Scheitern? Kein Problem!

90 Prozent aller Projekte der Keen Innovation AG scheitern. Doch nur wer scheitert, war auch mutig genug, findet Thomas Leber. Er ist CEO unserer Tochtergesellschaft, die für die BKB die digitalen Wege in die Zukunft auslotet.
Am 11.08.2020 in Von Basel. Für Basel.

Der Arbeitsalltag von Thomas Leber, dem CEO der Keen Innovation AG, würde manch anderen wohl frustrieren. «90% aller Projekte, die wir angehen, beenden wir frühzeitig. Manchmal frustriert das, aber am Ende haben wir aus jedem gescheiterten Experiment gelernt.» Gleichwohl wirkt Leber alles andere als verdrossen, er sprüht vielmehr vor Energie. Er glaubt, es sei das Wissen, dass zwischenzeitliches Scheitern am Ende immer zu einer besseren Lösung für die Kunden führen wird, weil sie davon lernen und das Gelernte dann umsetzen.

Die Keen Innovation AG ist eine Tochterfirma der BKB und wurde 2019 gegründet. Die Aufgabe von Keen ist es, für die BKB digitale Trends aufzuspüren und neue Produkte zu testen und zu entwickeln. Wenn er seine Arbeit Aussenstehenden beschreiben muss, nutzt Leber ein Bild. Die Finanztechnologie entwickle sich so rasend schnell, dass sich die meisten Banken wie in einem dunklen Wald vorkämen. Überall um sie herum passiere etwas, überall seien Geräusche zu hören.

Es werde Licht!

«In diesem dunklen Wald sind wir für die BKB die Taschenlampe», sagt Leber. Mit seinem achtköpfigen Team durchforstet er den Startup-Markt und führt gleichzeitig unzählige Gespräche mit Bankkunden, um neue Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen. Auf diese Weise ist zum Beispiel die Website www.hyppo.ch entstanden, die sich an englischsprachige Personen richtet, welche in der Schweiz Wohneigentum erwerben wollen. «Wir haben festgestellt, dass es für Menschen, die aus dem Ausland in die Schweiz ziehen, sehr schwierig ist, sich auf dem Immobilienmarkt zu orientieren, und dass die Banken in diesem Bereich kaum Lösungen anbieten», sagt Leber. Hyppo.ch ist also eines jener Produkte, welche Keen Innovation in den letzten Monaten realisieren konnte.

Dutzende weitere wurden getestet und in unterschiedlichen Stadien verworfen. «Das braucht eine gewisse Frustrationstoleranz», sagt Leber. «Aber in gewisser Weise sind wir auch stolz darauf, wenn wir ‹negativ validieren›, weil es heisst, dass wir mutig waren, einen neuen Weg zu gehen. Und natürlich wollen wir auch aus jeder Niederlage etwas lernen.»

Für vier Jahre ist Keen Innovation von der BKB finanziert. Spätestens dann muss das Unternehmen selbsttragend sein und sollen die entwickelten digitalen Angebote genügend Gewinn abwerfen. Ob das gelingt, kann Leber nicht prognostizieren. Aber so ist das, wenn man experimentiert und Neues entdecken will. Man weiss nie, was am Ende dabei rauskommt.

109 Ideen validiert,

10 davon bekamen als Prototyp grünes Licht.

Der Rest ist davor «gescheitert». Das bedeutet, dass der Markt entweder zu klein war oder bei konkreten Tests mit Kunden kein ausreichend positives Feedback kam.

«Wie wir uns immer wieder aufraffen? Unsere Motivation speist sich aus dem Sinn unserer Arbeit. Jedes Scheitern fokussieren wir auf den Aspekt des ‹Lernens›. Nur wenn wir scheitern, ohne etwas zu lernen, sind wir frustriert. Ich vergleiche das mit Kindern: Wir alle waren mal 1 Jahr alt und wollten laufen lernen. Und jeder von uns hat sich auf dem Weg ein paar blaue Flecken geholt. Aber wir haben dabei gelernt, den nächsten Schritt sicherer zu gehen. Und der Schmerz war schnell vergessen, wenn man es zum ersten Mal, ganz alleine, zur Keksdose geschafft hat.»

Thomas Leber,
CEO Keen Innovation AG

www.keen-innovation.ch

Text: Philipp Schrämmli
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