Fonds: Von den Herausforderungen bei der Selektion nachhaltiger Fonds

Nachhaltig orientierte Anlagerinnen und Anleger können aus einer Vielzahl möglicher Fonds auswählen. Ein genauerer Blick in die einzelnen Fonds fördert jedoch regelmässig grosse Unterschiede zutage. Je nach Definition der Nachhaltigkeit finden sich auch problematische Titel in den Anlagevehikeln. Ein Blick hinter die Kulissen und auf den Ansatz der BKB.
Am 29.06.2022 in N° 1/2022 von Daniel Breitenstein, Finanzanalyst

Investorinnen und Investoren mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit haben heutzutage die Qual der Wahl. Alleine der europäische Fondsmarkt umfasst über 40 000 Fondsprodukte. Die Zahl der in der Schweiz zum Vertrieb zu gelassenen Fonds beträgt rund 10 000. Zahlreiche dieser Fonds wenden mittlerweile mehr oder minder strenge Nachhaltigkeitskriterien an. Jedoch gibt es nach wie vor keine allgemeingültige Definition von Nachhaltigkeit. Dies macht eine differenzierte Sicht auf das Thema ESG notwendig, um die Spreu vom Weizen zu trennen.

Die BKB nimmt Einfluss auf Fondsanbieter

Der Weg ist lang und steinig, bis wir einen nachhaltigen Fonds empfehlen oder ihn in unseren nachhaltigen Delegationslösungen einsetzen. Oft scheitert es an den Ausschluss kriterien «Nuklearenergie» und «Gentechnologie in der Landwirtschaft» oder an der zu wenig stringent umgesetzten ESG-Analyse. Wir treten häufig in einen Dialog mit den Fondsgesellschaften. Dabei versuchen wir, Verständnis für unsere Sicht auf ESG zu schaffen und die Fondsmanagerin oder den Fondsmanager dazu zu bewegen, zusätzliche Kriterien anzuwenden. Am ehesten gelingt das bei den Ausschlusskriterien. So hat sich DNB Asset Management, eine Geschäftseinheit der norwegischen DNB Bank, im Rahmen des Evaluationsprozesses für ihren DNB Renewable Energy Fund bereit erklärt, das Ausschlusskriterium «Gentechnologie in der Landwirtschaft» zusätzlich zu berücksichtigen. Aufgrund dessen wurde sogar eine Aktie aus dem Portfolio entfernt.

Von der Kernkraft und der neuen Definition von Nachhaltigkeit

Leider bleiben derartige Erfolge die Ausnahme. Dies zeigt u.a. das Beispiel Nuklearenergie: Firmen wie Iberdrola werden von Fondsmanagerinnen und Fondsmanagern ungern ausgeschlossen. Der spanische Versorger baut die Stromproduktionskapazitäten aus erneuerbaren Energiequellen rasant aus. Der Umsatzanteil von Kernenergie am Angebotsmix ist aber weiterhin signifikant. Dennoch findet sich der Titel von Iberdrola in zahlreichen nachhaltigen Portfolios. Es scheiden sich die Geister, ob Nuklearenergie aus ESG- Gesichtspunkten investierbar ist. Für die einen sprechen die Endlagerungsproblematik, der schmutzige Uranabbau oder das Risiko eines GAUs gegen diese Form der Energiegewinnung. Andere wiederum gewichten den Vorteil einer CO₂-freien Stromerzeugung stärker und sehen nichts Falsches an einem Kernkraftwerksbetreiber in einem nachhaltigen Portfolio. Selbst die Europäische Kommission hat gemäss dem letzten Stand der EU-Taxonomie-Verordnung, einem Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Geschäftsaktivitäten, Investitionen in Kernkraftwerke unter bestimmten Voraussetzungen als nachhaltig eingestuft. Für uns bleibt Nuklearenergie für ein nachhaltiges Portfolio aber nach wie vor nicht investierbar.

