Die letzte Januarwoche macht die bisherigen Gewinne aus 2021 zunichte. In den USA sorgen Kleinanleger für Furore und verhelfen Aktien wie GameStop zu massiven Preissteigerungen. Nun treiben sie den Silberpreis nach oben. Das Update von Chief Investment Officer Dr. Sandro Merino.

Am 01.02.2021 in CIO-Kommentar von Dr. Sandro Merino
In der letzten Januarwoche ist nicht nur der Schnee, sondern auch der seit Jahresanfang im Aktienindex SPI erzielte Gewinn von 2% dahingeschmolzen. Nach diesem Rückschlag sind wir also zurück auf "Feld 1" in Bezug auf die Jahresrendite 2021. An unseren fundamentalen Grundeinschätzungen hat sich aber nichts Wesentliches verändert und wir bereuen die Aufstockung unserer Aktienquote anfangs der letzten Woche nicht.

Optimistisch für zweite Jahreshälfte

Die Wiederbelebung der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte erscheint uns nach wie vor als ein realistisches Szenario. Zwar laufen die Impfkampagnen alles andere als planmässig, denn vielerorts wurde eine rasche Impfung für alle die das wünschen innert weniger Monate versprochen. Dies obwohl klar sein musste, dass dieses Versprechen sehr spekulativ war, denn der Impfstoff ist zu knapp, um alle Begehrlichkeiten weltweit rasch zu erfüllen.

GameStop Aktie: Kleinanleger sorgen für Furore

In den USA machen derzeit Plattformen für Kleinanleger von sich reden. Auf Foren wie Reddit werden Anlageideen diskutiert oder vorgeschlagen. Einige wurden dann offenbar von vielen Anlegern gleichzeitig umgesetzt. Dies führte bei wenig liquiden Aktientitel (GameStop, GMC) zu drastischen Preisbewegungen. So verzehnfachte sich der Wert der GameStop Aktie im Januar. Dass die GameStop Aktie auch aufgrund beobachteter Leerverkaufspositionen zum Kauf ausgewählt wurde, führt nun zur Erzählung eines Kampfes von David (Kleinanleger) gegen Goliath (Hedge Fonds).

Es ist schwierig, die Faktenlage aus der Gerüchteküche objektiv festzustellen. Es ist aber durchaus möglich, dass einige Hedgefonds bei diesen unerwarteten Kurssprüngen Geld verloren haben, weil sie auf fallende Kurse gesetzt hatten. Leerverkäufe sind ein Instrument, um Gewinne aus fallenden Kursen zu erzielen, aber auch um bestehende Positionen gegen fallende Kurse abzusichern. Falls Hedge Fonds aber professionell operierten, sind ihre Positionen "hedged", d.h. im Rahmen systematischer Risikobudgets so begrenzt, dass nur vertretbare Verluste resultieren. Davon muss man grundsätzlich ausgehen, da die Hedge Fonds-Industrie, nach vielen Zwischenfällen, inzwischen einen hohen Grad an Risikomanagement-Kompetenz erreicht hat. Zumindest wirbt die Branche permanent mit solchen Aussagen.

Ärger um Online-Broker "Robinhood"

Auf der Seite der Retail-Investoren hat der Online-Broker "Robinhood" vielen Kleinanlegern einen einfachen Marktzugang ermöglicht, um ihre Transaktionen umzusetzen. Als sich "Robinhood" letzte Woche aufgrund der hohen Bestände an einzelnen Aktien gezwungen sah, die Käufe zu begrenzen, wurde seitens der Kleinanleger eine Marktmanipulation durch den Regulator unterstellt. Der Vorwurf der Kleinanleger ist dabei, dass Robinhood gezwungen wurde, Kleinanlegern weitere Käufe zu verweigern, damit Hedge Fonds nicht weiter bluten müssen. Diese neuen Mechanismen im Markt dürften nun dem US-Regulator (SEC) Kopfzerbrechen bereiten.

Freier Markt: In der Theorie souveräner als in der Praxis

Wieder einmal zeigt es sich also, dass der freie Markt mit entfesselten Marktmechanismen nicht so souverän umgehen kann, wie in der Theorie unter sehr idealisierten Annahmen behauptet wird. Auch bei Online-Plattformen führen Eigenmittel Vorschriften dazu, dass nicht beliebig grosse Handelsvolumina, die teils auch mit Kredit-Limiten angeboten werden, problemlos verarbeitet werden können. Ob der Regulator "Der liebe Gott" hier wirklich "David" ein Bein gestellt hat, um "Goliath" zu helfen, wird vermutlich untersucht werden müssen. Wahrscheinlicher ist aber, dass Robinhood lediglich die Vorschriften eingehalten hat und folgerichtig zusätzliche Kundenbestände in den gesuchten Aktien begrenzen musste.

Silber im Sog einer Spekulationswelle?

Die Aufmerksamkeit dieser Plattformen richtet sich nun neu auf den Rohstoff Silber. Der Preis des Edelmetalls ist in den letzten Tagen um etwa 15% gestiegen und könnte weiter in den Sog einer neuen Spekulationswelle geraten. Wir haben Silber schon anfangs November als "Satellit" in unsere Anlagestrategie aufgenommen. Es handelt sich also um eine vorsichtige taktische Beimischung von etwa 1% bis 2% des Gesamtvermögens. Dabei waren unsere Gründe für diese Anlage alles andere als spekulativ, sondern durch die tiefe fundamentale Bewertung, insbesondere auch relativ zu Gold motiviert. Wir werden also nun diese Entwicklungen in den USA beobachten. Dies mit dem Ziel allenfalls einen Verkauf der Position zu einem günstigen Zeitpunkt zu bestimmen.

Börsenausblick 2021: Aufzeichnung des Livestreaming Anlass

Im Rahmen unseres Ausblicks auf Wirtschaft und Finanzmärkte 2021 haben wir in der letzten Woche den Live Streaming Anlass "BKB Börsenausblick 2021" durchgeführt. Sehen Sie hier die Aufzeichnung.

Heutige Marktentwicklung und Anlagestrategie

Heute zeichnet sich eine teilweise Erholung von den Verlusten der letzten Woche ab. Der SMI ist aktuell etwa 0.75% im Plus. Der EuroStoxx 50 gewinnt etwa 1%. Auch für die USA wird heute mit einer wenig positiven Markteröffnung im Bereich von 1% gerechnet. Der USD notiert etwas stärker bei 0.8950 CHF/USD. (Stand ca. 11:00, 1.2.2020 Basel Zeit)

Dr. Sandro Merino

Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management

Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.

Rechtliche Informationen

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