Internetbetrug: So schützen Sie Ihr Kind

Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit im Netz. Neben hilfreichen Informationen für Schularbeiten, Chats mit Freunden und spannenden Games lauert dort aber auch die Gefahr von Online-Betrug. Wir stellen die fünf häufigsten Betrugsmaschen der Internet-Betrüger vor und zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Kids davor schützen können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Betrüger im Internet haben es auf Daten und Geld abgesehen.
  • Um daran zu kommen, nutzen sie vor allem den Kontakt über die sozialen Medien und manipulierte E-Mails.
  • Kinder sollten Links, E-Mails und Online-Shops immer kritisch prüfen.
  • Generell ist es ratsam, im Internet so wenig persönliche Informationen freizugeben wie möglich.

1. Phishing

Die am weitesten verbreitete Betrugsmasche ist Phishing. Die Betrüger fischen dabei nach persönlichen Daten, wie Kontonummern oder Passwörtern, die sie dann missbrauchen. Dazu versenden sie E-Mails, welche vorgeben, von vertrauenswürdigen Webseiten oder Firmen zu kommen. Meist steht darin, dass die eigenen Zugangsdaten oder Kontoinformationen abgelaufen oder nicht mehr sicher sind. Und sie fordern dazu auf, diese unter dem angehängten Link zu ändern. Tatsächlich führt der Link aber auf eine gefälschte Webseite. Gibt man seine Login-Daten dort ein, werden sie an die Betrüger übermittelt. Schon haben sie beispielsweise Zugriff auf persönliche Bankdaten, können das Konto leeren oder online bezahlen.

Zeigen Sie Ihrem Kind, woran man eine Phishing-Mail erkennt: Sie sind oft voll mit Rechtschreibfehlern, sprechen einen nicht persönlich an und beinhalten überlange Links. Ausserdem bitten Banken und andere vertrauenswürdige Firmen ihre Kundinnen und Kunden niemals per Mail um persönliche Daten. Wenn man unsicher ist, am besten beim Unternehmen direkt nachfragen.

Unbedingt beachten: Auch Betrugsmaschen werden laufend weiterentwickelt

Unbedingt beachten: Auch Betrugsmaschen werden laufend weiterentwickelt

Mit dem Aufkommen neuer Technologien werden auch die Betrugsmaschen immer raffinierter. Besonders Künstliche Intelligenz (KI) verschärft die Gefahr: Während Phishing-Mails früher tatsächlich oft noch an groben Rechtschreibfehlern oder unnatürlicher Sprache zu erkennen waren, wirken KI-generierte Texte heute täuschend echt und kommen fehlerfrei daher. Dadurch sind sie deutlich schwerer von echten Mitteilungen zu unterscheiden.

Doch die Betrugsmaschen mit KI hören bei Texten nicht auf: Mithilfe von Deepfake-Technologien sind Betrüger heute ebenso in der Lage, mit künstlich erzeugten Stimmen, Videos oder Bildern Vertrauen zu erschleichen. So klingen gefälschte Anrufe von angeblichen Bank- oder Behördenmitarbeitern oft erschreckend glaubwürdig. Noch perfider: Mit nur wenigen Sekunden Sprachaufnahme können Betrüger auch die Stimme von Angehörigen oder Freunden imitieren und so etwa in vermeintlichen Notlagen Geldforderungen glaubwürdig erscheinen lassen.

Tipp: Rückfragen, deren Antworten nur die echte Person kennen kann, eignen sich in solchen Situationen besonders, um Stimmenfälschungen oder Deepfakes zu erkennen.

2. Betrügerische Online-Shops

Teure Marken und limitierte Artikel üben besonders auf Jugendliche einen grossen Reiz aus. Das wissen Betrüger und verbreiten gefälschte Anzeigen für Luxus-Schnäppchen in den sozialen Medien und im Internet. Klickt man auf den Link, wird man auf einen gefälschten Online-Shop weitergeleitet. Auf den ersten Blick wirkt dieser zwar täuschend echt. Doch nach der Zahlung erhält man entweder ein Fake-Produkt oder gar nichts. Im schlimmsten Fall nutzen die Betrüger die Bankdaten, um das Konto leer zu räumen.

Bringen Sie Ihrem Kind bei, Online-Shops auf Gütesiegel, eine Kontaktadresse und Rechtschreibung zu prüfen. Zudem sollte vor der Bestellung recherchiert werden, welche Erfahrungen andere Kunden mit dem Shop gemacht haben. Besteht der Händler auf Vorkasse und gibt es keine anderen Zahlungsmöglichkeiten, ist Vorsicht geboten.

3. Der falsche Prinz

Schon mal was vom nigerianischen Prinzen gehört? Für viele gilt er als Synonym für eine altbewährte Betrugsmasche. Man erhält eine E-Mail von einem reichen Fremden, der dringend Hilfe braucht, hohe Geldsummen in Sicherheit zu bringen. Dafür muss er sein Geld auf ein ausländisches Konto überweisen. Wer seins zur Verfügung stellt, darf einen Millionenbetrag als Dank behalten. Zunächst muss man aber selbst eine Zahlung an den Fremden leisten, um zu testen, ob die Überweisung funktioniert. Und schon ist das Geld weg.

