Tech-Aktien: Angst vor hohen Bewertungen
Die Berichtssaison für das dritte Quartal hat für US-Aktien insgesamt die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Nachdem die meisten Unternehmen im S&P 500 Index ihre Q3-Ergebnisse veröffentlicht haben, ergibt sich eine durchschnittliche Gewinnüberraschung von 8% über den Gewinnprognosen der Analysten. Diese starke Gewinnentwicklung ist breit über die Branchen abgestützt. Solche Gewinnerwartungen hatten insbesondere die Aktienkurse im US-Tech-Sektor nach oben befeuert. In CHF bewertet hat der Nasdaq (Composite) Index seit Anfang Juli knapp 18% zugelegt. Die Bewertungen von US-Aktien sind entsprechend teurer geworden. Viele US-Technologie Aktien erreichen aussergewöhnlich hohe Bewertungen. Dies führt dazu, dass einige Kommentatoren davon überzeugt sind, dass wir uns derzeit mitten in einer Spekulationsblase beim Thema KI befinden. Man muss aber bedenken, dass es ausserordentlich schwierig ist, eine Blase zu erkennen. Noch viel schwieriger ist es, den Zeitpunkt für deren Platzen vorauszusehen. Die Bewertung von Unternehmen, die Umsatzsteigerungen von 50% pro Jahr und mehr schaffen, ist naturgemäss sehr szenarioabhängig und damit nach oben und unten fehleranfällig. Trotz berechtigter Skepsis beruhen die Bewertungen auf stark steigenden realen Gewinnen. Mass halten bei der Exposition in sehr hoch bewertete Titel, ohne komplett auszusteigen, scheint uns daher das Gebot der Stunde. Je nachdem wie man die Produktivitätsgewinne aus der künftigen Anwendung der KI beurteilt, kann man auch jetzt zu einer positiven Beurteilung des Kurspotentials von Tech-Aktien gelangen. Eine einfache Antwort auf die Frage, ob wir uns derzeit in einer Blase befinden, gibt es also aus unserer Sicht nicht. Wir halten auch aus diesem Grund weiterhin eine neutrale Gewichtung von Aktien in unserer Anlagestrategie.US-Zölle: China verhandelt erfolgreich
Ende Oktober fand in Seoul, Südkorea, das US-China Gipfeltreffen zwischen D. Trump und X. Jinping statt. Ziel war eine Deeskalation des Handelskonfliktes. Nachdem China Exportkontrollen auf seltene Erden eingeführt hatte, war seitens der USA eine gestiegene Verhandlungsbereitschaft über Einfuhrzölle erkennbar. Seltene Erden sind wichtige Rohstoffe für Technologieprodukte wie Elektromotoren oder Halbleiter. China fördert knapp 80% der Weltproduktion und prozessiert fast 90% des Weltmarktangebotes. Damit hat China eine beinahe Monopolstellung. Aus der Kommunikation beider Verhandlungspartner scheint eine Einigung zustande gekommen zu sein: China verzichtet auf Exportkontrollen bei seltenen Erden und die USA senken die Zölle gegenüber China um 10%. Ausserdem lassen die USA den Export wichtiger Technologiegüter nach China wieder zu.
Wie hoch die Zölle auf chinesischen Exporten in die USA nun effektiv sind, ist ein verwirrendes Thema. So haben sich die US-Zölle gegenüber China seit dem 2. April alle paar Wochen verändert und lagen auch schon mal bei 100%. Es scheint aber so zu sein, dass der durchschnittliche Zoll auf chinesischen Waren bei rund 16% bis 18% liegen dürfte. Damit liegt er nah am Zolltarif, der auf EU-Exporten in die USA lastet (15%).
In diesen Tagen wird auch das Urteil des Obersten Gerichts der USA erwartet, inwiefern Trumps Verwendung von Notrecht legitim war, um die reziproken Zölle einzuführen. Aber auch ein Entscheid gegen Trump würde kaum zur Abschaffung der Zölle führen. Eine neue kreative rechtliche Begründung für den Erhalt der US-Zölle ist wahrscheinlicher.
