Ab dem Jahr 2003 waren Anlagen in Aktien und Obligationen aus Schwellenländern äusserst erfolgreich. Die globale Finanzkrise 2008/2009 veränderte die zugrunde liegenden Trends jedoch nachhaltig. Konnte man vor 2008 einfach auf das Schlagwort BRIC setzen, so ist heute eine differenziertere Diskussion über Chancen und Risiken notwendig. Die Globalisierung wird sich kaum ins Gegenteil kehren, sie erfordert heute aber neue Blickwinkel, damit man
den steten Wandel erkennen kann.
Anlagen in Aktien und Obligationen aus Schwellenländern werden meist über Anlagefonds getätigt. Dabei haben sich Indizes durchgesetzt, die Richtwerte für die jeweilige prozentuale Gewichtung von Ländern und Regionen vorgeben. Kurz nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wurde in solchen Indizes die Allokation von russischen Aktien und Obligationen ausgebucht. Beim Aktienindex von MSCI für die Emerging Markets dominieren heute China, Taiwan und Indien, die zusammen etwa die Hälfte des Anlagevolumens ausmachen. Mit der Beimischung von Aktien aus Südkorea, Brasilien, Saudi-Arabien, Südafrika, Mexiko, Thailand und Indonesien sind rund 90 % des Anlagevolumens alloziert. Bei dem von uns verwendeten Obligationenindex entfallen auf China, Brasilien, Mexiko, Indonesien, Malaysia und Südafrika je rund 10 %. Danach folgen mit absteigender Gewichtung Polen, Tschechien, Kolumbien, Rumänien, Ungarn, Peru, Chile und die Türkei. Damit sind ebenfalls über 90 % des Anleiheportfolios regional festgelegt.
Schwellenländer – ein Oberbegriff, der wenig erklärt
Es ist offensichtlich, dass der Begriff Schwellenländer bezüglich der genannten Länder nur noch wenig Erklärungskraft hat. Die Komplexität der Auswahl und der Gewichtung entsprechender Aktien und Anleihen ist bei einer Portfoliokonstruktion schlicht schwindelerregend. Spätestens seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und der immer offener ausgetragenen Rivalität zwischen China und den USA stellen sich grundlegende Fragen in Bezug auf Anlagen in diese beiden Länder. Bevor man aber überhaupt näher die Detailaspekte der Anlagemöglichkeiten beleuchtet, sollte man sich fragen, welche ökonomischen Trends, insbesondere im Welthandel, Anlagen in diesen Staaten attraktiv machen.
Eine Sicht auf die Globalisierung als eine geografische Verschiebung von Werkplätzen in Länder mit tieferen Löhnen ist kaum mehr hilfreich, um die neuen Trends zu verstehen.
Globalisierung im Wandel
Die aufgeführten Schwellenländer tragen heute gut 40 % zur globalen Wirtschaftsleistung bei und erzeugen etwa die Hälfte des globalen Wirtschaftswachstums. In den frühen Phasen der Globalisierung wurden Schwellenländer als kostengünstige Produktionsstandorte wahrgenommen. Der Konsum der dort hergestellten Produkte fand durch den Export grösstenteils in entwickelten Ländern statt. Mit den stark gestiegenen Einkommen und der Entstehung einer neuen konsumkräftigeren Mittelschicht haben sich die geografischen Verhältnisse von Produktion und Konsum zwischenzeitlich stark verändert.
Eine Studie des McKinsey Global Institute (Globalization in transition: the future of trade and value chains, 2019) geht davon aus, dass bis 2030 bereits 51 % des globalen Konsums in Schwellenländern erfolgen werden. Noch im Jahr 2007 lag dieser Anteil bei 26 %. In einer Welt, in der an den Produktionsstandorten mehr und mehr vor Ort konsumiert wird, kann der Anteil der Exporte an der Wirtschaftsleistung nicht stetig weiterwachsen (siehe Abb. 5). Der Werkplatz China ist in wenigen Jahrzehnten zu einem wichtigen Konsumentenmarkt herangereift. Dieser Trend ist auch in vielen anderen Schwellenländern zu beobachten.

Wirkungsweise der weltweiten Wertschöpfungsketten
Auch die Wirkungsweise der weltweiten Wertschöpfungsketten verändert sich. In den sechs Boxen auf Seite 31 sind sechs verschiedene Archetypen von Wertschöpfungsketten beschrieben, was nützlich ist, um eine Diskussion der Handelstrends vornehmen zu können. Es zeichnen sich dabei drei Haupttrends ab:
Trend 1: Wertschöpfungsketten für Güter werden weniger handelsintensiv
Dieser Trend bedeutet keine Umkehr der Globalisierung. Er bedeutet vielmehr, dass mit der steigenden Bedeutung der Absatzmärkte in den Schwellenländern die Produktion vor Ort stärker die lokale Nachfrage deckt und kein grosser Produktionsüberschuss für den weltweiten Export mehr entsteht. Somit ist in den Wertschöpfungsketten «globale Innovationen» und «regionale Verarbeitung» trotz Wachstum der Anteil der Exporte an der gesamten regionalen Wirtschaftsleistung im Trend gefallen.
Trend 2: Wertschöpfungsketten werden wissensintensiver
Trend 3: Wissensintensive Dienstleistungen werden handelsintensiver
Implikationen für Anlagen in Schwellenländern
Eine Sicht auf die Globalisierung als eine geografische Verschiebung von Werkplätzen in Länder mit tieferen Löhnen ist kaum mehr hilfreich, um die neuen Trends zu verstehen. Die Verlangsamung des Wachstumstempos von Schwellenländern wie China oder Indien sowie die Konvergenz zu den Wachstumsraten der USA oder der EU bedeuten nicht zwingend, dass Anlagen in Schwellenländern strukturell weniger attraktiv geworden sind. Tatsächlich verändern sich die Wertschöpfungsketten, und die Unternehmen aus Industrienationen sind mit solchen aus Schwellenländern in einer bereits stark globalisierten Welt immer mehr auf Augenhöhe im Wettbewerb miteinander.
Bei Investments in Schwellenländern sollten die sich heute abzeichnenden Trends beachtet werden. Wir legen Wert darauf, dass die von uns empfohlenen aktiven Fonds, die oben diskutierten Trends bei der Gewichtung von Ländern und Sektoren einbeziehen.
In den breit beachteten Referenzindizes sind China, Taiwan, Indien und Südkorea stark gewichtet. In Anbetracht der steigenden geostrategischen Spannungen zwischen den USA und China, aber auch aus Sicht der Nachhaltigkeit wäre es aus unserer Sicht wünschenswert, dass Fonds sich weniger starr an Referenzindizes orientieren bzw. in denzes eine allzu starke Gewichtung einzelner Länder systematisch vermieden wird. Für Anlegerinnen und Anleger ist es wichtig, dass sie sich dieser Problematik bewusst sind und diese bei ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen.

Länder wie China oder Indien haben an Wachstumsgeschwindigkeit verloren.
Ein Trend, der bei Investments in Schwellenländern berücksichtigt werden sollte.
Sechs verschiedene Archetypen von Wertschöpfungsketten (McKinsey-Studie):
Globale Innovationen
Regionale Verarbeitung
Arbeitsintensive Dienstleistungen
Arbeitsintensive Güter
Ressourcenintensive Güter
Wissensintensive Dienstleistungen

Dr. Sandro Merino
Chief Investment Officer und Leiter BKB Asset Management
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Rechtliche Informationen
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