Während die Impfungen in den USA rasch voranschreiten, drohen der Schweiz und Deutschland strengere Lockdowns. Wie könnte das Ende der Pandemie aussehen? Das Update von Chief Investment Officer Dr. Sandro Merino.
Wie wird das Ende der Pandemie aussehen?
Die promovierte Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim hat auf ihrem äusserst erfolgreichen YouTube Kanal fundiert, aber dennoch auch für wissenschaftliche Laien nachvollziehbar dargestellt, wie das Ende der Pandemie aussehen könnte (zum Video). Es ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie staatliche Expertenkommissionen der Bevölkerung die Hintergründe für Entscheide im Pandemiemanagement besser und auch etwas unterhaltsamer erklären könnten. Auch Anlegern, die ein Verständnis für das erwartete Marktumfeld in den kommenden Monaten entwickeln möchten, sei das YouTube Video von Frau Nguen-Kim wärmstens empfohlen. Hier der Link dazu:Joe Biden führt die USA aus der Pandemie
Die neue US-Regierung kann zu Recht den raschen Fortschritt bei den Impfungen als Erfolg buchen. Sie hütet sich aber davor, ein rasches Ende aller Einschränkungen und der elementaren Vorsichtmassnahmen zu verkünden. Immerhin wagt sich Präsident Joe Biden so weit aus dem Fenster, dass er am Independence Day am 4. Juli diesen Jahres Feiern im kleinen Kreis der Familie als möglich darstellt. Ein vollständige Rückkehr zur Normalität mit Grossveranstaltungen und ohne Maskenpflicht wird kaum vor Ende dieses Jahres möglich werden, also selbst dann wenn eine Mehrheit der Menschen geimpft sein werden. Es zeichnet sich auch ab, dass das Vorlegen einer Impfbestätigung im internationalen Reiseverkehr in den nächsten Jahren eine prominente Rolle spielen wird.Erneut schärfere Lockdowns in Deutschland und der Schweiz im April zu befürchten
Der Fortschritt der Impfkampagnen in der EU und auch in der Schweiz erfolgt weit nicht so rasch wie in den USA oder wie im Vereinigten Königreich. Auch die weitverbreitete Impfskepsis in Europa, die oft durch völlig abstruse, unfundierte und verantwortungslose Äusserungen befeuert wird, ist ein Phänomen, das ein rascheres Ende der Pandemie verhindern könnte. Wie schwierig es ist, wissenschaftliches Denken in der politischen Entscheidungsfindung konstruktiv einfliessen zu lassen, ist gerade in den letzten Monaten offensichtlich geworden. Dennoch darf man nicht vergessen, dass nicht die Politik, sondern die Biotechnologie mit der unglaublich raschen Entwicklung von sehr wirksamen Impfstoffen den wichtigsten Beitrag zur Lösung der Covid-19-Krise anbietet.Inzidenz steigt: Verdreifachung zu Ostern befürchtet
Binnen Wochenfrist ist die 7-Tages Inzidenz für Deutschland von 68 auf 83 angestiegen. Das deutsche Robert Koch Institut erwartet sogar eine ungefähre Verdreifachung der Inzidenzahlen bis Ostern. Auch in der Schweiz ist das Bild ähnlich und diese Trends können nicht bloss durch zahlreichere Tests erklärt werden. In Italien mussten heute Lockerungen wieder Rückgängig gemacht werden und unser südlicher Nachbar befindet sich wieder weitgehend im Lockdown.Pessimismus angebracht
Obwohl wir uns alle sehnlichst einen Frühling und einen Sommer mit Reisemöglichkeiten und Lockerungen wünschen, ist ein gewisser Pessimismus in Anbetracht der jüngsten Trends leider angebracht. Es war politisch nicht durchsetzbar, einen stärkeren Rückgang der Fallzahlen abzuwarten und dabei gleichzeitig eine Teststrategie für eine tatsächlich wirksame Rückverfolgung und Unterbrechung der Infektionsketten umzusetzen. Dabei haben Südkorea, Japan, Taiwan und Australien bewiesen, dass der Kampf gegen den Virus so gewonnen werden kann. Eine tatsächlich wirksame Corona-App scheitert an ihrer Akzeptanz und an Bedenken zum Datenschutz, die man durchaus ernsthaft hinterfragen könnte.
Der langsame Impffortschritt bei den Impfungen und die früh wieder aufgegebene Eindämmungsstrategie kann auch in Deutschland und der Schweiz zu einem erneuten schärferen Lockdown führen. Die Reaktion an den Finanzmärkten könnte aber gutmütig bleiben. Dies, weil die Erfolgsmeldungen aus den USA und dem restlichen pazifischen Wirtschaftsraum wohl anhalten werden.
Auftakt ins deutsche Superwahljahr
Die Wahlen in den Bundesländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben den populären Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne, 32.6%, +2.3% ) und die ebenfalls sehr erfolgreiche Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD, 35.7%, -0.5%) klar bestätigt. Die Landtagswahlen sind vor allem durch die Popularität der Spitzenkandidaten bestimmt und weniger durch die Berliner Parteipolitik. Dennoch bleiben die Grünen weiter im Aufwind. In Rheinland-Pfalz legen sie mit +4% deutlich zu und auch in Baden-Württemberg bauen sie ihre deutliche Führungsposition gar noch aus.
Verluste für die CDU, Einbruch für die AfD
Verluste muss die CDU hinnehmen. Vor allem bricht aber die AfD ein und verliert jeweils etwa einen Drittel ihrer Wähler. Mit ihrer aggressiven, aber meist schlecht fundierten Kritik an der Corona-Politik der Regierungsverantwortlichen Kretschmann und Dreyer, fand sie offenbar keine Anhänger.
Trotz der Verluste der CDU, die man nur teilweise der Maskenaffäre zuordnen kann, scheint das Management der Pandemie Krise durch die grosse Koalition breite Zustimmung zu finden. Schliesslich sind auch die Grünen in Fragen der Pandemiestrategie staatstragend und grundsätzlich für strikte Lockdowns. Die rechtsextreme AfD könnte nach vielen Jahren im Rampenlicht medialer Aufmerksamkeit bei den Bundestagswahlen am 26. September wieder in die Bedeutungslosigkeit absinken. Das Schwinden der AfD eröffnet auch die Perspektive einer stärkeren und konstruktiveren Mitwirkung neuer Oppositionsparteien. Wie die deutsche Demokratie im Herbst in die post-Merkel-Zeitrechnung eintritt, ist nach dem Wahlwochenende im Südwesten Deutschlands noch offener geworden.
Heutige Marktentwicklung und Anlagestrategie
Auch diese Woche beginnt freundlich mit leichten Gewinnen an den europäischen Börsen. Der SMI ist aktuell mit 0.2% leicht im Plus und auch der EuroStoxx 50 gewinnt leicht. In den USA wird heute ebenfalls mit einer leicht positiven Eröffnung gerechnet. (Stand ca. 12:45 15.3.2020 Basel Zeit).
Dr. Sandro Merino
Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management
Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.
Rechtliche Informationen
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