Xi Jinping erscheint vielen Beobachtern als Gewinner dieser Verhandlungen dazustehen. China und die USA haben offenbar tiefe wechselseitige Abhängigkeiten, die es Xi Jinping ermöglichen, die Zölle zu verhandeln. Ob die Einigung so von Dauer sein wird, bleibt weit offen. Die Einigung in Seoul ist offenbar nur auf ein Jahr befristet. Die Finanzmärkte haben aber diese Deeskalation mit Erleichterung begrüsst, nachdem der Streit zur Volatilität beigetragen hatte.
Unsere Anlagetaktik: Oktober erfolgreich
Die Anfang Oktober erfolgten Kursgewinne bei Aktienindices konnten bis dato (10. Nov) erhalten werden. Die rasante Preisentwicklung bei Gold scheint gegenwärtig etwas zu pausieren. Der Goldpreis notiert derzeit mit rund 105 700 CHF nicht weit unter dem Allzeithoch von Mitte Oktober. Eine teilweise Mitnahme von Gewinnen auf Gold ist im Sinne von Anlagedisziplin angebracht. Bei Aktien bleiben wir aufgrund ausgeglichener Pro- und Contra-Argumente taktisch neutral gewichtet.
Heutige Marktentwicklung (Stand ca. 10:00 Uhr, 10. November 2025, Basel Zeit)
Die heutige Markteröffnung ist aufgrund neuer Hoffnung auf ein baldiges Ende der US-Haushaltsblockade (Shutdown) positiv. Der bisher längste Shutdown in der US-Geschichte dauert seit dem 1. Oktober an und betrifft viele Bereiche der US-Bundesverwaltung. Ob der im Senat überparteilich unterstütze Vorstoss die Abstimmung in der grossen Kammer (House of Representatives) übersteht, bleibt noch ungewiss.
Der Versuch der Demokraten massive Prämienerhöhungen in der Krankenversicherung abzuwenden, scheint mit diesem Kompromiss vorerst gescheitert zu sein. Eine spätere Abstimmung zuzulassen, war die Konzession der Republikaner, welche den Kompromissvorstoss ermöglichte.
Möglicherweise wird das Ende des Shutdowns bloss temporär sein und die Schliessung der US-Bundesverwaltung könnte in wenigen Monaten neu ausgerufen werden.
Der Schweizer Aktienindex (SMI) startet mit einem Plus von 0.6% in die neue Handelswoche. Der deutsche Aktienindex (DAX) eröffnet ca. 1.4% über den Schlusskursen vom Freitag. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls einen deutlich positiven Handelsstart.
USA: Konjunkturdaten Mangelware
In den Vereinigten Staaten geht der Shutdown bereits in den zweiten Monat und immer mehr Veröffentlichungen wichtiger Konjunkturdaten fallen ihm zum Opfer. War es vor gut einem Monat der US-Arbeitsmarktbericht für September, so blieben in der letzten Oktoberwoche die Veröffentlichung der ersten Schätzung für die Q3-Zahlen des BIP sowie der von der US-Notenbank stark beachtete PCE-Deflator als Mass für die US-Inflation aus. Publiziert wurde dagegen das Verbrauchervertrauen des Conference Board. Die Erwartungskomponente liegt mit 71.5 Punkten weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre von fast 85 Punkten. Ein ähnliches Bild zeigt die von der University of Michigan ermittelte Konsumentenstimmung. Hier liegt die Erwartungskomponente für den entsprechenden Zeitraum nur geringfügig über den Tiefständen der Krisenjahre dieses Jahrtausends (Abb. 1). Die gedrückte Stimmung unter den Konsumenten dürfte dafür sorgen, dass sich die Konjunktur in den USA auch in den kommenden Quartalen wenig dynamisch entwickeln wird. Die Konsensprognose für 2026 signalisiert einen Anstieg des BIP von weniger als 2 %.
