ist für viele KMU ein entscheidender Moment. Wir begleiten Unternehmerinnen und Unternehmer frühzeitig – bei Strategie, Bewertung und Finanzierung. So bleibt das Unternehmen zukunftsfähig und Arbeitsplätze bleiben erhalten“, sagt Michael L. Baumberger, Leiter KMU-Kunden der Basler Kantonalbank.

Erfolgsfaktoren für eine gelungene Nachfolge

Eine gelungene Nachfolge hängt von zahlreichen Erfolgsfaktoren ab, die sorgfältig umgesetzt werden müssen, um der Komplexität des Prozesses gerecht zu werden. 91 % der Befragten nannten mehrere Faktoren, 48 % sogar mehr als fünf.

Abb. 3: Erfolgsfaktoren

Erfahrungen aus der Praxis – drei Stimmen aus der Region

Wie fühlt sich ein Nachfolgeprozess in der Realität an? Drei Unternehmerpersönlichkeiten aus der Nordwestschweiz erzählen, wie sie den Übergang gemeistert haben – und was andere daraus lernen können.

Till Schmidlin, Mitgründer von Union Sport

Freizeit, Sport, Kultur und Gastronomie – Till Schmidlin hat in verschiedenen Branchen Unternehmertum gelebt. Im Interview spricht er darüber, wie er und seine Partner die Zukunft von Union Sport gestalten und welche Rolle langfristiges Denken bei der Nachfolge spielt.

Dr. Adrian Oberli, Unternehmer und Nachfolgespezialist

Über zwanzig Jahre Erfahrung, zahlreiche erfolgreich begleitete Übergaben – und selbst mehrfacher Unternehmensnachfolger: Dr. Adrian Oberli weiss, worauf es beim Generationenwechsel ankommt. Er erklärt, warum Nachfolgeplanung nicht nur Zahlen, sondern vor allem Menschen betrifft.

Pascal Engler & Christof Hiltmann, Gastronomen und Betreiber des «DioMio», «Che Vuoi» und «Bodega zum Strauss»

Mit Leidenschaft und Mut zur Veränderung führen die beiden Gastronomen gleich mehrere Basler Betriebe. Im Interview erzählen sie, wie sie sich neue Chancen geschaffen und die Traditionsmarke Bodega zum Strauss erfolgreich wiederbelebt haben.

Fazit

Die Unternehmensnachfolge ist mehr als ein bürokratischer Akt. Sie sichert Kontinuität, Stabilität und Wachstum. Mit einer klaren Planung, transparenten Kommunikation und professioneller Begleitung können KMU die Herausforderungen meistern und den Fortbestand ihres Unternehmens über Generationen hinweg gewährleisten.

Suzanna Hunziker

Fachspezialistin Kommunikation

medien@bkb.ch