Prognose des IWF: Stärkster Wirtschaftseinbruch seit Depression der 30er Jahre

Der IWF rechnet wegen der Corona-Krise mit dramatischen Folgen für die globale Konjunktur. In der Schweiz könnte die Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent schrumpfen, in anderen Industriestaaten um bis zu neun Prozent. Wieviel kostet die Krise die Weltwirtschaft? Das Update zur aktuellen Lage von Chief Investment Officer Dr. Sandro Merino.
Am 15.04.2020 in CIO-Kommentar von Dr. Sandro Merino

Der Internationale Währungsfonds IWF hat gestern seine Wachstumsprognosen für die Jahre 2020 und 2021 publiziert. Aus heutiger Sicht wenig überraschend, sind die vom IWF erwarteten Auswirkungen auf die globale Wirtschaftsleistung wesentlich gravierender, als jene der Finanzkrise 2008/2009. Der IWF erwartet, dass die globale reale Wirtschaftsleistung (globales GDP), approximiert durch Addition der nationalen Bruttosozialprodukte, im Jahr 2020 um 3% schrumpft und sich dann anschliessend in 2021 vom tieferen Niveau aus um 5.8% wieder erholt.

Historische Rezession statt Wachstum

Vor Ausbruch der Corona-Krise war die Erwartung, dass die Weltwirtschaft in beiden Jahren 2020 und 2021 real um je etwa 3% wachsen würden. Wie man leicht nachrechnet, führt die Corona-Krise also über zwei Jahre kumuliert zu einem Verlust an Wirtschaftsleistung von 3.4% des globalen GDP von 2019 ( 3.4% = 106% - 102.6% ). Legt man als Basis eine globale Wirtschaftsleistung von ca. 90 Billionen USD für 2019 zugrunde, dann ergibt dies über zwei Jahre kumuliert eine wirtschaftliche Auswirkung (Kosten) der Corona-Pandemie von ca. drei Billionen USD. Das ist etwas mehr als die in USD ausgedrückte Wirtschaftsleistung Frankreichs für das Jahr 2019.

Der IWF gibt für die über 2020 und 2021 kumulierten wirtschaftlichen Kosten der Pandemie eine viel höhere Zahl von neun Billionen USD an. Diese Zahl scheint aber nicht zum angegebenen Wachstumsszenario (-3% in 2020 und +5.8% in 2021) zu passen und beziffert vermutlich die Kosten in einem pessimistischeren Szenario oder macht über die Addition des Output Gaps für beide Jahre eine Doppelzählung. Leider konnten wir in der Publikation des IWF keinen Kommentar finden, wie die Zahl von neun Billionen USD berechnet wurde.

Schweiz weniger betroffen als Nachbarländer 

Auch für die Schweiz stellt der IWF eine Wachstumsprognose für 2020 und 2021. Die Rezession in der Schweiz für 2020 wird mit einer Schrumpfung von etwa -5% im realen BIP quantifiziert und die Erholung in 2021 bei etwa +4% geschätzt. Damit wäre die Schweiz etwas weniger negativ betroffen als die Nachbarstaaten. Auch die anderen Industrienationen in der EU und die USA werden gemässe IWF Schrumpfungen ihrer Wirtschaftsleistung in 2020 im Bereich von 5 bis 9% hinnehmen müssen. Indien und China sind Beispiele für die wenigen Länder mit positivem Wachstum in 2020 werden. Sie werden, gemäss IWF Prognose, mit etwa 1.9%, respektive 1.2% wachsen.

In der Bankenkrise und der dadurch ausgelösten globalen Wirtschaftskrise 2008/2009 gab es in 2009 keine Schrumpfung der Weltwirtschaft als Ganzes, sondern lediglich eine Stagnation. Nur in der Grossen Depression der 1930er Jahre fiel die Wirtschaftsleistung in einem einzelnen Jahr noch stärker, etwa um 10%. Auch der IWF betont in seiner Prognose, dass die Annahme einer Überwindung des Lockdowns im zweiten Halbjahr aus heutiger Sicht unsicher bleibt. Somit sind Prognosen im aktuellen Umfeld als besonders unsicher zu betrachten. Selbst das eher optimistische Szenario einer in wenigen Wochen beginnenden Normalisierung stellt bereits eine historische Herausforderung dar. Entsprechend stellt auch der IWF eine Kreditfazilität von 1 Billion USD zur Verfügung, welche vor allem die schwächeren Volkswirtschaften durch Kredite unterstützen soll.

Unser Screening des Schweizer Aktienmarktes

Wir haben auf den rund 60 liquidesten Schweizer Aktien, die unser Analysten-Team mit Research abdeckt, ein kombiniertes qualitatives und quantitatives Screening durchgeführt. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass es trotz anhaltender Volatilität und möglichen erneuten Rückschlägen auch interessante Einstiegsmöglichkeiten gibt. Dabei muss aber ein mittelfristiger Anlagehorizont von mindestens zwei bis drei Jahren vorausgesetzt werden. Bei unserem Screening identifizieren wir elf Schweizer Aktien mit verschiedenen Risikoprofilen und aus verschiedenen Branchen, die uns derzeit attraktiv erscheinen. Wie immer warnen wir aber vor der Bildung von Klumpenrisiken und raten zu ausreichender Diversifikation. Die Auswahl einzelner Aktien als Beimischung zu einem diversifizierten Portfolio sollte also massvoll und umsichtig erfolgen.

Das Screening steht Ihnen gerne zur Verfügung. Sie können die Studie über Ihre Kundenberaterin oder Ihren Kundeberater beziehen.

Entwicklung an den Aktienmärkten

Am heutigen Mittwoch eröffnen die weltweiten Aktienmärkte negativ. Die europäischen Aktienmärkte sind etwa 2% im Minus. Der Schweizer SMI Index ist etwa 1% negativ. Für die US-Aktienmärkte wird heute ebenfalls eine Eröffnung im Minus erwartet. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard & Poors 500) aktuell etwa 12% bis 16%, europäische Aktien etwa 24%, Schweizer Aktien etwa 11% und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 7% (alle Zahlen per 15.4.2020 ca. 13.00 Uhr, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet).

Angst ist kein guter Ratgeber

Wir wiederholen an dieser Stelle, dass Angst in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir haben uns sehr früh mit den Folgen einer Pandemie beschäftigt und können einen entsprechenden Notfallplan jetzt einsetzen. So wurden in den vergangenen Wochen zahlreiche mobile Arbeitsplätze vorbereitet. Alle unserer wichtigen Funktionen in der Vermögensverwaltung sind (mindestens) doppelt besetzt; die Kollegen arbeiten an verschiedenen Bürostandorten oder von zu Hause aus. In den Büros gelten besondere Hygienevorschriften. Geschäftsreisen wurden streng reglementiert, Präsenztermine sind durch Video- und Telefonkonferenzen ersetzt. All das sichert einen reibungslosen Arbeitsablauf – und begrenzt mögliche Infektionsrisiken für die Kolleginnen und Kollegen sowie deren Familien.

Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Wir werden Sie dabei weiter laufend informieren. Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Dr. Sandro Merino

Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management

Erfahren Sie aus erster Hand die Einschätzungen unseres Chief Investment Officers, Dr. Sandro Merino, und überprüfen Sie Ihre Anlagestrategie mit Ihrer Kundenberaterin oder Ihrem Kundenberater.

Rechtliche Informationen

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