Abb. 1: USA – Konsumentenstimmung (Erwartungen)
Eurozone: Stimmungsindikatoren leicht aufwärts
Trotz der US-Zölle hat sich die Stimmung unter den Unternehmen in der Eurozone aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex (gesamt) ist auf 52.2 Punkte gestiegen und liegt damit erstmals wieder etwas deutlicher über der kritischen 50-Punkte-Marke. Auch andere Stimmungsindikatoren stützen das leicht positive Bild. Dies gilt nicht zuletzt für die deutsche Volkswirtschaft (Abb. 2), obwohl die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2025 stagnierte, das BIP also keine Zunahme verzeichnen konnte. Für 2026 verspricht die Konsensprognose (Median) für das BIP der Eurozone weiterhin einen Zuwachs von etwas mehr als 1 %, die Arbeitslosenquote bleibt historisch betrachtet tief.
Abb. 2: Eurozone – ifo-Index (Erwartungen)
Schweiz: Keine klare Richtung erkennbar
Die Stimmungsindikatoren haben sich nicht zum ersten Mal etwas gegensätzlich entwickelt. Dies gilt speziell für die beiden Einkaufsmanagerindizes. Während der Index für die Industrie auf 48.2 Punkte zulegen konnte, gab der Index für den Dienstleistungsbereich wieder nach. Er wird mit 47.8 Punkten ebenfalls wieder im kontraktiven Bereich notiert. Das KOF-Konjunkturbarometer liegt mit 101.3 Punkten wieder etwas höher, aber nach wie vor nahe seinem langfristigen Durchschnitt (Abb. 3). Für 2026 gehen die Prognostiker auch für die Schweiz von einem Anstieg des BIP von über 1 % aus.
Abb. 3: Schweiz – KOF-Konjunkturbarometer
Fed senkt den Leitzins
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt und damit das Zielband auf 3,75 % bis 4,00 % reduziert. Mit diesem Schritt reagiert sie auf die Abkühlung des amerikanischen Arbeitsmarkts, obwohl die Inflation weiterhin über dem Zielwert liegt. Trotz der anhaltenden Teuerung und der durch Importzölle verstärkten Preisrisiken will die Fed die Konjunktur stützen. Laut der im September veröffentlichten Prognose dürfte die Inflation erst 2028 wieder das 2-Prozent-Ziel erreichen. Zudem deuteten die jüngsten Arbeitsmarktdaten auf eine nachlassende Dynamik hin. Fed-Chef Jerome Powell betonte, dass die Risiken für die Beschäftigung derzeit höher eingeschätzt würden als jene für die Preisstabilität. Eine weitere Zinssenkung im Dezember sei allerdings offen. Kurzfristig rechnet die Fed nicht mit einer weiteren Verschlechterung des Arbeitsmarkts, sieht aber erhöhte Unsicherheiten durch die neuen Zölle und den anhaltenden Regierungs-Shutdown, der offizielle Datenveröffentlichungen verhindert. Langfristig könnte die Entscheidung über die Nachfolge von Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet, die geldpolitische Richtung entscheidend prägen.Ausblick
Im Oktober entwickelten sich die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen unterschiedlich. In den USA lag die Rendite bei etwa 4,08 % Ende Monat. In Deutschland betrug sie rund 2,63 %, während die Rendite in der Schweiz mit etwa 0,15 % weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau blieb. Für die kommenden Monate zeichnen sich unterschiedliche Trends ab. In den USA könnte die Rendite nach dem jüngsten Zinscut der Fed etwas nachgeben – insbesondere, falls sich die wirtschaftliche Abkühlung weiter verstärkt. In Deutschland spricht die stabile Inflation eher für einen leichten Anstieg der Renditen. In der Schweiz dürften die Renditen auf ihrem niedrigen Niveau verharren, gestützt durch die Geldpolitik der SNB. Wir behalten unsere Untergewichtung bei den Obligationen in CHF bei.
