Sorge vor neuer Corona-Variante Omikron - Finanzmärkte beruhigen sich

Was bedeutet die neue Virusvariante Omikron für die Pandemie? Werden die Coronazahlen auch in der Schweiz explodieren? Anlagechef Sandro Merino ordnet die aktuelle Lage ein und wirft einen Blick auf die Finanzmärkte.
Am 29.11.2021 in CIO-Kommentar von Dr. Sandro Merino
Die in Südafrika entdeckte neue Virusvariante sorgt für erneute Unwägbarkeiten in der Bewältigung der Pandemie. Derzeit arbeiten Experten in vielen Ländern an der Beantwortung zentraler Fragen. Die Unsicherheit über eine ausgeprägtere Impfresistenz der neuen Omikron Variante ist dabei im Mittelpunkt. Obwohl erwartet wird, dass die derzeit eingesetzten Impfstoffe auch gegen Omikron eine gute Wirksamkeit erzielen sollten, wäre bereits ein moderater Rückgang der Wirksamkeit eine sehr schlechte Nachricht im Kampf gegen die Pandemie. Inwiefern die neue Variante ansteckender ist und wie sich die Krankheitsverläufe im Vergleich zu bekannten Varianten unterscheiden, ist ebenfalls unklar und Gegenstand von Untersuchungen.

Je niedriger die Impfquote, desto höher das Risiko für neue Varianten

Der Zeitraum, der für die Entwicklung und Einführung optimierter Impfstoffe notwendig wäre, beträgt aufgrund Aussagen der Hersteller etwa 6 Monate. Reisebeschränkungen können erfahrungsgemässe diese Diffusion vielleicht etwas bremsen, aber nicht verhindern. Es zeigt sich auch, dass wie von Experten erwartet wurde, die sehr tiefen Impfquoten in vielen ärmeren Ländern die Gefahr bergen, dass immer neue Varianten zum Problem werden können. Südafrika hat eine Impfquote von nur etwa 33%.

Neue Coronamassnahmen in Europa

In Europa sind in vielen Ländern teils sehr strikte, zusätzliche Gegenmassnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Kraft getreten. Die Vermeidung der Überlastung der Gesundheitssysteme und die Durchimpfung der Bevölkerung sind dabei die zentralen Ziele des Krisenmanagements. In immer mehr Ländern wird in der Politik auch über die Einführung einer teilweisen oder allgemeinen Impfpflicht diskutiert. Dass Massnahmen durch politisch Verantwortliche im Voraus kategorisch ausgeschlossen wurden, hat sich häufig als inkompatibel mit der realen Eskalationsstufe der Situation herausgestellt.

In der Schweiz sind gemäss Angaben vom BAG vom 25. November 2021 von den 863 betreuten Intensivbetten insgesamt 703 belegt. Davon sind 190 durch Covid-Patienten besetzt - das sind 22% aller verfügbaren Betten. Man muss bei der Diskussion dieser Zahl aber beachten, dass auch ausserhalb von Krisenzeiten eine substantielle Auslastung dieser kostenintensiven Ressource geboten ist.

Eine Zusatzbelastung von 22% ist bereits eine deutliche Stresssituation für die Intensivstationen. Eine nochmalige Verdoppelung der Covid Intensivpatienten würde somit zu gravierenden Problemen führen.

Verdoppeln sich die Zahlen auch in der Schweiz?

Zum Vergleich die Zahlen für Deutschland: Das Robert Koch Institut (DIVI – Register) meldet per 29. November 2021, dass von den verfügbaren 21'980 Intensivbetten 19'486 belegt sind. Davon sind 4'544 durch Covid Patienten besetzt, das sind also 20.7% aller verfügbaren Betten. Die regionalen Unterschiede die in dieser Statistik für ganz Deutschland nicht ersichtlich sind, führen bereits zur Verlegung von Patienten unter den 1251 Standorten die in der Gesamtstatistik erfasst sind. Nicht die Auslastungsziffern sondern diese logistische Herausforderung unter über 1000 Standorten unterscheidet die Situation in Deutschland massgeblich von jener in der Schweiz.

Es ist somit evident, dass auch für die Schweiz ein deutlicher Anstieg der schweren Erkrankungen zu gravierenden Problemen in den Spitälern führen würde. Wie jetzt inzwischen überall verstanden sein sollte, ist bei exponentiellem Wachstum jeweils die Verdoppelung die kommende drohende Eskalationsstufe. Eine solche kann sich für diese Pandemie erfahrungsgemäss in wenigen Wochen manifestieren. Die Hoffnung bleibt aber, dass die aktuellen Massnahmen diese Eskalation noch abwenden können. Insbesondere ist das rasche Ausrollen der Booster Impfung gerade für besonders vulnerable Gruppen eine sinnvolle Massnahme gegen Omikron.

Finanzmärkte beruhigen sich nach Kurseinbrüchen

Aus der Sicht der Finanzmärkte sorgt die neue Omikron-Variante im Lichte der ohnehin vielerorts schon angespannten epidemischen Lage in Europa für deutlich mehr Unsicherheit. Die Volatilität dürfte in den nächsten Wochen trotz der heutigen Beruhigung hoch bleiben. Inwiefern aufgrund von Omikron Reisebeschränkungen, potenziell auch innerhalb Europas, zunehmen könnten, ist gegenwärtig Gegenstand von Beratungen. Reisebeschränkungen waren aus der bisherigen Erfahrung mit der Pandemie jedoch wenig wirksam und sehr disruptiv. Die Reise- und Tourismusdienstleister müssen sich aber potenziell dennoch auf einen erneut schwierigen Winter einstellen.

Der Ölpreis ist Ende letzter Woche deutlich eingebrochen. Obwohl er sich heute etwas erholt, könnte dies den Verlauf des gegenwärtigen Inflationsimpulses etwas dämpfen. Dieser Faktor könnte den Finanzmärkten etwas Stabilität verleihen. Die erneuten Unsicherheiten um Omikron werden vermutlich auch den Zentralbanken etwas mehr Zeit für das ohnehin moderate Anziehen der geldpolitischen Zügel gewähren.

Der CHF ist gegenwärtig stark gegenüber dem EUR (EURCHF = 1.0434) und die aktuellen Unwägbarkeiten könnten diesen Trend nochmals befeuern.

Heutige Marktentwicklung und Anlagestrategie

Die Kursverluste haben die Aktienquote in unserer Anlagestrategie etwas zurückgehen lassen. In Anbetracht der Unwägbarkeiten und der noch fehlenden zentralen Erkenntnisse über Omikron haben wir darauf verzichtet, die Aktienquote durch Zukäufe wieder zu kompensieren. Wir werden die Entwicklungen der nächsten Tage aber aufmerksam verfolgen und entsprechende aktive taktische Anlageentscheide noch fällen.

Die Woche beginnt an den Finanzmärkten mit einer leichten Erholung von den erheblichen Verlusten vom Freitag. Sowohl der SMI als auch der DAX steigen in der Grössenordnung von 0.5 %.

Für die US-Aktienindices wird heute eine freundliche Eröffnung in ähnlichem Ausmass erwartet. (Stand ca. 11:45, 29.11.2021, Basel Zeit)

Dr. Sandro Merino

Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management

Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.

Rechtliche Informationen

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