BKB CEO Basil Heeb: «Die Erde braucht eine umfassende industrielle Revolution.»

Basil Heeb
Für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit müssen wir unsere ökologischen, sozialen und ökonomischen Ansprüche unter einen Hut bringen. Eine Herausforderung vor allem auch für die Umwelt, wie aktuell eine Ausstellung im Naturhistorischen Museum Basel zeigt. Unser CEO Basil Heeb erläutert im Interview, warum die BKB die Ausstellung als Hauptsponsor unterstützt, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit für die BKB und ihre tägliche Geschäftspraxis hat und welchen Einfluss Banken und ihre Kundinnen und Kunden mit der Lenkung der Geldströme auf eine nachhaltige Zukunft haben.
Am 29.01.2021 in Nachhaltigkeit von Patrick Riedo

Herr Heeb, was haben Sie persönlich aus der Ausstellung «Erde am Limit» im Naturhistorischen Museum Basel mitgenommen?

Basil Heeb: Die Ausstellung zeigt, wie stark die Umwelt und der Mensch miteinander vernetzt sind resp. miteinander interagieren. Wir sind ein Teil der Natur und auf eine intakte Natur angewiesen. Die Ausstellung zeigt, wie dringlich es ist, dass wir Korrekturmassnahmen ergreifen. Die Sorgfalt und Genauigkeit, mit der die Ausstellungsmacher ein solch umfassendes, komplexes Thema aufgearbeitet haben, begeistert mich. Bedauerlich ist natürlich, dass ein Besuch der Ausstellung aktuell pandemiebedingt nicht möglich ist. Aber ob heute schon virtuell oder im Frühling dann hoffentlich wieder vor Ort: Ein Besuch lohnt sich. Die illustrative, leicht verständliche Ausstellung leistet einen wichtigen Beitrag, allen Besuchern, aus der Region Basel und von ausserhalb, die Gesundheit unseres Planeten noch näher ans Herz zu legen.

War das der Grund, warum sich die BKB als Hauptsponsorin der Ausstellung engagiert hat?

Ja, denn nachhaltiges Leben und nachhaltiges Wirtschaften sind für Basel und für uns als Bank schon seit vielen Jahren ein sehr wichtiges Thema. Gerade in den letzten Jahren hat das Bewusstsein dafür weiter an Bedeutung gewonnen. Die Sonderausstellung kam da genau richtig. Sie bietet eine spannende und fassbare Gesamtschau – das hat für uns als in Basel verankerte Bank den Ausschlag gegeben, uns zu engagieren. 

Parallel zur Unterstützung der Ausstellung haben Sie die Werbekampagne «Wir haben nur ein Klima» lanciert. Was wollen Sie mit dieser Kampagne aufzeigen?

Unsere Botschaft ist klar: Jeder kann einen Beitrag leisten und sich nachhaltig verhalten. Warum das notwendig ist, zeigt die Ausstellung im Naturhistorischen Museum perfekt. Sie stützt sich auf wissenschaftlich verlässliche Informationen und zeigt die Komplexität der Zusammenhänge; aber sie macht dies auf eingängliche, einfache Art um Weise. Sie ist damit auch ein Vorbild für uns als Bank, wenn es darum geht, unsere Kundinnen und Kunden zu informieren und zu sensibilisieren. Zum Beispiel, wenn es um die Herausforderungen geht, Geld nachhaltig anzulegen.

Bild: Ausstellung Erde am Limit; Ausstellungs-Satellit in der BKB-Filiale Spiegelgasse

Welchen strategischen Stellenwert hat die Nachhaltigkeit bei der BKB?

Nachhaltigkeit ist fest in unserer Unternehmens-DNA verankert. Nicht überraschend ist sie Teil unseres Leistungsauftrags. Wir sind überzeugt, dass nachhaltig agierende Unternehmen langfristig erfolgreicher sind. Selbstverständlich gilt das also auch für uns. Während wir uns schon 2005 umfassend mit unserer Betriebsökologie beschäftigt haben, haben wir in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet, die Nachhaltigkeit in unserem Kerngeschäft zu stärken. Beispiele sind die Lancierung der nachhaltigen Anlagelösung, die Emission von Green Bonds für den Kanton, das Angebot von Fair Trade Gold oder unsere Nachhaltigkeitshypothek.

Bevor wir noch näher auf die Nachhaltigkeit in Ihrem Kerngeschäft eingehen zuerst noch ein Blick auf Ihre Betriebsökologie. Wie gross ist der ökologische Fussabdruck der BKB heute? Und was tun Sie, um ihn zu verringern?

