Wie Ölkonzerne mit dem Thema CO₂ umgehen

Die EU will im Rahmen des Pariser Klimaabkommens die Treibhausgas-emissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mindestens 40 % reduzieren. Dies hat bedeutende Auswirkungen auf den Energiesektor. Die Erwartungen, welche die betroffenen Energieunternehmen haben, werden anhand zweier Praxisbeispiele aufgezeigt: BP und ExxonMobil.

Am 29.01.2021 in N° 1/2021 von Nicolas Hefti
Wenn es nach dem integrierten Öl- und Gaskonzern British Petroleum (BP) geht, dann hat die Nachfrage nach Erdöl den Höhepunkt überschritten und wird bis im Jahr 2050 um rund 75 % zurückgehen (Szenario: Netto-Null, siehe Abb. 1). Die Briten haben in ihrem jährlich publizierten «Energy Outlook» zwei weitere Szenarien vorgestellt. So prognostiziert BP in einem weiteren Szenario (Szenario: Rapid) einen Rückgang der Nachfrage um rund 50 %. Falls die Weltbevölkerung weiter so viel Öl nachfragt wie bis anhin (Szenario: Business-as-usual), bliebe die tägliche Nachfrage für die kommenden 20 Jahre konstant bei 100 Mio. Fass Öl und ginge bis im Jahr 2050 nur um 5 % zurück.

Während europäische Ölkonzerne wie BP davon ausgehen, dass erneuerbare Energiequellen weiter an Bedeutung gewinnen und sich entsprechend ausrichten, erwarten US-Konkurrenten für die kommenden Jahrzehnte weiterhin eine hohe Nachfrage nach fossilen Energieträgern. Es ist zu hoffen, dass am Ende diese Wette auf die Zukunft, aufgrund des klimaschädlichen Einflusses von fossilen Energieträgern, zugunsten der europäischen Konzerne ausfällt.

Abb.1: Drei BP-Szenarien für die Erdölnachfrage bis 2050 (Mb/d) / Quelle: BP Energy Outlook 2020

Bild: Steigen oder sinken – wie wird sich der Bedarf an fossilen Brennstoffen in Zukunft entwickeln? Die Öl-Multis verfolgen unterschiedliche Strategien.


Welche Strategien verfolgen die integrierten Öl-und Gaskonzerne wie BP oder ExxonMobil?

Während sich in der Vergangenheit die Unternehmensstrategien im Energiesektor ähnelten und darin bestanden, möglichst reiche Öl- und Gasvorkommen zu entdecken, um diese dann möglichst lange auszubeuten, zeigt sich mittlerweile ein deutlich heterogeneres Bild. So sind europäische Öl- und Gaskonzerne in diesem Jahr mit forschen Plänen an die Öffentlichkeit getreten. Den konsequentesten und detailliertesten Transformationsplan hat BP vorgelegt. Die Briten planen, bis 2030 die Öl- und Gasproduktion von heute rund 2.6 Mio. auf 1.5 Mio. Fass pro Tag zurückzufahren. Um den resultierenden massiven Ertragsausfall zu kompensieren, sollen bis 2030 die Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energiegewinnung auf 50 Gigawatt verzwanzigfacht werden.
 
Ausbaupläne gibt es auch bei Bioenergie und Wasserstoff. Wie ernst es BP mit den Bestrebungen ist, zeigen zwei durchgeführte Transaktionen im zweiten Halbjahr 2020. Mit Ørsted, dem dänischen Betreiber von Offshorewindparks, wurde eine Zusammenarbeit vereinbart mit dem Ziel, in der Raffinerie Lingen (Deutschland) grünen Wasserstoff herzustellen. Eine strategische Partnerschaft ist BP mit dem norwegischen Öl- und Gasunternehmen Equinor (ehemals Statoil) eingegangen, um gemeinsam Offshorewindparks vor den Küsten von New York und Massachusetts aufzubauen und zu betreiben. Finanziert werden sollen diese Umbaupläne durch die Cashflows, die Kürzung der Dividenden und den Verzicht auf Aktienrückkäufe. Die langfristige Vision der Briten ist, das Geschäft mit fossilen Energieträgern komplett aufzugeben.
Die langfristige Vision von BP ist, das Geschäft mit fossilen Energieträgern komplett aufzugeben.

Bild: Auf zu neuen Ufern oder weiter, wie bisher? Der Umgang mit dem Thema Klimawandel könnte unterschiedlicher nicht sein. Während die europäische BP in Zukunft verstärkt auf erneuerbare Energien setzt, will die amerikanische ExxonMobil den Ausbau fossiler Brennstoffe weiter erhöhen.

Eine völlig gegensätzliche Position nimmt ExxonMobil ein. Der US-amerikanische Öl- und Gaskonzern, vor noch nicht allzu langer Zeit gemessen an der Marktkapitalisierung das wertvollste US-Unternehmen, treibt den Ausbau der fossilen Energie weiter voran. So wird die Tagesproduktion über die kommenden fünf Jahre von heute rund vier auf fünf Mio. Fass pro Tag ausgebaut. Grosse Wachstumspläne hegt Exxon im permischen Becken, das in den Staaten Texas und New Mexico liegt. Exxon produziert dort rund 0.3 Mio. Fass pro Tag und strebt bis 2024 mehr als eine Verdreifachung an. Weitere Impulse erhofft sich Exxon von Ölfeldern vor Guyana, Brasilien und Mosambik. Mit Chevron und Conoco Phillips schlagen zwei regionale Peers ähnliche Wege ein.

Fazit:

Falls Anleger – trotz nachhaltiger Ausrichtung – ein Investment in den Ölsektor prüfen, gilt es, die einzelnen Unternehmen genau unter die Lupe zu nehmen. Es ist davon auszugehen, dass künftig mehr Unternehmen ihre Geschäfts-strategien auf Nachhaltigkeit ausrichten werden. Insofern dürften im Energiesektor künftig deutlich mehr auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Konzerne zur Auswahl stehen als heute.

Nicolas Hefti

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