Schweizer Immobilienmarkt
Ein goldener Oktober am Schweizer Markt für kotierte Immobilienanlagen. Sowohl die Fonds als auch das Aktiensegment konnten zulegen. Obwohl der Monatsstart noch eher verhalten verlief, konnten gegen Monatsende die Fonds um 3,2 % und die Aktien um 2,1 % zulegen (Abb. 1). Damit hält der äusserst positive Jahrestrend an. Seit Jahresbeginn konnten Fonds um 8,7 % zulegen und Aktien stiegen um 16,8 %. Im Oktober wurden mit PURE und Comunus zwei Fonds neu an der SIXT kotiert. Dadurch enthält der Index für Immobilienfonds SWIIT nun 46 Mitglieder. Auch sonst waren die Kapitalmarkttransaktionen weiterhin sehr rege. Mit dem frischen Geld werden Liegenschaften erworben oder die Schuldenlast reduziert. Fundamental bleibt die Nachfrage nach Wohnraum stabil. Zu beobachten sind steigende Substanzwerte, stabile oder steigende Mieten und sinkende Leerstände. Auch die Ausschüttungsrenditen der Fonds bleiben mit durchschnittlichen 2,3 % auf Indexebene sehr attraktiv. Durch den Preisanstieg stiegen auch die Aufgelder gegenüber dem Vormonat und liegen nun durchschnittlich bei 37 %, mit einer Bandbreite von 59 % bis –12 % unter den einzelnen Fonds des SWIIT Index. Wir sind aktuell bei den indirekten Immobilienanlagen leicht übergewichtet.
Abb. 1: Schweizer Immobilienmarkt in %
Fortsetzung der Aktienmarktrallye im Oktober
Die anhaltende Begeisterung der Investoren für künstliche Intelligenz, ein guter Start in die Berichtssaison für US-Unternehmensgewinne, die trotz Haushaltssperre offenbar weiterhin resiliente US-Wirtschaft samt Aussicht auf eine anhaltend expansive Geldpolitik sowie politische Entspannung an der US-chinesischen Handelsfront und im Nahen Osten gaben den Aktienmärkten im Oktober insgesamt weiterhin Auftrieb. Auch die Outperformance der Schwellenländeraktien setzte sich mit den technologielastigen koreanischen und taiwanesischen Aktienmärkten als Spitzenreitern fort. Unter den grossen Aktienmärkten der Industrieländer profitierten insbesondere Japan dank Vorschusslorbeeren für die neue Premierministerin sowie amerikanische Megacaps mit KI-Bezug. Der Schweizer Aktienmarkt konnte seine zwischenzeitliche Führung nicht halten, nachdem die Geschäftsergebnisse der drei Indexschwergewichte Nestlé, Novartis und Roche den Erwartungen der Analysten nicht standgehalten hatten (Abb. 1). Neben Technologietiteln zählten auf globaler Sektorenebene auch Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Versorger zu den Outperformern. Dagegen zeigten sich die Sektoren Grundstoffe, Immobilien, Finanzen und Verbrauchsgüter schwächer.
Abb. 1: Regionale Aktienperformance im Oktober 2025
Index, 30.09.2025=100
Zum Monatsende Oktober hatten knapp zwei Drittel der Unternehmen aus dem S&P-500-Index ihre Geschäftszahlen für Q3/2025 veröffentlicht. Gut 80 % konnten dabei die Gewinnerwartungen der Analysten übertreffen. Das Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahresquartal liegt auf Indexebene insgesamt über 10 % und ist im Technologiesektor am höchsten, gefolgt von Versorger- und Finanztiteln mit jeweils über 20 %. Das solide Gewinnwachstum und die weiterhin positiven Erwartungen (Abb. 2) werden auch als Rechtfertigung für die historisch hohen Bewertungen herangezogen.
Abb. 2: S&P 500-Gewinnentwicklung und -erwartungen
Quartalsgewinne in USD