Auch bei Obligationen gilt: Darum prüfe, wer sich lange bindet

Obligationen spielten bei vielen privaten Anlagen lange Zeit nur eine Nebenrolle, an höhere Zinszahlungen erinnerten sich meist nur noch die Älteren. Der Zinsanstieg im vergangenen Jahr rückt Obligationen nun wieder ins Rampenlicht.
Am 29.06.2023 in N° 1/2023 von Dr. Rolf Wetzer, Finanzanalyst, und Nicolas Hefti, Portfoliomanager

Obligationen sind Darlehen (auch als Anleihen bezeichnet), bei denen sich Schuldnerinnen und Schuldner («Emittenten») befristet Geld leihen und dafür im Gegenzug regelmässig festgelegte Zinsen bezahlen. Am Ende der Laufzeit (Fälligkeit) zahlen sie das Geld zurück.

Festhalten an den Obligationenanlagen

Ganz früher waren Obligationen noch etwas zum Anfassen, sie waren bunt und schön. Es gab einen physischen Schuldbrief, auf dem die Bedingungen wie Kreditsumme (Nennwert), Verzinsung, Zahlungsbedingungen und Rückzahlung vermerkt waren. Daneben gab es für jede Zinszahlung einen Coupon. Wer die Urkunde besass, erhielt die Rückzahlung zum Nominalwert und mit den Coupons die Zinszahlung. Durch diese Verbriefung wurden die Schulden handelbar gemacht. Obligationen sind somit sowohl für Personen und Institutionen, die Geld anlegen wollen, wie auch für jene, die Geld benötigen, vorteilhaft. Emittenten können die Summe stückeln: Benötigen sie beispielsweise CHF 10 Mio., können sie 10 000 Obligationen mit einem Nennwert von je CHF 1000 an Anlegerinnen und Anleger verkaufen. Diese wiederum können mit vergleichsweise geringen Summen an Grosskrediten teilnehmen.

Quelle: BKB, BIS

Der Markt für Obligationen

Der globale Anleihemarkt ist riesig und umfasst eine breite Palette von Instrumenten. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schätzt seine Grösse für das Jahr 2022 auf etwa USD 136 000 Milliarden. Er ist damit wesentlich grösser als der globale Aktienmarkt, der auf USD 86 000 Milliarden geschätzt wird. Der Anleihemarkt entspricht rund dem 160-Fachen der Schweizer Wirtschaftsleistung eines Jahres. Der Anleihemarkt ist eine wichtige Finanzierungsquelle für Regierungen, Banken, Unternehmen und andere Einrichtungen. Rund die Hälfte aller Obligationen wurde von Staaten herausgegeben, über ein Drittel von Finanzinstituten. Der Rest entfällt auf Firmen. Geografisch dominieren die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von über 40 %, gefolgt von Asien und Europa (siehe Abb. 3). Neben den klassischen Obligationen gibt es viele andere Spielarten, die allerdings Fachleuten vorbehalten sein sollten. So gibt es beispielsweise Obligationen, deren Zahlungen von Inflation, Versicherungsschäden, Haus-, Auto- oder Geldkartenzahlungen abhängen. Andere wandeln sich von Schulden in Eigenkapital oder werden gänzlich wertlos. Letzteres geschah bei der Schieflage der Credit Suisse mit deren nachrangigen Anleihen, den sogenannten AT1- oder CoCo-Anleihen.

Der Markt ist unterteilt in Primär- und Sekundärmarkt. Der Primärmarkt beschreibt die Emission neuer Obligationen, nur hier erhalten die Emittenten das Kapital. Auf dem Sekundärmarkt bleiben die Investorinnen und Investoren unter sich und handeln bereits bestehende Obligationen. Dazu braucht es einen Kurs.

Drei Faktoren, die die Kurse von Obligationen bestimmen: Marktzins, Bonität, Liquidität.

Marktzins

Um den Preis einer Obligation zu ermitteln, setzt man alle noch ausstehenden Zahlungen ins Verhältnis zu einem aktuellen Marktzins. Dadurch entsteht ein Kurs, der sich zum Teil recht deutlich von dem Rückzahlungskurs von 100 am Laufzeitende unterscheidet. Sinkende Zinsen bewirken dabei steigende Kurse und umgekehrt. Diese Kurs-Zins-Beziehung ist für Anlegerinnen und Anleger von wesentlicher Bedeutung.

Mit welchem Zins gerechnet wird, entscheidet der Markt, sprich Angebot und Nachfrage. Die Basis sind Zinsen für Staatsanleihen, allerdings spielen auch Bonität und Liquidität eine grosse Rolle.

Da sich Marktzinsen stetig ändern, entsteht ein sogenanntes Zinsänderungsrisiko. Dieses ist umso ausgeprägter, je weiter die Fälligkeit in der Zukunft liegt. Wer eine Obligation kauft und bis zur Fälligkeit hält, den betrifft dieses Risiko nicht. Zwischenzeitliche Kursänderungen können ignoriert werden, man bekommt bei Fälligkeit den Nennwert zurück.
Muss jedoch die Obligation vor der Fälligkeit verkauft werden, kann dieses Risiko sehr hoch sein, wie die Notlage der Silicon Valley Bank aus diesem Frühjahr zeigt. Diese wurde letztlich abgewickelt.