Für uns bleibt Nuklearenergie für ein nachhaltiges Portfolio aber nach wie vor nicht investierbar.

Beim Begriff «Impact Investing» ist Vorsicht geboten

Gelegentlich werden nachhaltige Anlagen mit Impact Investing in Verbindung gebracht. Impact Investing verlangt ein wirkungsorientiertes Investieren. Im Gegensatz zum nachhaltigen Anlegen stellt das primäre Ziel die soziale und ökologische Wirkung dar, gekoppelt mit einer finanziellen Rendite (siehe Abb. 8). Ebenfalls sehr wichtig: Die Wirkung des investierten Frankens muss sowohl möglichst direkt als auch objektiv messbar sein.

Aktien und Anleihen sind für Impact Investing ungeeignet

Bei traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen ist ein glaubwürdiges Impact Investing eigentlich nicht umsetzbar. Investiert wird meist in börsengehandelte Aktien und Anleihen. Bei derartigen Sekundärmarkttransaktionen steht auf der Gegenseite eine Investorin oder ein Investor als Verkäuferin oder Verkäufer. Der investierte Betrag kommt somit nicht direkt einem ökologischen oder sozialen Nutzen zugute. Es mangelt an der objektiven Quantifizierung einer allfälligen Wirkung. Der direkte Bezug des investierten Frankens zur positiven Wirkung fehlt ebenso. Dies gilt selbst bei nachhaltigen Anlagethemen wie Wasserwirtschaft, Erzeugung erneuerbarer Energie oder Energieeffizienz. Um beim Fonds-Beispiel DNB Renewable Energy Fund zu bleiben: In dessen Portfolio befinden sich sogenannte «Problemlöser». Das sind Firmen, die Lösungen zur Senkung oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen anbieten. Trotzdem ist dies aufgrund der vorgängigen Argumente nicht mit Impact Investing gleichzusetzen.

Mittels Green Bond- und Social Bond-Fonds wirkungsvoll investieren

Noch am ehesten können aus unserer Sicht «Green Bond-Fonds» und «Social Bond-Fonds» als Impact Investments bezeichnet werden. Wobei auch da der Vorwurf des Greenwashings immer häufiger auftaucht. Green und Social Bonds sind Anleihen, mit deren Emissionserlösen Projekte mit hohem ökologischem oder sozialem Nutzen finanziert werden. Zu bedenken ist hierbei, dass der zweckgebundene Bezug zum Projekt nur zum Zeitpunkt der Emission vorliegt.

Mikrofinanzanlagen als hochwirksame Finanzanlagen

Für ein glaubwürdiges wirkungsorientiertes Investieren muss der Schritt in das Segment der alternativen Anlagen gewagt werden. Konkret wären dies Privatmarktanlagen. Derartige Anlageformen sind meist institutionellen Anlegern vorbehalten und für Privatanlegerinnen und Privatanleger nicht ohne Weiteres zugänglich. Sehr bekannt sind Mikrofinanzanlagen. Dies sind privat platzierte Darlehen, die über Mikrofinanzinstitute an Kleinkreditnehmerinnen und Kleinkreditnehmer in Entwicklungsländern vergeben werden. Verfolgt wird dabei ein vornehmlich soziales Wirkungsziel, nämlich die Anhebung des Lebensstandards.

Nachhaltige Fonds: zur Empfehlungsliste der BKB

Auf unserer Empfehlungsliste für nachhaltige Fonds führen wir mehrere Aktien- und Anleihefonds von anderen Anbietern, die unseren strengen Nachhaltigkeitsanforderungen genügen und zusätzlich einen starken ökologischen oder sozialen Bezug aufweisen. Dazu zählen neben nachhaltigen Themenfonds auch Green- und Social Bond-Fonds. Und für qualifizierte Anlegerinnen und Anleger, die an Impact Investing interessiert sind, bietet sich die Möglichkeit einer Anlage in einen Mikrofinanzfonds.