Zusammenfassen lässt sich unser ökologischer Fussabdruck anhand unserer direkten und indirekten CO2-Emissionen. Von Juli 2018 bis Juni 2019 waren dies 767 Tonnen CO2-Äquivalente. 2010/2011 waren es noch 1118 Tonnen. Bei unseren direkten Emissionen ist unser Energieverbrauch ein zentraler Hebel. Mit der gerade laufenden Totalsanierung unseres Betriebsgebäudes im Brunngässlein werden wir beispielsweise in Zukunft jährlich 192 MWh Energie sparen. Dies entspricht dem Verbrauch von rund 30 Einfamilienhäusern. Die Emissionen, die wir nicht vermeiden können, kompensieren wir mit einem Klimaschutzprojekt. Wir operieren also klimaneutral. Unser Nachhaltigkeitsverständnis im Unternehmen umfasst aber mehr als «nur» die Betriebsökologie, also den schonenden Umgang mit Ressourcen.
Nachhaltigkeit ist fest in unserer Unternehmens-DNA verankert.
Basil Heeb, CEO 

Welche weiteren Aspekte sprechen Sie insbesondere an?

Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen und hier stehen die Arbeit und der Kontakt mit Menschen im Vordergrund. Daher ist auch der Umgang mit unseren Mitarbeitenden ein zentraler Aspekt der nachhaltigen Unternehmensführung. Wichtige Themen sind hier die Diversity, die Mitarbeitendenzufriedenheit oder die Lohngleichheit. Auch hier ergreifen wir laufend Massnahmen, um uns weiter zu verbessern bzw. das Erreichte zu erhalten. Beispielsweise verdienen Frauen und Männer bei uns gleich viel. In der Schweiz ist dies leider immer noch keine Selbstverständlichkeit. Die Lohngleichheit wird regelmässig mittels externer Analyse überprüft und der BKB mit dem Zertifikat Fair-ON Pay+ bestätigt.

Wichtig für uns als Kantonalbank ist aber auch unser lokales Engagement. Wir möchten Basel etwas zurückgeben – besonders in diesen anspruchsvollen Zeiten. Beispielsweise haben wir zugunsten des lokalen Gewerbes den Wettbewerb «Support Your Locals» lanciert. Oder wir unterstützen das Sharing-Angebot «Pick-e-Bike». Wie schon gesagt, als Bank steht für uns aktuell aber besonders die Nachhaltigkeit in unserem Kerngeschäft im Fokus.

Bild: Bei uns verdienen Frauen und Männer gleich viel. Die Lohngleichheit bei der BKB wurde erneut mit der Logib-Analyse bestätigt und die BKB mit dem Zertifikat Fair-ON Pay+ ausgezeichnet.

Also zum Kerngeschäft: Wie nachhaltig ist die heutige Geschäftspraxis der BKB?

Eine vergleichende Bewertung überlasse ich gerne anderen. Auch in unserem Kerngeschäft gilt: Nachhaltigkeit ist ein Prozess, der immer weitergehen muss. Ansporn der stetigen Verbesserung der Nachhaltigkeit im Kerngeschäft sind nicht zuletzt unsere Kundinnen und Kunden. Kundengespräche ebenso wie die Nachfrage nach unseren Angeboten bestätigen, dass Nachhaltigkeit heute ein zentrales Anliegen ist. Wie wir dies konkret in unserer Geschäftspraxis berücksichtigen, möchte ich mit zwei Beispielen belegen. Erstens haben wir zu kontroversen Umwelt- und Sozialthemen strenge Richtlinien definiert, die für unsere gesamte Geschäftspraxis gelten. Mit diesen stellen wir sicher, dass unsere Geschäftstätigkeiten im Finanzierungsbereich oder bei der Vermögensverwaltung einer nachhaltigen Entwicklung nicht zuwiderlaufen. Zweitens ist bei uns seit Mitte 2019 das nachhaltige Anlageangebot Standard. Die Kundenakzeptanz dafür ist äusserst hoch. 75% der aktuell von unseren Kundinnen und Kunden neu gezeichneten Anlagelösungen sind nachhaltig. Im Schweizer Markt liegt der Anteil der Zuflüsse bei nachhaltigen Fonds gemäss einer aktuellen Studie des IFZ nur bei rund 25% .1

1 Quelle: IFZ Sustainable Investments Studie 2020, Seite 21/22; https://blog.hslu.ch/sustainable/

Unsere Berechnungen zeigen: Wer auf unsere nachhaltigen Anlagelösungen oder unsere nachhaltigen Vermögensverwaltungsmandate setzt, der halbiert den CO2-Fussabdruck im Vergleich zu konventionellen Anlageinstrumenten. 
Basil Heeb, CEO

Was erreiche ich als Kundin oder Kunde der BKB denn damit, dass die BKB mein Geld nachhaltig verwaltet?