Bonität

Für Käuferinnen und Käufer von Obligationen ist es essenziell, dass sie das verliehene Geld am Ende von den Emittenten zurückerhalten. Je eher man diesen die Fähigkeit zutraut, desto weniger Zins müssen sie leisten. Als sicher gelten beispielsweise Regierungen mit ihren Staatsanleihen. Verfügt man dagegen über eine geringere Bonität, wird ein Zinsaufschlag fällig, der «Credit Spread». Je grösser dieser Aufschlag, desto geringer schätzt der Markt die Bonität der ausgegebenen Obligationen ein.
Rating-Agenturen benoten ständig die Kreditqualität unter anderem von Staaten, Unternehmen und Institutionen und unterteilen diese in zwei Gruppen: kaufbar und hochspekulativ. Die zweite Gruppe wird auch «Junk Bonds» genannt. Verschlechtert sich deren Bonität, steigt der Credit Spread und somit der vom Markt geforderte Zins. Steigende Zinsen führen zu sinkenden Kursen.

Liquidität

Die dritte Preiskomponente ist die Liquidität, also die Möglichkeit, Obligationen jederzeit am Sekundärmarkt zu handeln. Ist diese eingeschränkt, handelt die Obligation mit einem Zinsaufschlag, der wiederum den Kurs drückt. 

Fonds als Alternative zu Einzelanlagen

Wer die zum Teil recht hohe Mindestanlage einzelner Obligationen scheut, kann auf Fonds ausweichen. Damit erlangt man auch mit geringen Summen die Vorteile eines Portfolios: eine ausreichende Streuung über Schuldner, Laufzeiten und Sektoren. Zudem kann man aus einer Vielzahl von Strategien wählen. Ein Fonds hat eine mittlere Laufzeit und Schuldnerqualität. Er verhält sich somit wie eine Einzelanlage. Ein Fondsinvestment ist eine ideale Möglichkeit, an der Vielfalt des Obligationenuniversums teilzuhaben, ohne sich in deren Komplexität zu verlieren. Dieses bildet damit im Portfolio einen wichtigen Baustein, der sich ertragreich und risikomindernd auswirkt.

BKB Sustainable Global Corporate Bond Fonds

Im zweiten Quartal 2023 wurde der BKB Sustainable Global Corporate Bond Fonds lanciert, der weltweit in Unternehmensanleihen investiert.

Das Ziel

Er soll langfristig die Wertentwicklung eines Vergleichsindex übertreffen: des Bloomberg Global Aggregate Corporate Index®, ein gängiger Index für globale Unternehmensanleihen.

Der Vergleichsindex

Der Vergleichsindex besteht aus rund 2100 privatwirtschaftlichen Schuldnerinnen und Schuldnern und beinhaltet insgesamt mehr als 15 500 einzelne Obligationen. Geografisch dominieren Anleihen aus den USA. Sie machen über 55 % der Anlagen aus. Ebenfalls eine bedeutende Gewichtung haben Unternehmensanleihen aus Grossbritannien, Frankreich, Kanada, Deutschland und Japan. Betrachtet man die Gewichtung nach Sektoren, so fällt die grosse Bedeutung von Anleihen aus dem Finanzbereich auf. Deren Anteil beträgt rund 40 %. Insgesamt verfügt der allergrösste Teil der investierbaren Obligationen über eine gute bis sehr gute Bonität.

Unser Selektionsprozess

Sämtliche Emittenten, die im Vergleichsindex zu finden sind, müssen einen mehrstufigen Selektionsprozess durchlaufen, um investierbar zu werden.

  • In einem ersten Schritt werden jene aussortiert, die den Nachhaltigkeitsansprüchen der Basler Kantonalbank nicht genügen.
  • In einem zweiten Schritt wird sichergestellt, dass nur solche zur Verfügung stehen, die von anerkannten Research-Häusern analysiert und für gut befunden werden.
  • In einem dritten Schritt wird die Liquidität der einzelnen Anleihen überprüft. Ein ständiger Handel und ein ausreichend hohes Handelsvolumen müssen gewährleistet sein, damit bei Kauf und Verkauf eine korrekte Preisfindung gewährleistet ist.

Das Resultat

Das investierbare Anlageuniversum umfasst am Ende ein Portfolio aus rund 200 unterschiedlich gewichteten Einzeltiteln.

Kontakt

Dr. Rolf Wetzer, Finanzanalyst, und Nicolas Hefti, Portfoliomanager

Rechtliche Informationen

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Allgemein
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Verbot bestimmter Mitarbeitergeschäfte
Die BKB stellt sicher, dass ihre Finanzanalysten sowie die an der Erstellung der Finanzanalyse beteiligten Mitarbeiter keine Geschäfte mit Finanzinstrumenten, auf die sich die Finanzanalysen beziehen, oder damit verbundenen Finanzinstrumenten tätigen, bevor die Empfänger der Finanzanalysen oder Anlageempfehlungen ausreichend Gelegenheit zu einer Reaktion hatten. 

Hinweis auf Bewertungsgrundlagen und -methoden –Sensitivität der Bewertungsparameter 
Die Analysen des Investment Research der BKB im sekundären Research beruhen auf allgemein anerkannten qualitativen und quantitativen Bewertungsgrundlagen und Bewertungsmethoden. Zur Unternehmens- und Aktienbewertung werden Methoden wie zum Beispiel Discounted-Cashflow-Analyse, KGV-Analyse sowie Peer-Group-Analyse angewandt. Die jeweiligen Erwartungen über die zukünftige Wertentwicklung eines Finanzinstrumentes sind Ergebnis einer Momentaufnahme und können sich jederzeit ändern. Die Einschätzung der zugrunde liegenden Parameter wird mit grösster Sorgfalt vorgenommen. Dennoch beschreibt das Ergebnis der Analyse immer nur eine aus einer Vielzahl möglicher zukünftiger Entwicklungen. Es ist die Entwicklung, der das Investment Research der BKB zum Zeitpunkt der Analyse die grösste Eintrittswahrscheinlichkeit beimisst.

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