Abb. 8: Unterschiedliche Ausprägungen des Investierens

Quelle: BKB; CFA Institute; Boffo, R., and R. Patalano (2020), «ESG Investing: Practices, Progress and Challenges», OECD Paris

Nachhaltige Fonds eine Auswahl der BKB

DNB Renewable Energy Fund (LUI 706372593)

Bei diesem Fonds stehen Unternehmen im Vordergrund, die mit ihren Technologien, Produkten und Dienstleistungen anderen dabei helfen, die Treibhausgasemissionen zu senken, und damit einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Der vom norwegischen Finanzhaus DNB verwaltete Fonds überzeugt zudem durch einen glaubwürdig und stringent umgesetzten Nachhaltigkeits- ansatz.

BNP Paribas Aqua Fund (LU1165135440)

Der vom britischen Vermögensverwalter Impax im Auftrag von BNP Paribas verwaltete Fonds investiert global in Firmen entlang der Wasserwertschöpfungskette. Adressiert wird der effiziente und ressourcenschonende Umgang mit Wasser. Die Strategie ist bereits über zehn Jahre alt. In der Aktienauswahl wird seit jeher grosser Wert auf Nachhaltigkeit gelegt.

UBS MSCI World Socially Responsible UCITS ETF (IE00BK72HJ67)

Der kostengünstige ETF der UBS repliziert den MSCI World SRI Low Carbon 5 % Issuer Capped Index.' Dieser Index besteht aus Aktien von Unternehmen aus Industrieländern, die im Konkurrenzvergleich über ein überdurchschnittlich gutes Nachhaltigkeitsprofil verfügen und zugleich einen sehr tiefen CO-2 Fussabdruck aufweis.

JSS Sustainable Global Thematic Fund (LU0480508919)

Der von J. Safra Sarasin angebotene Fonds vereint konventionelle Megatrends mit Nachhaltigkeit. Investiert wird in Unternehmen, die von langfristigen Megatrends profitieren wie bspw. Digitalisierung, sich verändernden Konsumgewohnheiten oder dem demografischen Wandel. Kombiniert wird dies mit einer stringenten Nachhaltigkeitsanalyse.

Erste Responsible Bond Global Impact Fund (ATOOOOAI EK55)

Bei diesem Impact Bonds-Fonds handelt es sich um einen globalen Anleihefonds, der ausschliesslich in Green Bonds, Climate-Awareness Bonds und Social Bonds investiert. Die Anleihen müssen neben einem hohen sozialen oder ökologischen Nutzen auch allen anderen Anforderungen des integrierten Nachhaltigkeitsansatzes entsprechen. Die Erste Asset Management GmbH ist eine Tochter der österreichischen Erste Group Bank AG und bietet seit 2001 nachhaltige Anlagestrategien an.

BlueOrchard EM SDG Impact Bond Fund (LU1865238064)

Investiert wird ausschliesslich in Unternehmen und Institute aus Schwellenländern, die durch ihre Aktivitäten zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs: steht für «Sustainable Development Goals») beitragen. Im Portfolio befinden sich neben Anleihen von Entwicklungsbanken und von Unternehmen mit starkem SDG-Bezug auch Social und Green Bonds sowie Anleihen von Finanzinstituten mit starkem Fokus auf die Vergabe von Mikrofinanzkrediten.

BlueOrchard Microfinance Fund (1.110973079543)

Dies ist ein klassischer Mikrofinanzfonds, der Kredite an Mikrofinanzinstitutionen aus Schwellenländern vergibt. Die Mikrofinanzinstitute vergeben Kleinstkredite an Einzelpersonen und Kleinunternehmen. Die Kredite haben meist eine fixe Laufzeit und sind nicht börsengehandelt. Entsprechend weist der Fonds eine eingeschränkte Liquidität auf. Der Schweizer Impact-Investment-Spezialist BlueOrchard war vor über 20 Jahren einer der ersten kommerziellen Anbieter von Mikrofinanzanlagen und gehört mittlerweile zum britischen Vermögensverwalter Schroders.

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