Öffnen Sie Ihrem Kind die Augen: Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein…ist es nicht wahr. Das gilt vor allem im Internet. Erhält es ein solches Angebot per E-Mail, sollte auf keinen Fall darauf geantwortet und die Nachricht sofort gelöscht werden.

4. Love-Scam und Sextortion

Liebe macht blind. Auf dieses Motto zielen Betrüger auf Dating-Apps, -Chatrooms, aber auch in den sozialen Medien ab. Sie erstellen ein Fake-Profil mit gestohlenen Fotos. Mit dieser gefälschten Identität flirten sie mit ihren Opfern. Der Kontakt läuft nur via Internet, persönliche Treffen werden zwar geplant, aber ständig verschoben. Sobald eine intensive emotionale Bindung aufgebaut ist, schlagen die Betrüger zu: Sie bitten um eine Geldüberweisung, beispielsweise für einen Notfall. Ebenso häufig wird nach erotischen Fotos und Videos gefragt, mit denen die Betrüger das Opfer anschliessend für Geld erpressen.

Erklären Sie Ihrem Kind, dass man sich im Internet nie sicher sein kann, wer sich auf der anderen Seite befindet. Deswegen sollte man beim Kontakt zu Fremden besonders vorsichtig sein. Vereinbaren Sie, dass Ihr Kind online so wenig Informationen von sich preisgibt wie möglich. Und nur Bilder von sich postet, bei denen es keine Rolle spielt, wenn die ganze Welt diese sieht.

5. Manipulierte Links in sozialen Medien

«Das musst du dir unbedingt ansehen, zu krass!» Wer von seinen Freunden einen Link mit schockierenden Schlagzeilen geschickt bekommt, klickt oft drauf. Dahinter stecken jedoch nicht per se der Kollege oder die Kollegin. Sondern es können auch Betrüger am Werk sein, die sich Zugang zum Facebook-Account verschafft haben. Und das mit der gleichen Masche, die sie nun auch anwenden: Der Link führt auf eine manipulierte Webseite, anhand derer die Betrüger die Login-Daten auslesen können. In aller Ruhe greifen sie nun auf die Telefonnummer, E-Mail-Adresse und womöglich sogar Kreditkarten-Informationen zu. Und schicken den manipulierten Link an die gesamte Freundesliste.

Sensibilisieren Sie Ihr Kind, nicht intuitiv auf Links zu klicken, die es geschickt bekommt. Sollte etwas seltsam wirken, lieber den Kollegen oder die Kollegin zunächst fragen, was es damit auf sich hat.

Tipp: Datenschutzeinstellungen prüfen und bewusst nutzen

Tipp: Datenschutzeinstellungen prüfen und bewusst nutzen

Eltern wird überdies empfohlen, gemeinsam mit dem Nachwuchs die Datenschutzeinstellungen in den genutzten Apps zu prüfen und bewusst zu nutzen. Bei WhatsApp sind beispielsweise sämtliche Chats Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das bedeutet: Ausschliesslich die Chatpartner können die Nachrichten lesen – nicht einmal Meta selbst hat darauf Zugriff. Damit sind Unterhaltungen grundsätzlich vor dem Mitlesen durch Dritte, Hacker oder die Plattform geschützt.

Eine Ausnahme bilden hingegen die KI-Funktionen von Meta wie Zusammenfassungen oder die Meta AI. Hier können zwar Chat-Inhalte von der KI verarbeitet werden – allerdings nur dann, wenn die User diese Funktionen aktiv einsetzen. Wer diesen Zugriff nicht wünscht, kann den «Erweiterten Chat-Datenschutz» aktivieren: Diese Einstellung sorgt dafür, dass Inhalte aus einem Chat grundsätzlich nicht für KI-Funktionen innerhalb der App ausgewertet werden.

Relevant ist die Funktion somit vor allem für jene User, welche die Meta AI tatsächlich verwenden. Wer die KI gar nicht nutzt, ist bereits durch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung umfassend geschützt – kann den erweiterten Datenschutz aber trotzdem aktivieren, um auf Nummer sicher zu gehen. Wichtig zu wissen: Der erweiterte Schutz muss für jeden Chat – ob Gruppe oder Einzelnachricht – einzeln aktiviert werden.

Medienkompetenz erlernen

Surfen, Chatten und Fotos teilen? Das gehört zum Alltag von Kindern und Jugendlichen. Eine ausgeprägte Medienkompetenz ist daher ein Muss. Bei Pro Juventute finden Eltern und Kinder hilfreiche Ratgeber zum Umgang mit digitalen Medien.

Zu Pro Juventute

 

Elternratgeber rund ums Thema Kinder und Geld

Weitere Beiträge zum Thema Kinder und Geld finden Sie auf jugendbudget.ch. Die Online-Plattform der Kantonalbanken bietet Eltern hilfreiche Tipps, wie sie Geldthemen mit ihren Kindern besprechen können.

Zu jugendbudget.ch

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