Nachhaltiges Anlegen basiert auf der Überzeugung, dass Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell umfassend ausrichten und dabei z.B. Klimarisiken oder soziale Risiken systematisch mitberücksichtigen, langfristig erfolgreicher sind. Konkret bedeutet dies, dass Industrieunternehmen, die energieeffizient produzieren und klimafreundliche Produkte anbieten, konkurrenzfähiger sind. Ebenso sind Unternehmen mit vorbildlicher Personalpolitik attraktiver auf dem Arbeitsmarkt und ziehen die besseren Talente an. Ebenso reduzieren Unternehmen mit guter Corporate Governance ihre Haftungs- und Reputationsrisiken.  Auf solche Unternehmen zu setzen, ist langfristig für die Anlageportfolios unserer Kundinnen und Kunden erfolgsversprechend. Zahlreiche Studien belegen, dass sich mit nachhaltigen Anlagen bei tieferen Risiken gleich gute Renditen erzielen lassen wie mit konventionellen Anlagen. Gleichzeitig ist nachhaltiges Anlegen aber auch besser für unseren Planeten. Unsere Berechnungen zeigen: Wer auf unsere nachhaltigen Anlagelösungen oder unsere nachhaltigen Vermögensverwaltungsmandate setzt, der halbiert den CO2-Fussabdruck im Vergleich zu konventionellen Anlageinstrumenten. Legen Sie also nachhaltig an – ein Strategiewechsel zahlt sich in vielerlei Hinsicht aus. 

Können die Banken und ihre Kundinnen und Kunden mit einer Lenkung der Geldströme allein für eine nachhaltige Zukunft sorgen?

Geldströme haben einen wichtigen Einfluss. Wie gesagt, lässt sich mit der Umstellung von konventionellen auf nachhaltige Anlagen der indirekte CO2-Ausstoss halbieren. Um die weitgehende Dekarbonisierung unserer Gesellschaft und Wirtschaft zu erreichen, bedarf es jedoch einer umfassenden industriellen Revolution im 21. Jahrhundert. Dafür braucht es neben technologischem Fortschritt und Innovation den Willen von uns allen und schliesslich beträchtliche finanzielle Mittel. Hier können und sollen Investoren und Banken ansetzen, denn die Allokation von Finanzmitteln ist letztlich unsere Kernkompetenz. Nicht zuletzt wird die bevorstehende Transformation auch sehr spannende Geschäftschancen eröffnen. Aber: Nachhaltiges Anlegen oder nachhaltige Kreditvergaben allein reichen nicht. Unser gesamtes alltägliches Verhalten als Konsumentin, Pendler usw. ist relevant. Jede und jeder muss für sich den richtigen Weg finden, um den eigenen ökologischen Fussabdruck zu reduzieren.
Um die weitgehende Dekarbonisierung unserer Gesellschaft und Wirtschaft zu erreichen, bedarf es einer umfassenden industriellen Revolution im 21. Jahrhundert.
Basil Heeb, CEO

Was heisst das für die BKB selbst? Was packen Sie jetzt als Nächstes an?

Aktuell überarbeiten wir unsere Unternehmensstrategie. Gesetzt ist, dass die Nachhaltigkeit ein zentrales Element unserer Strategie ist und bleibt. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche unserer Unternehmensstrategie. Konkret liegt der Teufel im Detail und in der Praxis. Es gibt noch viel zu tun. Beispielsweise wollen wir die Beratung und Risikoaufklärung unserer Kundinnen und Kunden im Bereich der Nachhaltigkeit deutlich ausbauen. Zuvor bedarf es hier der entsprechenden Ausbildung unserer Kundenberaterinnen- und berater. Auch unsere nachhaltige Produktpalette werden wir weiter ausbauen. Zur Nachhaltigkeit gehört auch die Berücksichtigung internationaler Standards und eine transparente Berichterstattung als Unternehmen. So haben wir kürzlich die Prinzipien für verantwortliches Investieren PRI unterzeichnet. Und die jährliche Nachhaltigkeitsberichterstattung der BKB richtet sich künftig nach den weltweit führenden GRI Standards. Nicht zuletzt suchen wir in Zukunft vermehrt auch Partnerschaften mit anderen Organisationen, um unser Angebot und unsere Geschäftspraxis noch nachhaltiger zu gestalten. Unter dem Strich ist es für uns wichtig, dass wir unseren nachhaltigen Weg konsequent weitergehen und handfeste Resultate und Fortschritte erzielen. Das ist uns in Vergangenheit gelungen und das ist auch unsere Ambition für die Zukunft.
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